Thread: Warum erscheinen Arbeitnehmer krank am Arbeitsplatz?
In Zeiten einer grassierenden Epidemie ist es nur richtig, dass erkältete und erkrankte Menschen nicht am Arbeitsplatz erscheinen, sondern von ihrem Recht Gebrauch machen, sich krankzumelden. Dieser Satz, so logisch und nachvollziehbar er auch ist, ist natürlich völlig falsch. Selbstverständlich braucht es keine weltweit wütende Viruserkrankung, um sich daheim in Ruhe von einer Erkrankung zu erholen. Dennoch hat sich in unserer Leistungsgesellschaft etwas völlig anderes etabliert. Mit Symptomen am Arbeitsplatz zu erscheinen, vermittelt Engagement, Disziplin und Stärke. Krankheit hingegen steht synonym für Faulheit oder zumindest fehlendes Pflichtbewusstsein und wird daher oft verschwiegen oder schlichtweg ignoriert. Kein Wunder, dass Corona-Infektionscluster nicht nur im privaten Rahmen entstehen, sondern auch immer wieder am Arbeitsplatz.
@Doktor_FreakOut sieht die Schuld für dieses Verhalten beim Arbeitgeber und hat einen Thread dazu verfasst, der vielen Arbeitnehmern aus der Seele spricht.
Liebe Arbeitgeber, ihr regt euch ernsthaft darüber auf, wenn die Arbeitnehmer jetzt mit Schnupfen zur Arbeit kommen? Wer hat denn jahrelang Druck gemacht und grippale Infekte als „nicht krank“ klein geredet? Wer hat denn jede AU pauschal als „blau machen“ deklariert? …
— 𝔾𝕖𝕙𝕖𝕚𝕞𝕣𝕒𝕥🦠👀𝔽𝕣𝕖𝕒𝕜𝕠𝕦𝕥™️ (@Doktor_FreakOut) October 8, 2020
… Der gequirlte Mist fällt euch Idioten jetzt schön auf die Füsse. Wir Mediziner waren und sind ja genauso dämlich mitunter. Vorgestern erst saß eine junge Schwester mit Schnupfen in der ZNA. „Das ist kein Corona!“ AU einreichen? Undenkbar. Die meisten Arbeitnehmer…
— 𝔾𝕖𝕙𝕖𝕚𝕞𝕣𝕒𝕥🦠👀𝔽𝕣𝕖𝕒𝕜𝕠𝕦𝕥™️ (@Doktor_FreakOut) October 8, 2020
…haben das so verinnerlicht, ja es quasi mit der Muttermilch aufgesogen, dass man noch mit dem Kopf unter dem Arm zur Arbeit geht. Und gerade wir Mediziner sind da besonders geprägt. Klar, es wird immer wieder Blaumacher geben, keine Frage. Aber es gibt eben auch Kranke. …
— 𝔾𝕖𝕙𝕖𝕚𝕞𝕣𝕒𝕥🦠👀𝔽𝕣𝕖𝕒𝕜𝕠𝕦𝕥™️ (@Doktor_FreakOut) October 8, 2020
… Wer krank ist, gehört nicht an die Arbeit. Corona hin oder her. Und jeder kennt das: Wenn man zu Beginn eines grippalen Infektes konsequent im Bett bleibt, viel schläft und sich auskuriert, ist schneller wieder auf den Beinen. Wer sich auf Biegen und Brechen weiter zur …
— 𝔾𝕖𝕙𝕖𝕚𝕞𝕣𝕒𝕥🦠👀𝔽𝕣𝕖𝕒𝕜𝕠𝕦𝕥™️ (@Doktor_FreakOut) October 8, 2020
… Arbeit schleppt, mit Pharmazeutika dopt und dem Körper keine Ruhe gönnt, den knockt es meist später richtig aus und man liegt dann deutlich länger um. Das ewig falsche Spiel vom „Held der Arbeit“ hilft also letztlich nie jemandem. Die aktuelle #Coronakrise bietet jetzt …
— 𝔾𝕖𝕙𝕖𝕚𝕞𝕣𝕒𝕥🦠👀𝔽𝕣𝕖𝕒𝕜𝕠𝕦𝕥™️ (@Doktor_FreakOut) October 8, 2020
… die Gelegenheit, auf breiter Front mit diesen falschen Ansichten ein für allemal Schluss zu machen. Kranke und vor allem infektiöse Mitarbeiter gehören nicht an den Arbeitsplatz, sondern ins Bett!
