Thread: Ich wollte eigentlich nur den Müll rausbringen
Mit diesem Thread machen wir einen unterhaltsamen Ausflug in die wunderbare Welt der Geschlechter-Stereotype. Wer kennt sie nicht von früher? „Frauen dekorieren und Männer heimwerken“ gerne. Ob diese Aufteilung aus der Zeit der Jäger und Sammler stammt, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Selbst wenn diese Tatsache auf viele Menschen zutrifft, bedeutet das natürlich nicht, dass alle Männer diese Passion automatisch teilen oder dass es keine Frauen gäbe, die diesem Hobby nicht ebenfalls zugetan wären. In der Tat hat Bauen, Reparieren und Basteln aber bei vielen Männern seit Generationen Hochkonjunktur. Und ja, sie gelten auch immer noch als das stärkere Geschlecht, das man gerne mal fragt, wenn man tatkräftige Unterstützung braucht. Wer einen leidenschaftlichen Heimwerker in seinem Umfeld hat, weiß dessen Tatendrang und Hilfe immer zu schätzen. Anderen wird dies erst bewusst, wenn dieser jemand fehlt. Dann ist guter Rat teuer und was wäre da nicht nahe liegender, als den Nachbarn um Hilfe zu bitten? Der Twitteruser @doppeldaumen wollte eigentlich nur kurz den Müll rausbringen und ist so Hals über Kopf in eine herrlich absurde Heimwerkersituation geschlittert, die zu diesem lustigen Thread geführt und uns vor Lachen die eine oder andere Träne in die Augen getrieben hat. Gute Unterhaltung!
Ich wollte eigentlich nur den Müll rausbringen. Und das habe ich jetzt davon. Ein Thread.
Die Nachbarin fängt mich ab. „Kannst Du uns mal helfen? Wir bekommen den Schuppen nicht auf und wir brauchen einen starken Mann!“
Genau dort fängt das Debakel schon an. Ich bin ein Typ,
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
der gerade in T-Shirt, ausgebeulter Jogginghose und Adiletten den Plastikmüll ächzend in die Tonne schmeißt. Nichts, absolut nichts, deutet darauf hin, dass ich irgendwie „stark“ bin. Wenn Steve Urkel den Müll rausbringt, steht auch niemand da und sagt „oh… ein starker Mann!“.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
Ich bin ein Mann des Geistes. Der feinen Klinge, himmelarsch! Kein Wikinger, der Fahrradschuppen reparieren kann, sofern letzterer sich nicht argumentativ überzeugen lässt.
Aber da standen sie nun: Die Nachbarin. Ihre Tochter. Die Fahrräder im Schuppen. Also denke ich
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
fatalerweise: „Ich kann ja mal gucken.“
Nach kurzer Sichtprüfung bestätige ich die Diagnose: Schuppentür klemmt. Kann man nichts machen. Ciaoi.
Aber das Elend nimmt seinen Lauf. Ich könne ja mal männlich-markant an der Tür ruckeln. Na gut. Ich zerre und ruckele. Nichts.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
Außer einem Splitter im Finger. Er schmerzt, ich überspiele das aber, weil ich mich an Rambo II erinnere. Der hat auch nicht geheult.
Die Nachbarin reicht mir daraufhin einen Hammer. Ich gucke wohl einen Tick zu interessiert, sodass sie mir erklärt, ich solle doch damit die
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
Bodenfliesen ein wenig „ebnen“. Ebnen? Na, okay. Ich nehme den Hammer. Eine „Ebnung“ bleibt aus, dafür zerspringt die Bodenfliese in vier unansehnliche Teile.
Beobachtet wird die Szene vom Gegenübernachbar. In diesem Mann vom Typ Tauchlehrer, regt sich offenbar sowas wie
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
Mitleid, sodass er mit wallendem Haar, gekleidet in ein Funktionsshirt und eine Hose von Engelbert Strauss, hinzueilt. Er untersucht fachkundig den Schuppen und faselt Fachbegriffe. Wahrscheinlich heißt er sogar Engelbert Strauss.
Die Nachbarin gibt ihm den Hammer. Er sagt mit
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
tiefer, kompetenter Stimme, dass so nur die Bodenfliese zerspringe, wozu ich kundig nicke. Er will mit einem Keil arbeiten. Ein riesiges Kantholz nutzen und den Schuppen damit anheben. Ich kann mir darunter nichts vorstellen, sage aber, dass nunmal kein Kanzholz zugegen sei.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
„Warte, ich hole eines!“ sagt er und verschwindet. Welcher Mensch hält denn Kanthölzer vor, nur um damit schmächtige BWLer vorzuführen???
Naja… er ist jedenfalls kurz weg und ich ergreife meine Chance. Ich nehme einen Stock von irgendeinem Kind, klemme ihn in den Griff der
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
Schuppentür und ziehe mit einer Kraft, bei dem selbst Hulk anerkennend genickt hätte. Die Schuppentür bleibt zu, der Griff ist jetzt ab.
Engelbert Strauss kommt nun mit seinem Streberkantholz zurück, macht, was man mit Kanthölzern offenbar so macht und befreit die grifflose
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
Schuppentür. Ich hätte es ohne Kantholz ehrenhafter gefunden, aber wem ist hier schon Ehre wichtig?!
Die Nachbarin sagt sowas wie „Oh, vielen Dank, Ihr… Äh… beiden!“ und als ich denke, der Tag ist mit viel Alkohol vielleicht noch zu retten rennt Engelbert Strauss in seine
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
Garage und kommt mit einer Flex zurück. Ich entschuldige mich und Steve Urkele mich zurück ins Haus. Aus dem Fenster beobachte ich, wie Engelbert die Schuppentür abflext und damit Nachbarin nebst Tochter scheinbar sehr glücklich macht.
Als das Wunderwerk vollbracht ist, gucke
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
ich bei Amazon, wieviel so ne Flex kostet. Vorher rufe ich dem Nachbar hinterher, dass er wohl aus Versehen mit dem Kantdingsbums die Bodenfliese zerstört hat. Er ruft „oh… kein Problem… ich habe noch so welche im Keller.“
Um es kurz zu machen:
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021
Ich suche jetzt eine neue Bleibe und habe eine Flex bestellt.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) February 19, 2021