Thread: Intensivbettenbelegung in Düsseldorf
Nach einigen Wochen mit stark steigenden Fallzahlen scheint sich das Infektionsgeschehen etwas abzuschwächen, allerdings muss man sagen, dass dies durchaus auch ein Effekt der überlasteten Melde- und Testsysteme sein könnte. Von einer generellen Entspannung der Lage kann im Moment nicht der Rede sein, schon gar nicht in den Kliniken und auf den Intensivstationen. Verschiedene Modellierungen zeigen, dass der Knackpunkt im Gesundheitswesen wenige Tage vor Weihnachten erreicht sein wird. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht zur Triage kommen wird, auch wenn sich das in einigen Hotspots bereits andeutet. In dem nun folgenden Thread von @novemberregen geht es um einen Fall aus Düsseldorf, der verdeutlichen soll, wie angespannt die Lage der Intensivbettenbelegung ist. Es kann jeden treffen! Aber lest am besten selbst.
Ich möchte kurz zum Stand der Intensivbettenbelegung in und um Düsseldorf berichten.
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
Am Mittwoch am späten Nachmittag rief ich den Notruf, weil Mama N. nicht mehr ansprechbar war. Die Einsatzkräfte entschieden sehr schnell, dass sie in eine neurologische Klinik gebracht werden muss und vermutlich intensivpflichtig ist.
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
Nach dem Transport in den RTW standen wir noch knapp eine halbe Stunde vor dem Haus. Währenddessen telefonierten zwei Rettungskräfte ununterbrochen, um eine Klinik zu finden, die sie aufnimmt.
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
Schließlich fuhren sie einfach los, wechselten aber noch 3x das Fahrziel, weil immer wieder Absagen kamen. Wir hatten dann aber Glück und konnten ein Krankenhaus mit Stroke Unit im Stadtgebiet anfahren.
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
Die ersten Untersuchungen ergaben, dass möglicherweise ein neurochirurgischer Eingriff notwendig würde – das würde sich in den nächsten Stunden entscheiden.
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
Die Ärztin wollte gern sofort in eine Klinik mit Neurochirurgie verlegen, um die Situation kontrolliert abzuwickeln und nicht im akuten Notfall verlegen zu müssen. Eine Verlegung wurde vorbereitet und eine aufnehmende Klinik gesucht.
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
Von ungefähr 19 bis 23 Uhr wurde telefoniert. Das Ergebnis: es gab in Düsseldorf und (in diesem Fall medizinisch sinnvoll anfahrbarer Umgebung, also rund 1,5h Umkreis) Stand Mittwochabend KEIN Intensivbett in der Neurochirurgie für eine 80jährige Frau.
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
(Vielleicht für jüngere Menschen, vielleicht für den schon ganz akuten Notfall, das will ich nicht ausschließen. Aber für eine 80jährige, die dort besser aufgehoben wäre, nicht.)
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
Mama N hatte Glück, der akute Notfall trat nicht ein. Sie blieb überwacht auf der neurologischen Intensivstation und begann gestern Abend, sich zu erholen.
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
Und ich möchte hinzufügen: wir alle hatten Glück, denn ich schwöre, ich hätte andernfalls dieses Land mit all meiner Energie, Kreativität und Organisationstalent eigenhändig so weit in Schutt und Asche gelegt, wie es mir irgendwie möglich gewesen wäre.
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
Dringende Empfehlung: erwähnen Sie mir gegenüber das Wort „Verzeihen“ in den nächsten 30 Jahren nicht.
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
Weitere Anekdote noch dazu: während ich in der Notaufnahme wartete, kam ein weitere RTW und wurde nicht reingelassen, weil die Klinik nun nicht mehr aufnehmen konnte. Der Fahrer stieg aus, diskutierte mit dem Empfang, schließlich brüllte er:
— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
„Der Patient stirbt mir weg, wenn ihr das Scheiß-Tor nicht aufmacht, mache ich es mit dem Wagen auf!“
Er wurde dann reingelassen. Was wie weiter geschah, weiß ich nicht.— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 3, 2021
Ganz herzlichen Dank für die vielen guten Wünsche. Bitte erwarten Sie darüber hinaus keine Antwort. Alle Fakten sind bekannt, es gibt nichts zu diskutieren.
Es ist alles gesagt.— Direktorin Novemberregen (@novemberregen) December 4, 2021
Das sagen andere User:
Der Frust ist groß. Das Verständnis für Impfgegner, Querdenker und die politischen Verantwortlichen ist längst aufgebraucht und ins Minus gerutscht. Wir haben ein paar der treffendsten Reaktionen auf diesen Thread hier für euch gesammelt.
Willkommen in meiner und unserer Welt.
Interessiert aber niemanden mehr.
Was die Leute ärgert ist #Boellerverbot— Doc Emed (@doc_emed) December 3, 2021
Ich teile die Wut schon beim Lesen und wünsche nachhaltige Stabilisierung bei der Mutter und alles Gute 🙏🏻! Für die Wut weiß ich keine Lösung. Es ist unfassbar.
— tsundoku 💉💉💉🏡😷 (@tsundoku_73) December 3, 2021
Danke, es ist wichtig all die unbeteiligten Opfer der Querdenker und des Politikversagens zu zeigen.
— Bambulko McCloud (@Bambulk0) December 3, 2021
Somit ist es amtlich. Der Staat kann seine Bürger nicht mehr schützen, mit der Infrastruktur die er selbst immer weiter geschwächt hat. Bravo.
— EarlGreyPodOne (@Photomaker1974) December 5, 2021
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Wir hätten noch das hier für euch: