Thread: Verreisen mit Kindern
Urlaub mit der Familie setzt eine gute Planung und Nerven wie Drahtseile voraus, damit wirklich jeder auf seine Kosten kommt und keine Tränen fließen. Denn wo man als Single oder kinderloses Pärchen am Strand verträumt Margaritas oder Mojitos schlürfen und sich für Urlaubssex ins Hotelzimmer zurückziehen kann, muss man als Elternteil überlegen, planen, motivieren und auch diskutieren, um überhaupt mal an Erholung denken zu können. Das Problem, die Brutlinge bei Laune oder vielmehr in Schach zu halten, beginnt aber nicht erst am Erholungsort, sondern schon viel früher, nämlich beim Kofferpacken und auf der Fahrt dahin. Unser Kinderflüsterer @doppeldaumen sah sich unlängst wieder mit dem Trauma des Familienurlaubs konfrontiert und hat sich mit Hilfe dieses lustigen Threads wohl mehr oder weniger selbst therapiert. Wir wünschen gute Unterhaltung!
Urlaub ist toll.
Kinder sind toll.
Urlaub mit Kindern ist tollWenn man erstmal dort ist.
Verreisen mit Kindern.
Ein Thread.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Urlaub mit Kindern sollte kostenfrei sein. Quasi eine Elternprämie. Denn wenn man erstmal an der Rezeption eines Hotels oder in einem Ferienhaus angekommen ist, hat man als Eltern bereits mindestens das Purple Heart verdient. Man hat es nämlich geschafft – man hat die Kinder
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
an den Urlaubsort gebracht. Seit Wochen schon haben die Kinder gequasselt und waren aufgeregt und dann war es soweit: Koffer packen. Früher schmiss man ein paar Klamotten in den Koffer und war weg. Heute kauft man neue Koffer, weil mit Kindern plötzlich der gesamte Hausstand
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
mit muss. Ich habe früher ein kleines Köfferchen gehabt, in das ich meine Habseligkeiten tun durfte. Spielzeug, Kassetten und ein Buch. Mehr passte nicht rein. Heute bekomme ich immer noch nur einen kleinen Koffer für meine Habseligkeiten, die echten Koffer sind nämlich voller
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Kinderzeugs. Bei Kind1 war ich mal so blauäugig und übergab ihm einen kleinen Handgepäckkoffer zur Selbstbefüllung. Er meinte, ich darf aber nicht gucken. Wenn Kinder sagen, man darf nicht gucken, machen sie entweder etwas vollkommen Langweiliges, das man später trotzdem herzlich
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
beklatschen muss, oder etwas unsagbar Dummes. Ich setzte auf ersteres. Depp.
Die Sicherheitskontrolle machte wilden Aufruhr und ich wurde unter strengen, bewaffneten Blicken aufgefordert, zu dem Messerblock inkl. unserer Küchenmesser Stellung zu beziehen. Ich sagte, die gehören
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Kind1 und hoffte, dass er einen strafunmündigen Eindruck macht. Ich kam mit einer Ermahnung davon, aber ohne Messerblock. Aus reiner Neugier fragte ich Kind1, wieso ZUR HÖLLE NOCHMAL er unseren Messerblock eingepackt hat. Er meinte: „Vielleicht gibt es im Urlaub keine Messer?!“
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Okay, das musste ich einsehen. Wer bitte kennt auf den Kanarischen Inseln schon ein Messer??
Wenn man Kindern erzählt, dass man ein anderes Land beurlaubt, dann verstehen sie immer „eine andere Welt“. So fragte mich Kind2, konfrontiert mit dem Urlaubsziel „Türkei“,
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
ob man dort auch atmen könne. „Nein, das ist dort verboten. Außer man hat einen Schnorchel, der ist erlaubt“ gab ich an. Tagelang gab es kein anderes Thema als seinen Schnorchel. Das war schon witzig. Weniger witzig war es, als Kind2 beim Aussteigen aus dem Flugzeug ein älteres
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Ehepaar aufforderte, nun dringend die Schnorchel aufzusetzen. Schließlich sei man jetzt in der Türkei, und Papa hat gesagt, hier gilt Schnorchelpflicht.
Ins Flugzeug sollte man mit Kindern erst steigen, wenn sie filmfähig sind. Hier, Kinder, guckt Herr der Ringe und gebt Ruhe.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Denn Kinder spielen nie mit den Sachen, die man mitgenommen hat, sondern sind im wesentlichen einfach laut. Noch vor dem Erreichen der Reiseflughöhe setzt der Bewegungsdrang ein und die Kleinen wuseln im Flugzeug herum. Kind2 forderte einmal eine Stewardess auf, die Bordtür zu
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
öffnen, er wolle sich mal auf den Flügel setzen, da sei sicher der Wind voll schön. Kind1 hat mal einen senioren Fluggast aufgeklärt, dass es für eben jenen sicher nicht schlimm sei, abzustürzen weil er eh viel früher sterben würde als ein junger Mensch. Tja.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Fährt man mit dem Auto in den Urlaub, so ist das Auto vor allem eines: Voll. Egal, ob Fiat 500 oder 40-Tonner, es ist voll bis zum Dach. Dabei ist es auch vollkommen egal, wie lang der Urlaub dauert – es muss immer ALLES mit. Koffer, Taschen, die Schrankwand und der Gartenzaun.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Und nicht vergessen: Verpflegung. Und zwar viel. Schließlich wollen die Kinder ja nicht verhungern und verlangen noch vor dem Einbiegen auf die Hauptstraße des Dorfes ein Brötchen. Pro Stunde Autofahrt verlangen Kinder ca. 2kg an schmackhaften Snacks. Aber exklusive Getränke, die
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
kommen noch extra und bitte kein schnödes Wasser, man hat ja schließlich Urlaub. Am besten etwas mit Kohlensäure, das spritzt so schön beim Aufmachen.
Natürlich gehen alle Kinder vor dem Reiseantritt nochmal aufs Klo. Und ebenso natürlich muss irgendein Kind noch vor dem
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Ortsschild erneut aufs Klo. Wenn Kinder müssen, dann müssen sie nicht „bald“, sondern „jetzt“! Dann gilt es, mit quietschenden Reifen auf den nächsten Parkplatz zu driften. Und dort steht man dann mit dem Kind am schlimmsten Ort der elterlichen Welt. Einer öffentlichen Toilette.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Gerade an Autobahnen sind diese Etablissements oft der Horror. Schon beim Geruch wünscht man sich die türkische Schnorchelpflicht. Und der Rest? Ohne Worte!
Ich hasse es, dass Kinder von Geburt an Hände haben. Selbst auf öffentlichen Parkplatztoiletten sieht man ihnen an, dass
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
sie vollkommen ohne Ekelgefühl alles anfassen wollen. Da hilft nur eins: „WEHE DU FASST HIER WAS AN!“. Die Pissoirs hängen grundsätzlich zu hoch. Trotzdem sind die Sitztoiletten keine Option. Deswegen hält man die Jungs eben hoch. Und weil sie so richtig, richtig dringend müssen,
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
entleeren sie ihre Blase in einem waagerechten Hochdruckstrahl, der die beschmierten Wandfliesen spaltet. Den Gesetzen der Physik folgend muss man danach die Sprenkel von der Sonnenbrille abputzen. Bäh.
Wenn diese unheilvolle Prozedur erledigt ist, lernt man, dass immer alles
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
noch schlimmer kommen kann. Das Kind sagt nämlich: „Ich muss mal kacka.“
Natürlich ist meine Sichtweise beschränkt, weil ich gendermäßig meistens mit den Jungs beschäftigt bin. Bei Mädchen ist alles anders, alles besser, weil sie von Müttern begleitet werden. Und Mamas haben
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Handtaschen. Und ich gehe davon aus, dass dort eine kleine, faltbare Toilette und Hygieneartikel drin sind.
Kann es endlich weitergehen, wird dringlich die nächste Pause erwartet. Erstens weil man Hunger hat und zweitens muss das andere Kind, das eben noch
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
„ganz sicher und überhaupt nicht“ musste, jetzt aufs Klo. Dringend. Während es im Auto nur lahme Snacks gibt, werden Kinder auf Rasthöfen zu wahren Gourmets. Dort ist auch alles so schön günstig. Sind eben alles Familienfreunde.
Die Frage „Habt Ihr alles?“ wird stets gelangweilt
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
mit „Ja-haaa“ beantwortet. Dabei muss alles aber nicht alles sein. Unvergessen bleibt die Umkehr aus Holland, weil das Stofftier von Kind3 noch am Rasthof Hünxe war. Die Kinder waren erleichtert: Endlich was zu essen. Und in mir kam sie auf, die schreckliche Gewissheit:
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Irgendwann müssen wir auch wieder nach Hause fahren.
Aber was ich Euch eigentlich sagen wollte:
Gute Fahrt. Ich muss mal Pipi.
— Der Doppeldaumenmann (@doppeldaumen) June 26, 2021
Das sagen andere User:
Natürlich kennen alle Eltern das Gefühl, wie es ist, mit Kind und Kegel in die Ferien zu fahren, und welche Herausforderungen dies mit sich bringt. Wir haben die treffendsten Kommentare und die schönsten Urlaubsanekdoten der Leser für euch zusammengetragen.
Und als Soundtrack immer und immer wieder das selbe 1 (eine) Benjamin Blümchen-Hörspiel. Und man hat nur die Chance sich zu ergeben, weil alles andere mit 130 auf d Autobahn zu gefährlich ist. Also singt man nach dem 5x leicht delirisch auch 🎶Benjamin! Du lieber Elefant…🎵mit
— Natascha Strobl (@Natascha_Strobl) June 27, 2021
Fahrt an die Ostsee, Pause beim Drive In vom gelben M:
Ich: Was wollt Ihr?
Motzgurke 1: wie immer.
Motzgurke 2: auch
Ich: ???? (Das hätten auch Spaghetti Bolo heissen können [Anm.d.Übers])
M1: Na, Pommes. Und Burger.
M2: Klar.
Ich: Was fürn Burger? Hier gibt’s ein paar mehr 1/— storm at home 🏴☠️🇪🇺🇫🇷🇩🇪🇺🇸🇬🇧🇺🇳 (@stormyseas212) June 26, 2021
davon. Cheese? Big Mac? Fisch?
M1+2: Wäääääääääh! Fisch!
Ich: Also was nun?
M1+2: BURGER!BURGER!BURGER!
Und POMMES!
Ich bestelle also die praktischen Junior Menüs.
Ich hab dann am Strand Burger und Pommes gegessen. Und die Motzgurken Bratwurst. Andere Geschichte..— storm at home 🏴☠️🇪🇺🇫🇷🇩🇪🇺🇸🇬🇧🇺🇳 (@stormyseas212) June 26, 2021
Der Sohn einer Freundin hat mal ganz heimlich vorm Wegfahren 5 Zippos in seinen Rucksack gepackt. Gab auch einiges an Erklärungsbedarf am Flughafen 😂
— Reisepsycho 🏳️🌈 (@BabsiHoeb) June 26, 2021
Und nach der Rückfahrt ist man gleich wieder Urlaubsreif. Nicht zu vergessen die lieben Kleinen, die kurz vor der Ankunft einschlafen, nachdem sie vorher Stundenlang Krabbelkäfer und Co. gesungen haben und dann den Rest des Tages sehr unleidig sind🤣🤣🤣. Ich liebe Deine Stories!
— Irmi_1268 (@1268Irmi) June 26, 2021
Mir wurde letztens vorgeschlagen, ich soll doch zwei Wochen in Urlaub fahren mit den Kindern (2+4), wenn ich so fertig und gestresst bin. Das würde mir sicher gut tun. Ich hab nur lachen müssen 🤣
— Hexatana (@Hexatana) June 27, 2021
Erstes mal Langstrecke mit ner ziemlich wilden 2 Jährigen. 24h Reisezeit, davon 19h Flug. Erster Flug in ihrem Leben u sie hat das Schlafen einfach eingestellt 🤷♀️ Ich bin bei Ankunft einfach umgefallen 😅
— Jessy (@Jessy15944544) June 26, 2021
Danke für eure Aufmerksamkeit. Wer dieses Jahr in den Sommerferien nicht in den Urlaub fährt und stattdessen auf kleinere Ausflüge mit den Kids setzt, sollte unbedingt hier noch reinklicken: