Rollenklischees im Unterricht
In diesem Beitrag soll es mal wieder um Rollenklischees gehen. Im Schulunterricht passiert es immer noch, dass veraltete Materialien verwendet werden, die nicht nur den Fortschritt der modernen Pädagogik bremsen, sondern auch zur Verfestigung von veralteten Rollenklischees beitragen. Ein exemplarisches Beispiel hierfür ist ein Arbeitsblatt, das bundesweit in Schulen kursiert und Verben bestimmten Geschlechtern zuordnet. Es taucht in regelmäßigen Abständen in den Sozialnetzwerken auf und sorgt für reichlich Diskussionen. Schülerinnen und Schüler werden dabei aufgefordert, in einem Fließtext zu beschreiben, warum sie lieber Mädchen sind und welche Dinge sie von einem Jungen lernen könnten. Dabei haben verschiedenen Studien längst belegt, dass eine strikte binäre Geschlechtertrennung und Stereotypisierung gerade in der sensiblen Grundschulphase der Kindheit negative Auswirkungen haben können. Aber macht euch doch zunächst selbst ein Bild. Die Twitteruserin @mit8kids hat es kürzlich als Hausaufgabe ihres Kindes vorgefunden und gepostet.
Uff,
Das hat der 4.Klässler auf. Ich bin versucht, der Lehrerin und dem Schulleiter zu schreiben.
Oder er beantwortet die Hausaufgabe so:
1. Weil ich so geboren wurde
2. alles blau und rot unterstreichen
3. Das käme auf das Mädchen an!— Jenny (@mit8kids) December 19, 2023
Kommentare und Reaktionen:
Es ist uns wichtig zu betonen, dass der Einsatz solcher alten Materialien nicht per se abgelehnt werden muss. Denn sie können als Diskussionsgrundlage dienen, um aufzuzeigen, warum diese Stereotypen veraltet und falsch sind. Lehrkräfte können nämlich so die Gelegenheit nutzen, um mit den Schülerinnen und Schülern über Geschlechtervielfalt, Gleichberechtigung und individuelle Stärken zu sprechen. In einer zeitgemäßen Bildungsumgebung sollte die Verwendung solcher Materialien aber stets von einer kritischen Reflexion begleitet werden, um sicherzustellen, dass sie nicht unbeachtet und unkommentiert in den Unterricht einfließen.
Passiert dies allerdings nicht, so tragen diese fragwürdigen Praktiken im Schulunterricht dazu bei, dass Kinder von klein auf in festgelegte Rollenklischees gedrängt werden. Statt die Vielfalt der Persönlichkeiten und Interessen zu fördern, werden sie in ein enges Korsett gesteckt, das auf überholten Vorstellungen von Geschlechterrollen basiert. Der Gedanke, dass bestimmte Fähigkeiten oder Interessen ausschließlich einem bestimmten Geschlecht zugeordnet werden können, ist nicht nur irreführend, sondern auch schädlich für die individuelle Entfaltung der Schülerinnen und Schüler. Aber lassen wir doch mal ein paar Userinnen und User zu Wort kommen.
Könnte man meinen, oder?
Die 50er Jahre wollen ihre Unterlagen zurück! 🧐
— Hermine 🚦 (@repellomuggel) December 19, 2023
Wichtiger Punkt
Selbstreflektion braucht keine Trennung in Jungs und Mädchen. Wie man sich fühlt ist nicht vom Geschlecht abhängig.
— Jenny (@mit8kids) December 20, 2023
Kluges Kind
Bei uns hat die KiÄ zur Einschulungsuntersuchung gesagt der Grosse solle eine Frau zeichnen & er guckt mich ganz perplex an und fragt, ob er die denn nackt zeichnen soll, weil sonst ist das ja nicht so wirklich immer klar zu erkennen 🤷♂️
— R K (@RK29873034) December 20, 2023
Was er ohne Einordnung auch ist
Ich empfinde diesen Zettel vor allem sehr übergriffig. Man kann die gesellschaftlich ausgedachte binäre Geschlechterwelt auch thematisieren, ohne dem Kind etwas überzustülpen.
— Stefanie Rogge (@RoggeStefanie) December 20, 2023
Am besten das Gespräch mit der Lehrkraft suchen
Er möchte seine Hausaufgabe machen. Hat allerdings verstanden, dass die Aufgabe Blödsinn ist und daher oberflächliche Antworten gewählt, die neutral allen gegenüber ist. Ich werde mich an die Schule wenden.
— Jenny (@mit8kids) December 19, 2023
Bitte WAS???
Meine Tochter musste in der Grundschule Aktivitäten zuordnen. Fußball spielen, Lesen, mit Puppen spielen, Tanzen… Sie hat alles sowohl Jungs als auch Mädchen zugeordnet. Kommentar der Lehrerin: Da hast du dir aber keine Mühe gegeben…
— Manuela Hörbe (@ManuHoerbe) December 19, 2023
Irgendwo müssen noch tonnenweise Restbestände rumliegen
Wo kriegen die immer solche bescheuerten Arbeitsblätter her? 😳
— Trundle📯 (@Trundle23257306) December 19, 2023
So sollte der Umgang mit Rollenklischees heute sein
Bei uns wurde das auch so ausgeteilt. Es ging aber im Verlauf um Vorurteile und Rollenklischees. Darüber wurde dann diskutiert und aufgedröselt. Es diente nur als Einstieg und wurde echt gut
— Dr. Tussi 🤘 (@DeluxeTussi) December 20, 2023
Kann man versuchen
Ich kann deine Reaktion sehr gut verstehen. Vielleicht ist das Beste, du lässt ihn das wirklich ganz alleine machen. Dann weißt du zumindest, welches Bild von der Geschlechterrolle er bisher mitbekommen hat. Ist ja nicht so, dass die Kids frei von Einfluss sind.
— Siri (@Sirischlaumeier) December 19, 2023
Gute Frage
Hoffentlich hört dieser mist auf bis unser sohn in die schule kommt…hab mich vor 20 jahren schon in der pause mit den jungs geprügelt, konnte x dinosaurier benennen+der epoche zuordnen & habe viel lieber mit autos als mit puppen gespielt…wann wird das endlich mal salonfähig?!
— mother_of_cats_and_boy (@momingandchill) December 21, 2023
Nachhaltigkeit, dies das
Man kann jetzt nicht verlangen, dass schon nach 50 Jahren neue Arbeitsblätter gemacht werden. Die hat man damals für teuer Geld drucken lassen und die müssen jetzt aufgebraucht werden.
— JayKay (@JayKay4077) December 20, 2023
Mal sehen, was die Lehrer*in dazu sagt
Ich würde alles lila unterstreichen.
— Fräulein Anni 🚦🍉 (@frl_anni) December 20, 2023
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Passend zum Thema hätten wir noch das: