Thread: Ein Zeitvertreib für die ganze Familie
Die Geschichte des Minigolfs ist eine Geschichte voller Missverständnisse. 1954 wurde in Ascona am Lago Maggiore die erste genormte Anlage nach den Plänen des Schweizer Gartenarchitekten Paul Bongni eröffnet. Minigolf feierte in den darauffolgenden 60er und 70er Jahren einen Siegeszug als familienfreundliche Freizeitbeschäftigung rund um den Globus, deren Charme und Reiz bis heute andauert. Als Geschicklichkeitsspiel gehört Minigolf zwar offiziell zu den Präzisions- und Ballsportarten, verursacht in diesem Zusammenhang jedoch oftmals nur argwöhnisches Grinsen. Wie beim richtigen Golf ist es Ziel des Spiels, den Ball mit Hilfe eines Schlägers in ein Loch zu bewegen und dafür möglichst wenig Anläufe zu brauchen. Im Gegensatz zum klassischen Golf wird bei dieser Variante aber auf Bahnen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden gespielt, die sich durch unterschiedliche Hindernisse unterscheiden. Der Vorteil dabei ist, dass alle Spieler nah beieinander und nicht weit auf dem Platz verteilt sind. Man kann sich also unterhalten, mitfiebern und jede Menge Spaß haben. Klingt nach dem perfekten Spiel für groß und klein, oder? Naja, dass die Realität der Vorstellung oft einen Strich durch die Rechnung macht, davon können ja alle Eltern ein Liedchen trällern. Ganz besonders unser Thread- und Kinderexperte @doppeldaumen, der mit der nun folgenden Geschichte und ganz viel Humor den Mythos Minigolf ein kleines bisschen entzaubert. Wir wünschen gute Unterhaltung.
Minigolf.
Ein netter Zeitvertreib für die ganze Familie.
Es sei denn, Engelbert schickt seinen niederländischen Zwilling.
Dann zählt nur der Sieg.
Ein Thread.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
Zuhause bin ich der Typ für gefährliche Nischensportarten. Eine Dorflegende, wenn es ums Extreme geht. Da darf ich mich natürlich auch im Urlaub nicht lumpen lassen. Deshalb sagte ich auch „Klar!“, als Kind2 mich fragte, ob ich mit ihm Minigolf spiele. Was für ein dummer Fehler!
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
Da ich (noch) keine eigene Minigolfausrüstung für höchste Ansprüche besitze, lieh ich mir das entsprechende Equipment gegen 50 Euro Pfandgebühr aus. Um es zu testen, tat ich, was Rambo und jeder andere Mann vor einem Minigolfmatch tut: Ich schwang den Schläger einmal
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
ordentlich durch. Wie beim Golf, ganz ohne Mini. Leider entsprechen niederländische Minigolfanlagen nicht dem professionellen Mindeststandard, weshalb ich am Boden hängen blieb und der Griff abbrach. Guter Einstieg.
Ich forderte Kind2 auf, das ramponierte Geläuf wieder zu
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
richten während ich am Kassenhäuschen den „defekten Schlägergriff“ reklamierte. Die Minigolfplatzmeisterin schaute ein wenig grimmig, aber ich bekam einen neuen Schläger. Puh, Glück gehabt! Auf einen erneuten Test verzichtete ich.
Loch 1 ist ja bekanntlich die gerade Bahn.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
Etwas für Laien und Tölpel. Mein Ball war aber anscheinend etwas unrund, sodass ich drei Mal das Loch verfehlte.
„Sie müssen auf ihre Fußhaltung achten“ ertönte es aus dem Hintergrund. Ich schaute mich um und sah einen Mann mittleren Alters, der verschiedene Minigolfschläger in
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
einer Art Köcher trug und so eine Schirmmütze in weiß mit durchsichtig-dunkelgrünem Plastikschirm. Ihr wisst schon… diese Teile, für die man in den 90ern verkloppt wurde und dann der Jugendrichter den Angeklagten später zustimmte. Peinlich, sowas.
Man kann ja in vielen
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
Lebenslagen klugscheißen. Beim Autofahren, als Hundebesitzer… aber beim Minigolf? Das war eindeutig ein niederländischer Engelbert. Engelbertje.
Sichtlich genervt fragte ich in gekünstelter Freundlichkeit nach der richtigen Fußhaltung. Dies nahm Engelbertje leider sehr ernst
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
und korrigierte meine makellose Fußhaltung. Wie peinlich. Ich holte aus und während ich noch „Und das soll jetzt bitte was genau bringen?“ sagte, rollte der Ball ins Loch. Welch unsäglicher Zufall.
Kind2 war mächtig amüsiert und meinte, er stelle die Füße lieber gleich so, wie
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der Meister es sagt. Der Meister?? Hallo?! Niemand, der je Minigolfschläger in einem Köcher trug, wurde je zu Recht Meister genannt! Kind2 imitierte die Meisterfußhaltung. Und traf. Zum kotzen.
Anschließend musste man einen Zickzackparcours meistern. Kind2 brach sich dabei
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
ziemlich einen ab und brauchte 5 Schläge. Ich brauchte nur 4. HA!
Danach stand die Rampe an. Man sollte den Ball über eine Art Schanze in einen Korb pfeffern. Kein Problem. Dafür hatte ich mich ja warmgeschlagen. Der Ball landete irgendwo in der Nordsee. Ich versuchte es mit
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
etwas weniger Kraft. Der Ball stieg hoch und plumpste unmännlich zu Boden, als hätte er das Viagra vergessen. Ich schlug 8 Mal daneben und erhielt einen Strafpunkt. Aber das sollte erstmal jemand besser machen.
Kind2 versagte. Wie einst sein Vater. Plötzlich kam wieder dieser
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
vermaledeite Engelbertje und gab Kind2 einen anderen Schläger aus seinem Köcher. Kind2 zielte, schlug und der Ball zappelte im Netz. Eine furchtbare Szene. Kind2 schrie „COOL!“ und gab Engelbertje ein High-Five. Mieser Verräter. Das war alles andere als „cool“. Wäre Minigolf
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
cool, hätte Legolas Minigolfschläger statt Pfeile aus seinem Köcher gezogen. Oder den großen Kampfelefanten mit einem Minigolfschläger erledigt. Nicht ohne Grund gibt es kein Minigolf im Pay-TV.
Ich schmollte mich zu den nächsten Bahnen. Auf einer versperrte eine klischeehafte
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
Windmühle mit ihren drehenden Mühlradblättern periodisch das Loch. Ich war vom Pech verfolgt. Die Arschlochwindmühle versperrte meinen präzise geschlagenen Bällen stets den Weg. Frustriert steckte ich einen Stock in die Mechanik und blockierte so das Mühlrad. Ha! Mit dem
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
6. Versuch lochte ich ein. Die Minigolfchefin rief „GEMOGELT!“. Ich erhielt wieder einen Strafpunkt. Kind2 traf mit dem 3. Schlag. Bei angeschalteter Mühle. Das Glück ist eben mit Kindern und Besoffenen.
Besoffen wäre ich auch gerne gewesen. Dann wäre diese Tortur auf dem
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
hiesigen Minigolfplatz vielleicht erträglich gewesen. Loch 8 sponsored by Jägermeister. Aber ich musste ja noch fahren. Mist.
Mistmutig (haha!) musste ich den Ball einen Berg hoch schlagen. Wie das babyhafte Loch 1, nur dass der Ball im Misserfolgsfall zurückkommt. Das machte
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
der Ball genau 4 Mal ehe ich ihn voller Wut nach oben drosch. Er flog ins Loch. Genial! Statt zu applaudieren sagte Engelbertje „Zufall!“. Kind2, der kleine Judas, stimmte ihm zu.
Der große Showdown fand an einer Bahn mit so einer Art Labyrinth am Ende statt. An diesem Tag
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
hatten sich die Götter des Profisports wirklich gegen mich verschworen. Ich traf nicht. Keine Ahnung, wieso. Bestimmt lag es an dieser dämlichen Fußhaltung oder an den niederländischen Windverhältnissen, die eine Wertung eigentlich unzulässig machten. Erbost hackte ich den
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
Schläger in den Boden. Er zerbrach. Genau wie meine psychische Gesundheit.
Kind2 schlug auch 2 Mal daneben. „Tjaja… ist wirklich schwierig“ sagte ich. Daraufhin flüsterte Engelbertje meinem Stammhalter irgendwas ins Ohr. Kind2 grinste, stellte sich hin, zielte etwas komisch
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
in die falsche Richtung und schlug. Der Ball rollte über die Bande durch das Labyrinth ins Loch. Kind2 fiel Engelbertje, seinem neuen Papa, um den Hals. Ich zerriss den Zettel mit dem Punktestand und sagte „Unentschieden“.
Mein Pfand bekam ich nicht zurück, weil ein Ball fehlte
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
und ein Schläger zerbrochen war.
Mit tiefer Abscheu erblickte ich bei der Schlägerabgabe ein Foto von Engelbertje an der Wand. Unter seinem dümmlichen Konterfei mit einem Schlaubi Schlumpf-Grinsen, das seinem deutschen Alter Ego in nichts nachstand prankte „plaats recordhouder“.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
Ich googelte das im Auto. Es heißt, wie ich bereits befürchtete, nicht „nervigster Angeber“, sondern „Platzrekordhalter“.
Aber was ich Euch eigentlich sagen wollte:
Der Platz entsprach nicht den offiziellen Turniermaßstäben.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) July 31, 2021
Das sagen andere User:
Schon wieder eine schöne Zwerchfellattacke. Da gibt’s eigentlich nicht viel zu sagen oder zu meckern. Aber das Internet wäre eben nicht das Internet, wenn es nicht Menschen gäbe, die zu allem ihren Senf dazugeben. Ein paar Antworten haben wir hier für euch gesammelt.
Minigolf sollte immer mit genügend Alkohol im Blut gespielt werden… So sind die Regeln!
— jasminum officinale (@thatsnotmyfame) July 31, 2021
Ich hasse ja Minigolf! Und Eisenbahnen. Es gibt nichts langweiligeres. Danke für den Tipp mit dem Alkohol. Sollte ich nochmal in Verlegenheit kommen, gehe ich erst in den Pub.
🍻 Sláinte— MrsClassy (@Dia_dhuit) July 31, 2021
Die ganze Wahrheit: Vor der niederländischen Küste verschluckt sich ein Hai an einem Golfball.
Nix Lego.
— Der Klös (@Life_s_a_gas) July 31, 2021
Minigolf und die Niederlande… meine Erinnerungen sagen: die Kinder gewinnen immer. 👏🏌️🎖️⛳
— 🔴🏳️🌈Corinna aka Mutationscorinna 📷👩❤️👨🗺️ (@CorinnaVahrenk1) July 31, 2021
An diesem Spiel sind schon Freundschaften zerbrochen. Ich kann das soo gut nachvollziehen, mein letztes Minigolfabenteuer ist auch beinahe mit dem Schläger im Netz geendet 🙈😂
— Red_Jenny (@RedJenny12) July 31, 2021
Schluss mit Minigolf! Weiter geht’s mit ganz viel Urlaubsgefühl: