Wer krank ist, gilt als arbeitsunfähig. Es ist ein Trugschluss, wenn Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen denken, dass es ohne die eigene Anwesenheit nicht weitergehen kann. Ursache dafür ist ein falsch verstandenes Pflichtverständnis seinem Unternehmen gegenüber. Arbeitet ein Chef oder eine Chefin krank weiter, so ziehen die Arbeitnehmer daraus ihre Schlüsse und leiten möglicherweise ab, dass dies auch von ihnen erwartet wird. Dieses Phänomen hat einen Namen: Präsentismus. Selbst wenn man in Zeiten von Homeoffice und Zoom-Meetings mal die Ansteckungsgefahr außer Acht lässt, bleibt es nicht ohne negative Folgen, krank weiter zu arbeiten. Ohne vollständige Genesung können nämlich Folgekrankheiten drohen oder die Krankheit wird unter Umständen sogar chronisch. Beim FDP-Parteitag am letzten Wochenende wurde der zu dem Zeitpunkt an Corona erkrankte Bundesvorsitzende Christian Lindner per Video zugeschaltet und hielt eine rund 40-minütige Rede. Dabei wirkte der Finanzminister sichtlich angeschlagen und fiebrig. Ein wenig vorteilhaftes Standbild seines Auftritts verbreitete sich rasend schnell im Internet und sorgte für jede Menge Gesprächsstoff. Viele User*innen mutmaßten, dass seine Infektion doch nicht so harmlos verlief, und warfen ihm mangelnde Eigenverantwortung vor. Der Twitteruser @robert_mey hat über Christian Lindners (FDP) Auftritt den nun folgenden Thread geschrieben.
Christian #Lindner hat uns gestern gezeigt, was diese kaputte #Leistungsgesellschaft ausmacht. Obwohl krank, schwitzend, total fertig aussehend, hat er sich zum #FDP-Parteitag zuschalten lassen. Als ginge es nicht auch ohne ihn. Solche Menschen sind kein Vorbild. Im Gegenteil.
— Robert Meyer (@robert_mey) April 24, 2022
Solche Menschen sind ein Grund dafür, warum sich Menschen krank auf Arbeit schleppen, keine Termine absagen und sich wörtlich tot arbeiten. #Lindner signalisiert mit seinem Verhalten: Das ist normal, das wird von einem erwartet, er baut damit gesellschaftlichen Druck auf. #FDP
— Robert Meyer (@robert_mey) April 24, 2022
Stärke wäre es von #Lindner gewesen, zu sagen: Ihr kommt auf dem Parteitag auch ohne mich klar. Für mich ist das auch Ausdruck eines kaputten Liberalismus. Es geht dabei leider nicht darum, dass es dem Individuum gut geht, sondern es Performance abliefert und funktioniert. #FDP
— Robert Meyer (@robert_mey) April 24, 2022
Ich möchte in einer Gesellschaft leben, in der sich alle Menschen jederzeit eine Auszeit nehmen können, sich um sich kümmern können, wenn es ihnen dreckig geht und dabei keine Angst um ihre ökonomische Existenz oder gesellschaftliche Position haben müssen.
— Robert Meyer (@robert_mey) April 24, 2022
PS: Gute Besserung an Christian Lindner.
— Robert Meyer (@robert_mey) April 24, 2022
Das sagen andere User:
Findet ihr die Kritik übertrieben? Wir jedenfalls nicht. Hinterlasst uns doch einen Kommentar, wie ihr das seht. Ein paar der treffendsten Reaktionen und Antworten haben wir hier für euch zusammengetragen.
— Faude Roland (@RolandFaude) April 24, 2022
Weitere Folge: Kinder werden krank in Kita und Schule geschickt. Oft nimmt man nicht wahr, wie das Kind sich wirklich fühlt. Es lernt, seinen Gefühlen nicht zu trauen und der du-musst-funktionieren-Erwartung entsprechen zu müssen.
Erwachsenenwelt, Job, Karriere über allem.
— Isabel Ruland (@IsabelRuland) April 24, 2022
Guck dir das Bild noch mal genau an. Er hat nicht das Beste daraus gemacht. Wem es so schlecht geht, der kann ohnehin nicht wirklich klar denken. Der gehört ins Bett!
— Katharina Rosch (@KatKatNeugetier) April 24, 2022
Das Gesicht der Freiheit! pic.twitter.com/hbSD9yshYy
— DeKo (@Den_Koo) April 24, 2022
… aber wir würden gern. Wenn ich krank bin, würde ich sonstwas tun für jemanden, der den Job für die Zeit übernimmt.
Er hat genug Leute, und es geht nicht um Verantwortung für Kinder, die nicht abgenommen wird so wie bei uns. Deswegen ergibt es keinen Sinn, was er da tut.— K. (@karjissa) April 25, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend dazu haben wir noch das: