Thread: Woran erkenne ich, dass mein Kind psychisch erkrankt ist?
Zum Thema psychische Belastungen von Eltern und Kindern in der Coronazeit hatten wir bereits ein paar gute Threads. Nach einem Jahr Pandemie, zwei Lockdowns und einem bevorstehenden dritten dürfte eigentlich jeder am eigenen Leib spüren, wie kräftezehrend die Gesamtsituation ist. Dass nicht jeder dem Stress, dem Druck und der Ungewissheit gewachsen ist, sollte klar sein. Hinzu kommt das ständige Hin und Her beim Thema Präsenzunterricht. Dazu hatten wir euch kürzlich den Thread von Kinder- und Jugendpsychologe @EberhardSchlie empfohlen, der anhand von konkreten Beispielen auf die Aspekte der Schulöffnung eingegangen ist. Die Kinderpsychotherapeutin und Traumatherapeutin @Traumaimpuls kam in einem weiteren Thread ebenfalls zum Thema Schule zu Wort und versuchte, die Debatte fachlich einzuordnen. In dem nun folgenden Text geht sie allerdings ganz allgemein auf konkrete Alarmsignale ein, woran nicht nur Eltern erkennen können, dass Kinder psychisch erkrankt sind und Hilfe brauchen.
#Kinder und #Corona. Viele Kinder sind belastet, Eltern machen sich Sorgen. #Depressionen, Angst, aber auch Missbrauch und Gewalt bei Kindern sind ein häufig übersehender Teil dieser Pandemie. Doch woran erkenne ich, dass mein Kind pschisch erkrankt ist? Was sind Alarmsignale?
— Psych_Theeg (@Traumaimpuls) March 24, 2021
1. Emotionen: Vor allem wenn Kinder sich plötzlich verändern, sich z.B. zurückziehen, nicht mehr ansprechbar oder auch wütend, reizbar sind, können dies Alarmsignale für eine psychische Erkrankung sein.
— Psych_Theeg (@Traumaimpuls) March 24, 2021
2. Medien: ein erhöhter Medienkonsum ist in dieser Pandemie normal. Kinder und Jugendliche nutzen Medien um mit ihren Freunden in Kontakt zu sein. Wenn Jugendliche nicht mehr „davon lassen können“, aggressiv werden oder sogar Schlafstörungen entwickeln, ist dies ein Warnsignal.
— Psych_Theeg (@Traumaimpuls) March 24, 2021
3. Körperliche Symptome: gerade kleine Kinder drücken ihren „Kummer“ häufig über Bauchschmerzen aus. Auch Kopfschmerzen, Übelkeit, Rückenschmerzen sind ärztlich abzuklären. Eine psychische Mitbeteiligung, häufig im Zusammenhang mit Angst, Traurigkeit, sollte bedacht werden.
— Psych_Theeg (@Traumaimpuls) March 24, 2021
4. Spielverhalten: Wenn Kinder ihr Spielverhalten verändern in Richtung „Retterphantasien“, aggressivem oder gewaltvollem Spiel, können dies Hinweise auf Belastungen sein.
— Psych_Theeg (@Traumaimpuls) March 24, 2021
Wichtig ist, dass Eltern mit ihren Kindern ins Gespräch gehen, verstehen wollen, was z.B. hinter einem erhöhten Medienkonsum für ein Bedürfnis steht. Wichtig dabei ist Fragen zu stellen, ohne zu bewerten. „Ach, das ist doch nicht so schlimm“ ist wenig hilfreich.
— Psych_Theeg (@Traumaimpuls) March 24, 2021
Besser wäre: „Was kann dir helfen?“ „Was kann ich tun?“ „Was macht dich traurig, wütend…?“ Gemeinsam kann z.B. mit Hilfe von Beratungsstellen oder Psychotherapeut:innen nach Auslösern und Behandlungsmöglichkeiten gesucht werden.
— Psych_Theeg (@Traumaimpuls) March 24, 2021
Das sagen andere User:
Die Twitteruser sind für die Erklärungen und Anregungen dankbar. Dabei zeigt sich, dass die Eltern sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt haben und in Sorge sind. Auf jeden Fall ist es wichtig, sensibel und empathisch mit der Problematik umzugehen. Es nützt dabei nichts, Druck auf sein Kind auszuüben, sich zu öffnen. Doch nicht nur die Eltern sind hier in der Verantwortung. Es wäre natürlich auch schön, wenn es abseits des Unterrichts Maßnahmen oder Angebote für Kinder im Lockdown gäbe. Da sind auch Politik und soziale Einrichtungen gefragt. Hoffen wir, dass sich in der zweiten Jahreshälfte langsam eine leichte Besserung des Alltags einstellt und den Kindern so ein kleines Stück Normalität zurückgegeben wird. Klar ist auch, wenn sie in der Pandemie benachteiligt wurden bzw. werden, braucht es dringend therapeutische Unterstützungsangebote. Die Defizite, die die Kids in der Pandemie aufgebaut haben, müssen früher oder später ausgeglichen werden. Wichtig dabei ist auch, dass sie sich damit nicht alleingelassen fühlen. Selbst wenn wir Corona morgen besiegen würden, liegt viel Arbeit vor uns, die psychischen Folgen der Pandemie abzufedern.
Danke! Diese Unsicherheit zu ertragen, ob oder wann der richtige Zeitpunkt ist etwas zu sagen in so einem explosiven Alter wie 13/14, ist kaum auszuhalten. Das Gespräch ist wichtig. Klar. Aber auch das Vertrauen. Deine Anregungen zeigten mir, dass wir nicht allein sind.
— Rainflow💙 (@Rainflow16) March 25, 2021
Vieles trifft auf meine Tochter zu. Das Schlimme ist nur, daß ich keine Antworten auf meine Fragen kriege wie ich ihr helfen kann oder wie wir etwas besser machen können. Aber wir haben jetzt im April endlich einen Termin beim KJP. Ich hoffe sehr, dass sie sich drauf einlässt. 💪
— AlexB (@AlexB08572383) March 24, 2021
Meine Tochter (11) kann gar nicht ausdrücken, was sie traurig macht. Wenn ich das frage, endet es für gewöhnlich mit Weinen und „ich weiß es nicht“. Was ich übrigens für eine Depression auch als ganz normale Antwort auf diese Frage empfinde.
— Leah mit H (@farbknall) March 25, 2021
Mein Sohn (4) kann auf die „Warum“-Frage nicht antworten. Er sagt immer, er weiß nicht warum. Wie macht man das bei kleinen Kindern?
— MamaZissi-PatchworkFamily (@MamaZissi) March 24, 2021
Ja genau. Meistens kommt ganz unverhofft, dass sie erzählen. Kinder sind mit 4 Jahren äußert sensibel, sie nehmen ganz viel wahr, bringen ihre Gefühle jedoch noch nicht so in Sprache. Beobachten und sich gemeinsam als Eltern austauschen, davon profitieren sie.
— Psych_Theeg (@Traumaimpuls) March 24, 2021