Kann eine Mutter Kanzlerin? Die treffendsten Tweets über die Vereinbarkeit von Kind und Karriere

Manuela Jungkind 21.04.2021, 13:08 Uhr

Annalena Baerbock wird die Kanzlerkandidatin der Grünen. Die 40-Jährige kommt aus Hannover, wuchs auf einem Bauernhof auf und hat in Hamburg und London studiert. Sie sammelte als Trampolinspringerin Medaillen, ist seit 2013 Bundestagsabgeordnete, ach ja, und sie hat zwei Kinder. Es ist schon auffällig, dass bei den vielen Facetten der Person Baerbock – der Ausbildung, der Positionen und der politischen Erfahrung zum Beispiel – in den Medien vor allem ein Detail thematisiert wird: die Frage, ob eine Mutter von zwei kleinen Kindern Kanzlerin werden kann. Dies fiel natürlich auch auf Twitter auf.


Gab es kritische Stimmen, als Markus Söder (CSU) zu Beginn seiner Amtszeit als Staatsminister in Bayern zum vierten Mal Vater wurde? Oder wurde Christian Wulff (CDU) gefragt, wie er mit einem Siebenjährigen und einem Zweijährigen das Amt des Bundespräsidenten ausüben kann? Wurde mal bei Sigmar Gabriel, der in seiner Zeit als Bundesvorsitzender der SPD und als Vizekanzler jeweils noch einmal Vater wurde, kritisch nachgehakt, wie er diese Doppelbelastung zu „wuppen“ gedenkt? Eher nicht, oder? Die Familienverhältnisse von Spitzenpolitikerinnen stehen dagegen grundsätzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Dabei verrät die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf mehr über die Person, die sie stellt, als über die, die sie beantworten soll. Denn die Tatsache, dass sie praktisch ausschließlich mit Frauen thematisiert wird, entlarvt nun mal das überholte Denkmuster, dass Familie die alleinige Aufgabe von Müttern wäre. Dabei gäbe es so viele Fragen, die viel lauter und häufiger gestellt werden sollten – und zwar unabhängig vom Geschlecht! Die Twitter:user haben mal ein paar Vorschläge für Medienvertreter:innen gesammelt.

Natürlich haben nicht nur Spitzenpolitiker:innen ihre Erfahrungen mit diesen verkrusteten Denkmustern gesammelt. Auf Twitter berichten Eltern – meist Frauen – immer wieder, wie schwer ihnen beruflicher Aufstieg gemacht wird und wie tief die Überzeugung, dass eine Frau in erster Linie Mutter ist, immer noch gesellschaftlich verankert ist.

Übrigens, liebe Medienvertreter:innen, schaukeln Frau Baerbock und ihr Mann Kinder und Karriere bereits jetzt genau so, wie alle anderen Eltern in diesem Land: Mit sehr viel Organisation, mit Hilfe aus Familie und Bekanntenkreis, mit der Unterstützung von Einrichtungen und mit dem Zurückstecken der eigenen Bedürfnisse! Vor allem letzter Punkt lässt sich wie folgt zusammenfassen:


Kind, Kinder, noch kein Kind, bitte niemals ein Kind oder weiß noch nicht: Wer jetzt richtig (Baer)Bock auf Karriere hat, kann sich hier schon mal die passenden Tipps holen:

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