— 𝔾𝕖𝕙𝕖𝕚𝕞𝕣𝕒𝕥🦠👀𝔽𝕣𝕖𝕒𝕜𝕠𝕦𝕥™️ (@Doktor_FreakOut) October 8, 2020
So kommentieren andere User:
Die Angst vor dem VERLUST des Arbeitsplatzes lässt viele krank zur Arbeit gehen. Die Mechanismen sind simpel. Ein Tool ist die emotionale Erpressung. Eine schwerwiegende Aussage in Zusammenhang mit Krankheit und der Angst vor sozialem Abstieg ist der Satz: „Jeder ist ersetzbar.“
— Ah? no! (@arno_dr) October 8, 2020
Ich schreibe dies mal als Arbeitgeber. Zeigst Du Verständnis und veruschst gute Lösungen zu finden, dann gibt es immer einen Anteil an AN die das gnadenlos Ausnutzen. Beides ist echt Scheisse ….. Wenn alle mal wieder den Kopf zum denken nutzen würden… Ach was wünsch ich mir
— Oktopodenalarm (@KreischundGroll) October 8, 2020
Ich bin jahrelang krank zur Arbeit gegangen…
Dann kam 2013 die Leukämie.Seitdem habe ich nichts von meinem damaligen AG gehört.
Es wird einem nicht gedankt wenn man sich den Arsch aufreißt. Also denkt an eure Gesundheit! 🙏😈— Luzi 😈 (@Luzi0409) October 8, 2020
Danke für diesen Thread!
Ich habe letzten Monat eigentlich einen neuen Job angefangen, musste mich dann aber am zweiten Tag krank melden (grippaler Infekt, hat das Kind aus der Kita mitgebracht). Hab dafür verantwortungsbewusst zu handeln die Kündigung bekommen.— 🌺 Conja 🥦 (@Conja_nrw) October 8, 2020
Hatte mal 29 Kranktage in 1 Jahr.
Brief bekommen, negative Gesundheitsprognose, Kündigung angedroht, etc etc. Tolles Gefühl.Zwei Monate später war der Verfasser des Briefes ein Dreivierteljahr krank. Bin echt nicht schadenfroh aber ooooh doch.
— Robert (🏡) (@ronaan) October 8, 2020
Naja allein das man dem Arbeitgeber mitteilt warum man krank ist, führt schon in eine Rechtfertigungs-Situation.
Einfach schriftlich krank melden und gelben Schein hinschicken und gut ist.
Ob es Schnupfen oder Krebs ist, geht den Arbeitgeber überhaupt nichts an.
— Ruben Kelevra (@RubenKelevra) October 8, 2020
Volle Zustimmung. Ich mache mir gerade Sorgen um die Rolle des Homeoffice. Gibt es bei uns schon lange und es schleicht sich ein, dass man dann eben krank von zuhause aus arbeiten soll, wenn es nur eine Erkältung ist. Weil dann steckt man ja niemand an…
— Susanne Darmstett (@darni1337) October 8, 2020
Chefin kommt während der Coronazeit mit Husten und trief Nase ins Büro und möchte zum Frühstück eng zusammensitzen ohne Maske.
Offiziell hört sich es dann in Mails an: „Wir gehen verantwortungsvoll mit den Hygienemaßnahmen um“.— Treffer (@Treffer79) October 8, 2020