Es gibt sicherlich zahlreiche Dinge und Tätigkeiten, die mehr Spaß machen als die jährliche Steuererklärung. Eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt beispielsweise. Oder das Reinigen von Autobahntoiletten mit einer Zahnbürste. Das war es dann aber auch schon. Zurück zum eigentlichen Thema: Es soll Finanzbeamte geben, die gemeinsam mit Drogen- und Sprengstoffspürhunden ausgebildet werden. Nur eben nicht auf Drogen oder Sprengstoff abgerichtet, sondern auf Centbeträge, die in der Steuererklärung eventuell zu Ungunsten des Finanzamts angegeben und verrechnet wurden. Taucht dann so ein Centbetrag, sagen wir der Einfachheit halber mal 42 Cent, auf, startet sofort ein routinierter und jahrelang eingespielter Ablauf. Der Beamte verbeißt sich für gut und gerne zwei Wochen im dazugehörigen Feld der Steuererklärung und fordert anschließend sämtliche Belege und Quittungen aus den Jahren 1982 bis 2021 nach. Ausgedruckt. In Farbe. Beglaubigt. Vorsicht ist schließlich die Mutter der Porzellankiste und die des Finanzbeamten. Falls diese Belege dann nicht bis zur gesetzten Frist – meist sind das großzügige 24 Stunden – eingegangen sind, wird Inkasso Moskau informiert. Was dann passiert, wollt ihr euch lieber gar nicht ausmalen. So wie Twitteruser @SaschaDueerkop, der nach einer etwas überraschenden Nachfrage des Finanzamts daher lieber seine Follower zu Rate zieht.
Zum ersten Mal kam meine Steuererklärung zurück. Man hält es für unglaubwürdig, dass ich 2020 im Home Office gearbeitet habe, wo ich das doch vorher nicht getan habe. Ich soll bitte Mal belegen, dass das wirklich nötig war.
Jemand ne Idee was man darauf antwortet?
— Sascha Düerkop (@SaschaDueerkop) June 25, 2021
Ist das ein Scherz? Bitte sag, dass das ein Scherz ist.
— Quarkkrokettchen (🏡) (@anneschuessler) June 25, 2021
Leider nein, leider gar nicht:
„Als Anlage erhalten sie den Fragebogen ‚Arbeitszimmer‘, da für den Ehemann erstmalig ein Arbeitszimmer beantragt wurde“.
Fragebogen Arbeitszimmer 👇
— Sascha Düerkop (@SaschaDueerkop) June 25, 2021
Ich sollte letztes Jahr nachweisen dass ich KEINEN Workshop gehalten habe, weil ich doch in den Jahren davor immer 1-2 Workshops pro Jahr gegeben habe. Meine Rückfrage wie das gehen soll blieb unbeantwortet. Habe eine Eigenerklärung eingereicht 🥸
— 🌈Doc (@Doc_K_) June 26, 2021
Bevor es hier um potenzielle Rückantworten an das Finanzamt gehen soll, macht man sich über die Gründe für solche Nachfragen Gedanken:
Ich vermute, dass der Staat pleite ist. Für sie Pandemie wurden Unsummen ausgegeben. Irgendwo muss das Geld herkommen. Also ergeht an alle Finanzämter die Order, genauestens zu prüfen. Mach nächstes Mal ein Schnelltest-Center auf. Oder verkauf Masken.
— 𝔾𝕖𝕙𝕖𝕚𝕞𝕣𝕒𝕥🦠👀𝔽𝕣𝕖𝕒𝕜𝕠𝕦𝕥™️ (@Doktor_FreakOut) June 26, 2021
Ob sich Friedrich Merz (CDU), nachdem alles andere einfach nicht klappen wollte, etwa bei ihrem Finanzamt selbstlos als Chef angeboten hat?
Ich musste übrigens letztes Jahr meine Steuererklärung neu erstellen, da das Finanzamt der Meinung war, dass bei gemeinsam veranlagten Paaren der Mann „Person A“, also die erste steuerpflichtige Person sein muss. Die Frau darf – laut Finanzamt – nicht an erster Stellte stehen.
— Gepa Häusslein 🏳️🌈 (@GepaHaeusslein) June 26, 2021
Jaja, gut Ding will Weile haben … aber nun endlich weiter zu den Antworten:
Mit einer Gegenfrage:
„Wie veranlagen Sie eigentlich den Stein, unter dem Sie die letzten anderthalb Jahre gelebt haben?“
— Joe Hennessy (ˈdʒoʊ ˈhɛnəsɪ) (@joeh6y) June 26, 2021
Als Addewas?! Verdammte Gymnasten hier, wieder nur am Produzieren!
Ich würde eine Collage der schönsten Corona-Meldungen von Bus und Bahn basteln, so schön bunt und in DIN A3. Als Addendum dann vielleicht noch das Rundschreiben des BMF zu den steuerlichen Erleichterungen wg. Corona. Die Menschis bei der Einspruchsstelle lesen gern.
— Steuerfee Nicky (@NickyJu95) June 25, 2021
Das wäre dann wohl Olaf Scholz (SPD), ach lassen wir das doch lieber:
Ich würde ja eine freundliche Email an die oberste Landesfinanzbehörde schreiben mit der Bitte, die Finanzämter anzuweisen, die Pandemie und ihre Folgen zur Kenntnis zu nehmen.
Den Sachbearbeiter natürlich ins cc.
Nicht lange rumärgern mit sowas.
— Julia Treumann (@JuliaTreumann) June 26, 2021
Da war ich Klopapier, Nudeln und Hefewürfel kaufen!
Ich würde folgendes schreiben. „Wo waren sie die letzten 16 Monate? Anbei Presseerklärungen der WHO, des RKI und von Frau Merkel.“
— #DerChauffeur 🚛 (@FDausGadwE) June 26, 2021
Oder eben die 6. Welle:
Danke, den drucke ich aus und faxe ihn ans Finanzamt ❤️
— Sascha Düerkop (@SaschaDueerkop) June 25, 2021
Kommen wir nach dieser zufriedenstellenden Antwort (das sieht hoffentlich auch der zuständige Sacharbeiter so!) doch noch einmal ganz allgemein auf verstörende Nachfragen seitens des Finanzamts zurück. Aus steuerlichen Gründen.
Ich habe beim letzten Umzug die Umzugskosten geltend gemacht, war kein Problem.
Nur kam dann die Rückfrage, warum sich mein Arbeitsweg geändert hatte, obwohl ich den Arbeitgeber nicht gewechselt hatte🤔— D. Wagner (@FrogmasterL) June 26, 2021
Nein, das wird so natürlich nur bei denen durchgezogen, die ansonsten zwischen 6,39 Euro und 13,50 Euro zurückbekommen würden. Also bei den wirklichen Großverdienern und Steuertricksern dieses Landes.
Wenn die das bei jeder:m machen, der/die im letzten Jahr erstmals Homeoffice gemacht hat, …
Liebes Finanzamt, da war ne Pandemie, in der ganz viele Menschen zu HO gezwungen waren. Ihr wisst doch: Bildungsversagen dies das.
— Moritz Meidert (@MoritzMeidert) June 26, 2021
Wer sich nach diesem erheiternden Beitrag so richtig in Rage verbeamtet hat: