Thread: Ich erkläre, bleibe ruhig, wische weg …
Wer hier regelmäßig unsere Beiträge zum Thema Familienleben verfolgt, weiß: Das Leben mit Kindern ist kein Ponyhof. Wobei, manchmal hat es dann doch schon recht viel gemeinsam mit störrischen kleinen Lebewesen und auf den Boden gesetzten Häufchen. Spaß beiseite: Eltern wissen meist aus eigener Erfahrung, dass die Erziehung der Kleinen neben Zeit und Geduld auch verdammt viele Nerven kostet. Twitteruserin @Holunderer1 schildert im folgenden Thread ihre ganz eigene Situation am heimischen Esstisch, die so oder zumindest ähnlich sicherlich zahlreiche Eltern bereits erlebt haben.
Wir essen. Thread
Grundlos kippt die Zwetschge ganz langsam ihren Wasserbecher aus.
Ich erkläre, bleibe ruhig, wische weg, stelle frisch gefüllten Becher wieder hin, mit weniger Wasser.
Repeat.
Nach dem 3.mal, ersetze ich den Becher (immernoch ruhig) durch eine Trinkflasche.
1/n— Holunderer (@Holunderer1) February 7, 2022
Sie wird daraufhin so zornig, dass sie ihre Gabel nach mir wirft.
Ich erkläre, kratze meine Geduld zusammen.
Plötzlich ist zu wenig Parmesan auf den Nudeln.
Ich mache ihr mehr drauf, aber sie möchte komplett neue Nudeln. Ich habe das „Nein“ kaum ausgesprochen, da fliegt 2/n— Holunderer (@Holunderer1) February 7, 2022
der Teller schon an mir vorbei quer über den Tisch gegen die Wand. Ihr Besteck und das Getränk hinterher.
Weil sie einen zweiten Teller mit Gemüse hat, biete ich ihr das an und frage, ob sie fertig ist. Sie versucht, den Gemüseteller zu werfen, ich halte ihn fest. 3/n— Holunderer (@Holunderer1) February 7, 2022
Sie schlägt nach mir, kratzt mich und eskaliert komplett, weil sie den Teller nicht gegen die Wand schmeißen darf.
Sie springt vom Stuhl, um mich besser schlagen zu können. Ich weiche aus, erkläre, versuche zu beruhigen. Sie kann mich nicht schlagen, also wirft sie sich 4/n— Holunderer (@Holunderer1) February 7, 2022
auf den Boden und schlägt ihren Kopf 3 mal fest dagegen.
Meltdown.
Ich begleite den Wutanfall, sie steht irgendwann auf, rennt in die Küche und sucht den Parmesan und sagt, sie hat Hunger. Also neue Nudeln. Wir sitzen wieder. Sie isst eine halbe Nudel, will mehr Parmesan und 5/n— Holunderer (@Holunderer1) February 7, 2022
das Spiel geht von vorne los.
Sie schmeißt den Teller durch den Raum, heult und brüllt. Ich werde laut, sie brüllt natürlich noch mehr.
Ich tröste, rede mit ihr, sie kratzt und haut mich.
Sie beruhigt sich halbwegs, steht auf und rennt 6/n— Holunderer (@Holunderer1) February 7, 2022
zum Kühlschrank.
Sie. Möchte. Mehr. Parmesan.An Tagen wie heute möchte ich einfach nur heulend im Selbstmitleid versinken oder sie anbrüllen. Ich komme mir vor wie ein Totalversager, als würde ich alles falsch machen.
Mimimi fertig. 7/7
— Holunderer (@Holunderer1) February 7, 2022
Weil zahlreiche Antworten und Reaktionen in die gleiche Richtung gingen, folgt eine Einordnung
Um das einzuordnen: Das ist keine Phase, leider war es noch nie anders. Seit über einem Jahr läuft das hier in verschiedenen Situationen so oder so ähnlich ab. Deswegen frage ich mich manchmal schon, ob wir strenger sein müssten.
— Holunderer (@Holunderer1) February 7, 2022
Drei Sachen noch.
Sie hat 3 Versuche mit dem Becher bekommen, weil das oft eine Eskalation verhindert. Ist halt so.
Natürlich sage ich nein und natürlich lasse ich mich nicht schlagen/kratzen, sie schaffts halt 1x, bevor ich reagieren kann.
Und: https://t.co/RdaBw91l3z— Holunderer (@Holunderer1) February 8, 2022
Ich bin nicht überfordert, unsere Familie ist dadurch nicht belastet. Klar ist das anstrengend ohne Ende, aber dann braucht man ein paar Minuten und es ist wieder gut.
Die Zwetschge hat dieses Temperament nicht gestohlen, sie hat es von meinem Mann und mir geerbt. 2/4— Holunderer (@Holunderer1) February 8, 2022
Natürlich zweifle ich an manchen Tagen an unserem Erziehungsstil, aber die meiste Zeit habe ich ein gutes Gefühl dabei.
Trotzdem tut es mir manchmal gut, mich einfach auszukotzen und auch der Austausch ist wichtig. Klar überlegen wir manchmal, uns Hilfe zu holen, aber wer
3/4— Holunderer (@Holunderer1) February 8, 2022
nicht manchmal das Gefühl hat, er könne etwas besser machen, der werfe den ersten Stein.
Meine Tochter ist wild, furchtlos, stur, #gefühlsstark und vor allem wunderbar. Sie ist durch und durch MEIN Kind und ich will sie kein bisschen ändern. Wir kommen gut klar miteinander.
4/4— Holunderer (@Holunderer1) February 8, 2022
So schwer es auch sein mag, in dieser Situation ein Fazit zu ziehen oder gar hilfreiche Ratschläge an die Hand zu geben: Die folgenden Worte treffen es ganz gut
Klarstellung der Klarstellung 😬: Hilfe in Anspruch zu nehmen kann niemals schaden (dachte das wäre rauszulesen gewesen). Dass ich sie nicht ändern will bezieht sich auf die vielen entrüsteten „Das gäb es hier nicht, brich ihren Willen sofort durch Strafe!“-Typen.
— Holunderer (@Holunderer1) February 8, 2022
Finde es übrigens krass wie viele hier denken, ich würde der Kurzen keine Grenzen setzen und auf deutliche Neins oder andere Ansagen verzichten (oh doch!).
Diese Situation beschreibt nur ein winzigkleines Bruchstück aus unserem Leben, und selbst das nicht vollständig.— Holunderer (@Holunderer1) February 9, 2022
Für alle, die es einfach nicht mehr hören können: