Wir leben in einer Gesellschaft! Auf Twitter hat sich diese Phrase zu einem gepflegten Bonmot gemausert, das davon zehrt, dass jeder sich ein passendes Adjektiv denken kann. Fakt ist, unsere Gesellschaft ist so eng verzahnt, dass das Handeln des Einzelnen unweigerlich Auswirkungen auf seine Umgebung hat. Instinktiv wissen wir das auch. Das ist der Grund, weshalb die meisten von uns an einer roten Ampel stehen bleiben, obwohl weit und breit kein Auto kommt, sobald ein Kind in der Nähe ist. Eine Gesellschaft erfordert die Rücksichtnahme des Einzelnen zum Wohle aller. Solidarität nennt sich das und ist der Kitt, der eine Gruppe von Menschen zusammenhält. Was passiert, wenn sich Einzelne einfach ihrer gesellschaftlichen Verantwortung entziehen und ihren Egoismus ausleben, hat Twitteruserin @UnicorNikat kürzlich erlebt.
Wie der Egoismus einzelner Hunderte in Mitleidenschaft zieht – ein Thread.
Samstag, 9 Uhr. Ich sitze im Zug und möchte nach München.
2 Minuten nach geplanter Abfahrt eine Durchsage mit der dringlichen Bitte an die Personen in Tür 5, sie mögen sofort aufhören, die Tür
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— UnikorNIKAt 🦄 (@UnicorNikat) May 6, 2023
gewaltsam aufzudrücken. Das beschädige die Tür.
Kurz darauf die Durchsage, die Tür habe nun eine Störung, man müsse reparieren.
600 Menschen warten 30 Minuten, bis es endlich weitergeht.
Der Zugführer ergreift das Wort und erklärt, dass wegen 3 Personen nun
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— UnikorNIKAt 🦄 (@UnicorNikat) May 6, 2023
alle anderen warten mussten. Und nicht nur die, sondern auch jene in mehreren Zügen, denen das Gleis nicht freigegeben werden konnte. Er nennt es Egoismus – und er hat Recht.
Nicht aus Not, sondern einfach, weil man noch fertig ratschen wollte, wurde die Tür
— UnikorNIKAt 🦄 (@UnicorNikat) May 6, 2023
gewaltsam solange aufgedrückt, bis sie hin war.
Ok. 30 Minuten Verspätung für uns und diverse andere Züge.
Weil unser Zug so viel zu spät war, konnte er nicht bis München durchfahren. Gleisbelegung.
Also alle in Ingolstadt raus und den nächsten Zug überfüllen.
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— UnikorNIKAt 🦄 (@UnicorNikat) May 6, 2023
Mit dem überfüllten Zug sammeln wir dann immer mehr Leute ein, die sich jetzt in den Gängen stapeln.
Weitere Zügen verspäten sich, weil sie auf Reisende warten oder hinter unserem Zug, der an den Bahnsteigen immer länger hält herfahren.
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— UnikorNIKAt 🦄 (@UnicorNikat) May 6, 2023
Und das ist, was täglich in vielfältiger Weise passiert.
Wenige Arschlöcher stellen ihre Bedürfnisse über alle andere, schreien ihre Dummheit lauter hinaus. Und hunderte andere haben die Nachteile daraus.
So halt einfach nicht.
(Ende)
— UnikorNIKAt 🦄 (@UnicorNikat) May 6, 2023
Werte Lesende und Kommentierende. Die Reaktionen waren viel und mannigfaltig. Danke für Diskurs, Gedanken und auch ein paar fragwürdige Antworten. Ich mach jetzt hier zu.
Versucht, keine Egoisten zu sein und habt den Tag fein.
— UnikorNIKAt 🦄 (@UnicorNikat) May 7, 2023
So reagieren andere User*innen:
Auf Twitter gab es viel Zuspruch für diesen Thread. Kein Wunder, wahrscheinlich kennt jeder Situationen, in denen Individuen sich einfach nur egoistisch verhalten und damit für alle anderen Nachteile schaffen. Wir haben es in Corona-Zeiten erlebt, wie sehr es einer Gesellschaft zusetzen kann, wenn Menschen nicht willens sind, ihren Eigennutz zurückzustecken. Und jeder, der schon einmal öffentliche Verkehrsmittel benutzt hat, weiß, wie unermesslich nervig solche Situationen sind. Dementsprechend fielen auch die Kommentare aus. Wir haben ein paar treffende Gedanken festgehalten.
Einführungskurs Empathie für alle, bitte
Das ist auch das, was das Lokführerdasein so schwer macht – Fahrgäste, die ewig lange in den Türen stehen, nicht einsehen wollen dass der Zug abfahren MUSS und im schlimmsten Fall die Tür kaputtmachen 🙄
— blueky (@blueky14) May 6, 2023
Ob Sarkasmus hilft?
Man hat ja heutzutage keine andere Möglichkeit zu kommunizieren als stehend in der Bahntür. Genau da müssen noch die neuesten Anekdoten ausgetauscht werden. Ganz ganz wichtig.
— Profichaot88 (@profichaot88) May 6, 2023
Hier gibt es keine Gewinner
Der Lokführer hätte mein Mann sein können…. Die allermeisten Verspätungen entstehen wegen der Fahrgäste (zum Vergleich: als er wegen Corona meist so gut wie leer oder ganz leer gefahren ist, gabs keine Verspätungen, hat aber keiner gemerkt, weil ja keiner drin saß)
— HEPfromHell (@BestofHep) May 6, 2023
Und die Fußleiste der Bettdecke oben!
Ich wünsche solchen Menschen, dass ihnen auf Lebenszeit bei jedem Händewaschen die Ärmel runter rutschen!
— Baerbel (@baerbel2602) May 6, 2023
Gute Fahrt weiterhin
Und alle schimpfen über die Bahn, dabei kann die in vielen Fällen garnix dafür. Den drei Leuten müsste man das Bahnfahren verbieten, oder sie in meckpom mit einer Draisine aussetzen…
— John Doe (@JD_StA) May 7, 2023
Kann man nervige Menschen nicht einfach weghexen?