Thread: Vorhin am Straßenrand
Zivilcourage, Mitgefühl und Hilfeleistung klingen manchmal so einfach, aber viele Menschen schauen im entscheidenden Moment dann leider doch eher weg. Sei es aus Angst, Desinteresse oder weil man denkt, es ginge einen nichts an. Wenn es sich um die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft handelt, sollten wir aber eben nicht wegsehen. Erst recht nicht, wenn es sich um Kinder handelt. In so eine Situation ist @Herzmolekuel vor kurzem geraten und hat diesen wichtigen Thread darüber geschrieben. Man sollte vor allem immer daran denken, wie es einem selbst in so einer Situation gehen würde, wenn einem niemand hilft.
Vorhin am Straßenrand ein Kind liegen sehen. Angehalten. Gefragt, was los sei. Antwort: „Wurde niedergeschlagen!“
Hinter dem Täter (13) hergefahren. Mich beleidigen lassen. Polizei. Anzeige usw.
Während wir auf die Streife warten, bedankt sich das Kind (10) bei mir:
— Penny Herzmolekuel • NRW (@Herzmolekuel) October 5, 2020
„Danke, dass Sie mir geholfen und angehalten haben. Das hat noch nie ein Erwachsener gemacht! Die gucken nur und gehen vorbei!“
Meine Kinder saßen im Auto und der Fünfjährige stellte treffend fest: „Gut, dass wir dem Kind geholfen haben, da kann man doch nicht weggucken!“
— Penny Herzmolekuel • NRW (@Herzmolekuel) October 5, 2020
Ja, genau. Kann man nicht. Ich kann es zumindest nicht.
Die Vorstellung, dass eines meiner Kinder mal hilflos auf offener Straße am Boden liegt und Erwachsene gehen einfach vorbei, weil „Die kloppen sich ja nur…“, ist schlimm.
Nicht wegsehen. Niemals.
— Penny Herzmolekuel • NRW (@Herzmolekuel) October 5, 2020
(Ihm wurde übrigens mit einer vollen Wasserflasche aus Plastik ins Gesicht geschlagen. Von einem Kind, das locker 30 cm größer und deutlich schwerer war.)
— Penny Herzmolekuel • NRW (@Herzmolekuel) October 5, 2020
Das sagen andere User:
Ich bin als ich jünger war einmal wirklich übel mit dem Fahrrad gestürzt (bin vom Bordstein gerutscht) und da führen die ersten Autos auch vorbei, und dann hat eine angehalten, mir aufgeholfen, gefragt wie’s mir geht, ein Motivpflaster rausgekramt (war auch mit Kindern unterwegs
— this is Klara (@klariro) October 5, 2020
) hat mich ein bisschen durchatmen lassen während sie mein Fahrrad an den Rand gestellt hat, und als sie sicher war das ich nur eine riesen Schürfwunde und ein paar Tränen an mir hatte mit einer dieser Mini Gummibärchentüte weiterfahren lassen. Das war so unfassbar lieb😍
— this is Klara (@klariro) October 5, 2020
Mich hat es als Kind mal mit dem Fahrrad gestreut.
Saß eine Weile weinend, mit blutender Schulter am Straßenrand, bis ich es aufschaffte und nach Hause fuhr.
Während dieser Zeit fuhren 2 Autos an mir vorbei, die Fahrer haben mich sogar direkt angeguggt. Angehalten aber keiner.— 👻Elternabend👻 (@kara_melly) October 5, 2020
Bei mir auch, gebrochener Arm, durchebissene Lippe, Gehirnerschütterung, VIEL Blut. Sogar die Mutter eines sehr guten Klassenkameradens fuhr vorbei. Wer Hilfe holte: die Schulaussenseiterin.
— She´s a (@hardknockwife89) October 5, 2020
„Das hat noch nie ein Erwachsener gemacht“🥺 Es war also nicht das erste Mal für das Kind. Entsetzlich 😥
— Kellana Dax (@KellanaDax) October 5, 2020
Als meine Geschwister und ich am helllichten Tage im Alter von 4 und 7 auf offener Straße fast von Jugendlichen tot geprügelt wurden, standen die Leute auf dem Balkon und sahen zu.
Die Bitternis geht nie weg aber ich habe zumindest nie bei anderen weg gesehen.— Einhornkadaver (@Einhornkadaver) October 5, 2020
Und ja, ich meine fast tot geprügelt. Kleine, schreiende Kinder die von 17 Jährigen gewürgt und in noch anderer Hinsicht schwer misshandelt wurden.
Bin bis heute wütend.
— Einhornkadaver (@Einhornkadaver) October 5, 2020