Thread: Hört auf zu kompensieren!
Laut einer Umfrage schwindet der Glaube der deutschen Bevölkerung an ein erfolgreiches Pandemie-Krisenmanagement. Satte 63 Prozent vertrauen demnach der Corona-Politik der Regierung nicht mehr. Nur noch eine Minderheit traut Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu, das Land gut durch die Coronakrise zu führen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was für eine 180-Grad-Wendung die deutsche Politik in den letzten Wochen hingelegt hat. Impfpflicht gescheitert, Wegfall nahezu aller Coronaregeln, inklusive der Maskenpflicht in Innenräumen und das trotz hoher Infektionszahlen und Personalengpässen in vielen wichtigen Berufszweigen. Der Frust in den systemrelevanten Berufen, vor allem im medizinischen und sozialen Sektor ist groß. Nach zwei Jahren Pandemie an vorderster Front kann man hier schon von einer Klatsche sondergleichen sprechen. Die Twitteruserin @Propofolium findet für die derzeitige Situation im Gesundheitswesen drastische Worte.
Liebe KollegInnen im Gesundheitswesen, Pflege, ärztl. Dienst, MFA, NFS, etc:
HÖRT! AUF! ZU! KOMPENSIEREN!!!
Die Maskenpflicht ist gefallen und ihr wisst alle, was das für die Fälle auf den Stationen und in den Praxen bedeutet.
Es reicht aber nicht, dass ihr es wisst!
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— PropofolPrinzessin (@Propofolium) April 11, 2022
Wenn ihr Doppelschichten macht, immer wieder einspringt, krank zur Arbeit kommt, abends um 8 in die Klinik fahrt, um Briefe zu schreiben, Sonntag nachts in die Praxis fahrt, um Abrechnung zu machen, „fürs Team“ länger bleibt und dabei das Team zu Hause vernachlässigt,
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— PropofolPrinzessin (@Propofolium) April 11, 2022
ebenso wie euch selbst, dann sorgt ihr direkt dafür, dass der Wegfall der Maskenpflicht als Erfolg gefeiert werden wird. Weil außer euch und uns niemand die Konsequenzen sehen wird.
Die versteckt ihr schön.Ich weiß, ihr lest das und macht dann genauso weiter wie bisher.
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— PropofolPrinzessin (@Propofolium) April 11, 2022
Seid euch bitte der Verantwortung bewusst, die ihr damit habt.
Der Menschen, die ihr hättet retten können. Nicht die 30 auf der Station heute. Die 3000, die in drei Monaten kommen.Ihr könnt Zeter und Mordio schreien und ja, es ist unfair. Aber es ist eben so.
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— PropofolPrinzessin (@Propofolium) April 11, 2022
Wir kämpfen seit Jahrzehnten im Gesundheitswesen gegen die Windmühlen der Gewinnorientierung, die nur Dank eurer tatkräftigen Unterstützung und Selbstaufgabe weiter drehen.
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— PropofolPrinzessin (@Propofolium) April 11, 2022
Das sagen andere User:
Kann man so unterschreiben, oder? Es ist traurig und beschämend, dass die Verantwortlichen noch nicht mal zu merken scheinen, was sie den hart arbeitenden Menschen und Patienten mit dieser rücksichtslosen Politik antun. Die treffendsten Reaktionen und Kommentare auf den Thread haben wir hier für euch gesammelt.
Du hast 1000% recht!
Ich möchte ergänzen: und gebt ALLEN Patienten und Angehörigen, die dann motzen bzw sich zurecht beschweren wollen die Telefonnummer eurer lokalen FDP bzw des Justizsministers+Gesundheitsministers! Damit die Beschwerde an den richtigen Ort gehen!
— JacyJu💙💛 (@JacyLu76) April 11, 2022
Die Kollegen, egal in welcher Branche, die meinen, mit ihrem „Einspringen“ tun sie etwas für die Kollegen, schaden ihnen in Wirklichkeit damit. Die da oben sehen, es geht mit weniger Personal und schieben sich fröhlich den Bonus rein.
— Sille, einfach Sille (@SilleVom) April 11, 2022
Die kommt sowieso über kurz oder lang.
Die Frage ist nur: so lange noch Material zum Neuaufbau da ist oder nicht.— PropofolPrinzessin (@Propofolium) April 11, 2022
Gerade am WE meinen dementen Vater im Heim besucht. Ein kleiner Zwischenfall auf einer anderen Station, schon war eine Pflegerin allein mit ca 20 dementen Menschen. Ich habe mich nicht mehr getraut um irgendetwas zu bitten. Das sind unhaltbare Zustände. Da muß etwas passieren.
— Call-Me-Carl (🌍🌈☮️🇺🇦) (@CallMeCarl9) April 11, 2022
DANKE! Ich bin sowas von deiner meinung!
Erst wenn alle aufhören, selbst gegen tiefste überzeugung und pflichtbewusstsein, nächstenliebe und „aber einer muss ja…“, um jeden preis immer alles möglich zu machen, erst DANN wird sich etwas ändern!Vorher nicht, denn es läuft ja!
— Tanikin (@Brin22794941) April 11, 2022
Oh ja. Weil die ChefChefs sehen ja das irgendwie geht, also lassen sie alles wie es ist. Zum Dank gibts Burnouts.
Ich bin nicht vom Fach aber ich hör dauernd, alles easy. In Zeitungen, Politik, Spitalbesucher*innen.
Das die Pflege aber vieleicht schon 13h arbeitet 🤷♂️
— Frau Zebra 🕊🏳️🌈🏳️⚧️ (@Zoras_Zebra) April 11, 2022
Weil dann sämtliche PatientInnen in Deutschland unterversorgt wären.
Also quantitativ. Nicht qualitativ wie jetzt.
— PropofolPrinzessin (@Propofolium) April 11, 2022
Auch wir als Patienten sollten das unterstützen! Überarbeitetes und ausgelaugtes Personal im Gesundheitswesen nutzt niemandem!
— Emily 😷🔴🔴🔴 (@EmilySue59) April 11, 2022
Ähnliches würde ich gern Lehrkräften sagen. 😔 Grüße aus dem Burnout.
— Name darf nicht leer sein (@thrashmeddl) April 11, 2022
Ganz genau!
Und: lasst auch wichtige Leute warten. Sagt auch die OPs von Familienmitgliedern der Lokalpolitiker oder anderer ‚wichtiger‘ Leute ab!
Solange die Menschen, die für das ganze Elend verantwortlich sind, eine Sonderbehandlung bekommen, wird sich nie etwas ändern!
— Helen Wi (@LittleWingHelen) April 11, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend dazu hätten wir noch das für euch: