Thread: Sprecht mit euren Kindern und benennt Körperteile und Geschlechtsorgane korrekt
Triggerwarnung: Dieser Beitrag thematisiert sexuellen Missbrauch an Kindern!
Es ist ein Thema, dass uns als Redaktion, als Mitglieder dieser Gesellschaft und natürlich als Eltern nicht kalt lässt. Allein im Jahr 2021 wurden knapp 17.500 Fälle, in denen Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs wurden, polizeilich erfasst. Die Dunkelziffer? Naturgemäß gehen die Schätzungen hier auseinander. Das Bundeskriminalamt geht von Faktor 15 aus, die Wissenschaft gar von Faktor 20. Das heißt, dass die Zahl missbrauchter Kinder vermutlich irgendwo zwischen 262.000 und 350.000 lag. Allein im Jahr 2021!
Die Feinde dieser Kinder sind die Menschen, die sich an ihnen vergehen. Aber auch eine Gesellschaft, die schweigt. Die sich lieber im stillen Kämmerlein schämt. Eine Gesellschaft, in der an jeder Bushaltestelle und in jedem Browser-Tab leicht bekleidete Menschen für sämtliche Produkte und Dienstleistungen dieses Planeten werben, aber die Schwierigkeiten hat, Körperteile akkurat und unverkrampft zu benennen. Penis. Vulva. Vagina. Hoden. Scheide. Dabei sind eine offene Kommunikation und eine schambefreite Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper so wichtig! Am besten natürlich von klein auf – wie der Thread von Twitteruserin @MammaSnigill wieder einmal zeigt.
CN sexueller Missbrauch
Ich habe gestern an einem sehr guten Vortrag zu frühkindlicher Sexualität (Ja, die gibt es!) teilgenommen.
Eltern: Bitte sprecht mit euren Kindern und vor allem benennt Körperteile und Geschlechtsorgane korrekt!
Es wurde unter anderem aus einer Gruppe— Snigill Mamma (@MammaSnigill) April 27, 2022
CN sexueller Missbrauch
berichtet, in der zwei Kinder regelmäßig erzählten, dass der Papa gern mit dem Mäuschen spielt. Die Erzieherinnen dachten, dass sie Mäuse daheim hätten.
Jahre später kam heraus, dass der Mann die Tochter des Nachbarn sexuell missbraucht hatte. Er hatte— Snigill Mamma (@MammaSnigill) April 27, 2022
mit ihrem „Mäuschen“ gespielt, das Kind also gezielt penetriert.
Mit Begriffen wie Mäuschen, Schnecke, Hähnchen etc. kann kein Mensch etwas anfangen. Achtet auch auf körperliche Signale eures Kindes & seid ein sicherer Hafen, damit sie auch schamlos (!) mit euch über alles reden.— Snigill Mamma (@MammaSnigill) April 27, 2022
So reagierten die User*innen:
In den letzten Jahren rüttelten immer wieder Kindesmissbrauchsskandale an den Grundfesten unserer Gesellschaft. Statistisch finden die meisten Übergriffe im familiären Radius statt. Und doch gibt es zahlreiche Beispiele, die nahelegen, dass struktureller Missbrauch in Deutschland einen Nährboden findet. Es ist dringend geboten, dass wir diese Strukturen durchbrechen und aufarbeiten. Ziel der Aufarbeitung ist eben auch, den Blick für Missbrauch zu schärfen und Übergriffe künftig zu verhindern. Durch eine offene Kommunikation und Abbau von Scham, durch Wahrnehmen und Achten kindlicher Bedürfnisse und auch durch unsere Sprache. Dass der Thread von @MammaSnigill einen Nerv getroffen hat, fanden auch die Twitteruserinnen und -user. Wir haben wie üblich die wichtigsten Kommentare zusammengefasst.
Ich habe als Erwachsener noch nie verstanden, was an Worten wie Penis, Vulva, Vagina etc. so schlimm ist, dass man dafür niedliche Wörter erfinden muss. Das sind Körperteile und die haben einen Namen. Zum Ohr sagt man ja auch nicht Hörli.
— Alex 👾 (@_aterus) April 28, 2022
„Penis“ und „Vulva“ sind ganz normale Worte für ganz natürliche Dinge. Sollten Kitakinder kennen und zuordnen können.
Wer das seltsam oder problematisch findet, hat dann wohl ein Problem mit sich selbst und sollte mal Hilfe in Anspruch nehmen!— 🇺🇦 Pudelzkern 🇺🇦 🇪🇺 (@Annodazumal2) April 27, 2022
Da saßen gestern erwachsene Menschen die bei diesen Begriffen erröttet sind. Wir sind leider noch sehr weit weg von „Normalität“ in diesem Bereich.
— Snigill Mamma (@MammaSnigill) April 27, 2022
Ja. Viele Eltern und auch Lehrkräfte haben große Bedenken, solche Themen anzusprechen, wollen auch nicht, dass in der GS aufgeklärt wird. Von einem Gym hab ich heute erst in einer FoBi gehört, dass es hieß: nein, in der Unterstufe bloß keine Prävention, das verschreckt die ja!
— Marga (@marga_tietze) April 27, 2022
Finde ich gut. Eine Freundin wurde von der Kindergärtnerin ganz blöd angemacht, weil ihr Sohn seinen Penis „Penis“ nannte Das ist nicht normal für ein Kind und deutet sexuellen Missbrauch an.
— beobachterin (@car_nichtkalt) April 27, 2022
Das ist tatsächlich meine Sorge. Wenn ich mein Kind umfangreich, aber in meinen Augen angemessen aufkläre, redet es natürlich über diese Dinge, und das könnte komisch rüberkommen. Eine Gratwanderung, so empfinde ich das. Leider. Wäre gut, wenn es darüber breiteren Konsens gäbe.
— Altraia (@Altraia) April 27, 2022
CN Missbrauch
Und zeigt ihnen schon früh, dass auch Kinder ihre Grenzen benennen dürfen.
„Darf ich Dich knuddeln/Dir ein Küsschen geben?“Ja, dazu dürfen Kinder auch nein sagen.
Nur so lernen sie, dass Erwachsenen sie nicht gegen ihren Willen berühren dürfen.
— Landfluse back @ work 🤷♀️🙈🤣 (@Landfluse) April 27, 2022
Und bringt Euren Kindern auch bei, die Grenzen anderer zu wahren. Kinder müssen lernen, ein „Nein“ zu akzeptieren. Auch das ist Prävention.
— LittleFeminist (@littlefeminista) April 27, 2022
Auch wichtig: wenn ein Kind etwas in die Richtung erzählt, glaubt es. Das ganze nicht runterspielen oder als Einbildung abtun.
— Erdmännchenfrau (@queen_meerkat) April 27, 2022
Eine Sprache zu entwickeln ist unglaublich wichtig. Es enttabuisiert das Sprechen über Sexualität, Geschlechter und generische Sexualidentität!
Wir entwickeln mit den Jugendlichen bei uns ein Klima der Offenheit. Hier gibt es kein ‚Blamieren‘. Super wichtig: Offenheit!!— Dorfbewohner (@AriSteevensz) April 27, 2022
Viele Erwachsene sind mit schambehafteter Kommunikation aufgewachsen und tun sich folglich schwer damit, diese zu überwinden. Genau aus diesem thematisieren wir diese Dinge immer wieder und versuchen damit unseren Teil, eine neue unverkrampfte Normalität zu schaffen. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten!
Von Scham, Vorurteilen, Übergriffigkeit und schlechter Kommunikation handelt auch der folgende Thread: