Wir können alles außer alles: 16 treffende Tweets über Berlin

Chris Schröder 20.10.2021, 15:23 Uhr

Arm aber sexy war gestern! Dieses Klischee über die Bundeshauptstadt unserer schönen Republik ist inzwischen so überholt wie ein Lastenradfahrrad auf dem Ku’damm. Okay, ’sexy‘ kann man bei der Betrachtung des Kultur- und Nachtlebens mit einem zugedrückten Auge gerade noch so durchgehen lassen. Aber arm? Berlin ist mit etwa 500 neuen Tech-Startups pro Jahr nämlich Deutschlands Gründerszenestadt Nummer eins. Damit nicht genug, ein Drittel aller Finanztechnologieunternehmen in Deutschland sitzt mittlerweile an der Spree. Hauptgrund dafür dürfte die großzügige Infrastruktur für Fördermittel sein, die es sogar erlaubt, seit Jahren Millionen in ein nicht realisierbares Flussbadprojekt zu pumpen. Blöd nur, dass von den internationalen Finanzsummen, die aus Amerika, Russland und China durch die Hauptstadt fließen, steuertechnisch nicht viel hängenzubleiben scheint, zumindest wenn man sich die Ecken anschaut, wo es dringend nötig wäre. Aber vielleicht ist der olfaktorische Charme aus Hundescheiße, Urin und Kotze, eingerahmt von Obdachlosigkeit, Verpackungs- und Sperrmüll ja auch Teil der Berliner DNA, die nicht entfernt werden kann, und schlicht Absicht der Regierungsverantwortlichen. Es wird zwar gebaut, was das Zeug hält, aber vorrangig Hotels oder Bürogebäude und eben nicht, was knapp am Markt ist: nämlich bezahlbarer Wohnraum.

Dass mindestens hundert Leute stundenlang für einen Besichtigungstermin einer sanierungsbedürftigen Wohnung in Mitte, Neukölln, Lichtenberg, Wedding, Friedrichshain oder Kreuzberg anstehen, überrascht hier niemanden mehr. Selbst der desolate Zustand der Verwaltung verursacht den Berlinerinnen und Berlinern bestenfalls ein Schulterzucken. „Drei Monate für einen Termin beim Bürgeramt? Sei froh, ick musste sechs warten!“ BVG und S-Bahn geben sich zumindest große Mühe, ihre Fahrpläne einzuhalten, und werden in puncto Pünktlichkeit bisweilen nur von den Berliner Kokstaxis ausgestochen. Auch der neuen Hauptstadtflughafen verkommt zum Treppenwitz einer Metropole, die sich zwar weltoffen gibt, in Ferienzeiten Reisende aber aufgrund von technischen Pannen und Personalmangel auffordert, 4-5 Stunden vor dem Abflug am Terminal zu sein oder besser noch am Abend zuvor das Gepäck aufzugeben. Wenigstens ist der BER fertig geworden und so bürgernah. Hier verpassen selbst Promis wie (Kan)Ye West ihren Flieger, weil vor dem Security Check-In eben alle gleich sind. Man muss ja auch das Positive sehen. So zum Beispiel auch beim Sturm der Querdenker auf den Reichstag im letzten Jahr. Die Bilder gingen immerhin sofort um die Welt und sorgten dafür, dass Menschen plötzlich über Reichskriegsflaggen Bescheid wussten und über das kaiserliche Reichs­impf­gesetz von 1874, durch das für Kinder die Impfpflicht gegen die Pocken durchgesetzt wurde. Berlin ist eben immer für ein Beispiel der deutschen Mentalität gut, wenn auch manchmal ein abschreckendes. Jüngst auf die Spitze getrieben von den Pannen zur Bundestags- und Abgeordnetenhauswahl. Und wo wir schon bei den positiven Meldungen sind, kommt man natürlich auch nicht drum herum, die Hauptstadt als total duften Corona-Hotspot zu erwähnen. Da war man letzten Winter ganz vorne mit dabei.

Unterm Strich ist Berlin aber kein schlechter „place to be“, wenn man alles mit der gehörigen Portion (Galgen-)Humor nimmt. Glaubt ihr nicht? Wir haben 18 wundervolle Beispiele dafür gesammelt und wünschen gute Unterhaltung!

#1: Gut zu wissen

#2: Das ist sehr nah an der Realität

#3: Sicher ist sicher

#4: Läuft bereits

#5: Man muss nur das Glück haben, ihnen zu begegnen

#6: Skandalös!

#7: Das ganz normale Wahlchaos

#8: Das Berghain ist auch einfach beliebter

#9: Würde uns nicht wundern

#10: Fehler, die jeder Neuberliner mal macht

#11: Kunstaktion oder doch Aliens?

#12: Typisch Zugezogene! Weiß nicht, wo man am Sonntag in Berlin einkaufen kann

#13: Eigentlich immer

#14: Shit happens

#15: War der Senatskanzlei zu realistisch

#16: Franziska G. wettet, dass sie es schafft

Auch typisch für Berlin: An jeder Ecke riecht es nach Gras!

Gebt das Hanf frei! – 18 Tweets über die Legalisierung von Cannabis

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