Thread: Warum ich für #ZeroCovid bin
Bund und Länder haben heute über eine erneute Verschärfung der Corona-Maßnahmen beraten. Im Gespräch waren neben einer FFP2-Maskenpflicht im Nahverkehr auch eine nächtliche Ausgangssperre. Dass der Lockdown verlängert werden muss, war schon länger absehbar, wenn man die Infektionszahlen im Blick hatte. Trotzdem fehlt es immer noch an einer Langzeitstrategie, die auch eine Perspektive bringt.
Eine Initiative von Wissenschaftlern, Aktivistinnen und Gesundheitspersonal fordert unter #ZeroCovid ein europaweites Herunterfahren der Wirtschaft. Die bisherigen Beschränkungen werden von ihnen als „aktionistisch“ kritisiert, da sie überwiegend den Freizeitbereich, nicht aber die Unternehmen betreffen. Es müsse eine Pause für alle geben, bis keine Neuinfektionen verzeichnet werden, so sagen sie. Zusätzlich regen sie europaweite Covid-Solidaritätsabgaben auf hohe Vermögen, Unternehmensgewinne und Finanztransaktionen an, um die schwächeren Mitglieder der Gesellschaft zu entlasten. In diesem wichtigen Thread von @DrCWerner erfahrt ihr, warum sie diese Initiative unterstützt.
Ich wurde gefragt, warum ich für #zerocovid bin.
Ist recht einfach. Es gibt verdammt viele gute Gründe dafür.
1. wir haben über 1000 Tote pro Tag. (Morgens inzwischen fast wie der Wetterbericht: RKI meldet 1000 und x Tote. Fürchterlich.)
2. Gesund ist nicht gesund. Mit Long-— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
Covid und Post-Covid Erkrankungen ist nicht zu spaßen.
3. Die Kapazitäten der Krankenhäuser sind erschöpft. Damit meine ich die Kernabteilungen Notfallmedizin, Anästhesie, Innere. Ja, ggf hat der Handchirurg Langeweile und selektive OPs fallen aus. Aber keine Sorge, der Chirurg— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
lernt jetzt learning by doing, wie man beatmet…
4. Die Impfungen sind da, aber es wird sehr lange dauern, bis eine Herdenimmunität erreicht wird.
5. Die Patienten in Pflegeheimen können wir de facto nicht suffizient schützen, wenn wir so hohe Inzidenzen haben.— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
Selbst mit den besten Schutzkonzepten, Abschirmung, Masken und Schnelltests.
6. Es gibt viel mehr Risikopersonen, als diesen überhaupt selbst bewusst ist! Alleine die Erkrankungen, die mit Adipositas in Verbindung stehen, hoher Blutdruck, Blutzuckerprobleme, aber auch— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
Gerinnungsstörungen etc. Diese befinden sich auch in jüngeren Altersgruppen.
7. Die Mär von den Kindern, die sich nicht infizieren und das Virus nicht weitergeben, ist inzwischen widerlegt. Selbst bei symptomatischen Kindern sind bei genauer Beobachtung häufig Veränderungen der— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
Niere und des Gehirns zu beobachten. Zum Schutz der Kinder und aller, die mit ihnen Kontakt haben, sollte man jegliche Infektionen vermeiden. Kinder sind auch nicht in der Lage Hygienemassnahmen in dem Ausmaß einzuhalten u es wird zunächst keine Impfung für u16 geben.
— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
8. Die hohe Viruszirkulation ermöglicht zunehmend Mutationen. Im Fall von B117 in GB sieht man, dass diese zu einer massiven Zunahme des Infektgeschehens führen können. Sollten wir B117 durch die Bevölkerung „durchlaufen“ lassen, dann erhöhen sich auch unter jüngeren Patienten
— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
die dramatischen und tödlichen Fälle. Denn wir haben das Limit der Intensivmedizin erreicht! Es wird bereits triagiert. Auch unter 50 jährigen. Ich überlasse es der Fantasie von jedem, wie gut man wohl noch versorgt wird, wenn die Fälle so explodieren,
— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
dass den Krankenhäusern der Sauerstoff ausgeht, oder die Rettungswagen 8h vor den Krankenhäusern warten müssen, wie in London passiert. Die Letalität wird rasant steigen.
— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
9. Ein Hangeln von Pseudo-Lockdown zu Pseudo-Lockdown ist auch für die Wirtschaft schlecht. Das Ganze in die Länge zu ziehen, um einzelne Geschäfte kurzfristig über Wasser zu halten, um dann diese auch im nächsten Lockdown untergehen zu lassen, ist nicht sinnvoll!
— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
Die Gastronomie war die erste, die dicht gemacht wurde, sie wird die letzte sein, die geöffnet wird. Zusammen mit Kulturstätten.
10. Die psychische Belastung ist bereits bei vielen enorm. Uns alle belastet die Situation.
11. Noch immer weiß ein Großteil der Bevölkerung nicht,— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
was genau Covid ist und wie es übertragen wird. Pflichtbewusst mit Halskratzen zur Arbeit gehen, ist nett gemeint. Aber eben zur Zeit ggf fatal. Auf die Eigenverantwortung können wir nicht setzen.
— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
12. Im ÖPNV und an der Arbeit ist eine Übertragung kaum zu verhindern, wenn man dicht auf dicht steht oder sitzt. In vielen Büros wird die Maske abgenommen. Wieder eher aus Unkenntnis, dass man nicht selbst beurteilen kann, ob man infiziert ist oder nicht.
Ich denke, ich könnte— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
so ewig weiter schreiben. Fakt ist, dass ein echter, harter Lockdown analog zu den von @yaneerbaryam und anderen geäußerten Vorschlägen uns viel schneller wieder in eine Art Normalität befördert, als alles andere. Er rettet unzählige Leben. Und die Wirtschaft kann
— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
sich auch schneller erholen. Wir alle sind es leid. Keiner ist gerne alleine und in seinem Bewegungsradius eingeschränkt. Aber wenn wir alle zusammen mal die Arschbacken zusammenkneifen, wird viel geschafft sein.
— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021
Und übersetzt für Kollege #Gassen @kbv4u: Wenn Sie ein Bein amputieren wollen, aber nicht fest genug sägen, dann sollten sie nicht an der Prozedur, sondern vielleicht an sich und an der Intensität Ihres Vorgehens zweifeln. Denn was ab muss, muss ab.
— Dr.C.Werner (@DrCWerner) January 13, 2021