Thread: Beim Bewerbungsgespräch
Die Aufregung ist groß, die Hände sind schwitzig. In dem Anzug sieht man doch aus wie ein Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens. Wieso ist man eigentlich hier? Nur nicht zu viel Hoffnung machen, schließlich hat man in der Bewerbung maßlos übertrieben. Auf der anderen Seite hat man doch jahrelange Erfahrungen gesammelt, ist ein geschätzter Mitarbeiter und es gibt keinen Grund, sich zu verstecken. Trotzdem werden im Vorstellungsgespräch wieder die gleichen Standardfragen gestellt: Wo sehen Sie sich in 5 Jahren? Wieso sind Sie die oder der Richtige für uns? Dabei gäbe es doch auch andere Ansätze, mit welchen man auf Augenhöhe miteinander sprechen könnte statt der immer gleichen Leier. @EosinY hat sich gefragt, was wäre, wenn man die Rollen umkehren und das Unternehmen ins Kreuzverhör nehmen würde. Herausgekommen sind spannende Fragen und herausgekommen sind spannende Fragen und viele Kommentare, aber lest selbst.
Ich wünschte, man könnte bei Vorstellungsgesprächen so mit den Unternehmen reden, wie die manchmal mit einem selbst reden.
„Ihr Unternehmen existiert schon 10 Jahre, aber sie haben noch keine Regelung gefunden, wie sie mit Elternzeit und Rentenzahlungen umgehen. Wie kommt das?“
— Rina (@EosinY) January 10, 2022
„Ich sehe, die Stelle war über ein Jahr unbesetzt. Finden sie niemanden, der für sie arbeiten möchte? Warum?“
„Ihre Belegschaft besteht bislang nur aus Männern. Wie kommt das?“
„Sie erlauben ihren Mitarbeitern also kein Home Office. Haben sie Angst vor Kontrollverlust?“
— Rina (@EosinY) January 10, 2022
„Was würden sie sagen, ist der häufigste Grund für Kündigungen hier?“
„Sie bieten einen vergleichsweise niedrigen Lohn und darüber hinaus keine benefits an. Nicht mal solche, die sie fast nix kosten würden. Ist ihnen die Wertschätzung ihrer Mitarbeiter*innen nicht wichtig?“
— Rina (@EosinY) January 10, 2022
Das sagen andere User*innen:
Die Fragen scheinen einen Nerv getroffen zu haben und viele wünschen sich mehr Augenhöhe bei Bewerbungsgesprächen. Wir haben die besten Reaktionen zusammengefasst.
Jetzt sagen Sie nicht, Sie sind durch Australien gereist!
„In der Unternehmensgeschichte gibt es da eine Lücke im Lebenslauf von den 1930ern – 1945, was haben sie da so gemacht?“
— Lynx lynx (@Lynx01502025) January 10, 2022
Welches Unternehmen bewirbt sich bei euch?
Finde eh, man sollte auch umgekehrt fragen:
„Warum sollte ich mich gerade bei Ihrem Unternehmen bewerben? Welche Vorteile habe ich?“
Hab ich tatsächlich mal gemacht. Glaub eh bei der Firma wo ich jetzt bin 😀
— c4tcreature (@c4tcreature) January 10, 2022
„Solche Fragen sollten ja kein Problem für Sie sein …“
[…] „Wie sorgt Ihr Unternehmen dafür, dass in einem so anstrengenden Beruf die Mitarbeitenden nicht überlastet werden?“
„Was macht Ihr Unternehmen hinsichtlich Umweltschutz?“Solche Fragen beantwortet man natürlich gern, wenn das Unternehmen auch Lösungen vorweisen kann.
— Miss Copperhead (@copperheadhh) January 10, 2022
Zukunftsperspektive
„Wo sehen Sie mich in 10 Jahren?“
— Samurai Atomfried (@AtomfriedMForce) January 10, 2022
Soll das ein Witz sein?
Ich hab schon 2mal schallend zu lachen angefangen nach dem mir gesagt wurde was ich verdienen würde. Den einen personaler hab ich gesagt sollte er einen blöden finden der für das Geld arbeitet soll er ihm meine N geben den würde ich gern kennenlernen.,ich hätte den job gekriegt
— Dietrinity1234 (@dietrinity1234) January 10, 2022
Vielleicht bauen Sie dann Toaster?
„der Klimawandel fliegt uns allen um die Ohren aber in Ihrer Produktpalette finden sich kaum sinnvolle Lösungen. Wo sehen Sie sich in 20 Jahren?“
looking @ you @BoschPresse @MercedesBenz_DE @VWGroup_DE
— wooders (@woodywood1111) January 10, 2022
Konfliktkultur ist wichtig
„Können Sie mir ein Beispiel erzählen, wie Ihr Unternehmen mit einem Konflikt umgegangen ist?“
„Haben Sie klar formulierte Erwartungen an die Person, die die Stelle ausfüllen soll?“
— UBrummack (@UBrummack) January 10, 2022
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Naja, eigentlich ist es ja aufgrund des Fachkräftemangels der richtige Moment um genau das anzufangen.
— Silkabelli 🇨🇭🇩🇪 not mild (@silkabelli) January 10, 2022
So geht man mit unzulässige Fragen um
Mache ich, wenn die Fragen extrem unangenehm (und unzulässig) werden. „Haben Sie eigenlich noch Kinderwunsch?“ „Nein, und Sie?, ah Sie haben Kinder, was machen Sie denn wenn die krank werden“. Unglaublich wie schnell die Stimmung dann einfriert.
— Claudia (@Bugspriet) January 10, 2022
Gesichtsfarbe wechsel dich
Ich hatte mal bei einem Bewerbungsgespräch meinen gegenüber gefragt, wie dessen Führungsstil sei, und wie damit das Team klarkommen würde.
Ich hatte noch nie jemand gesehen, der so schnell seine Gesichtsfarbe von Weiß auf Rot wechselt. Den Job hätte ich trotzdem bekommen.— Wuppy (@jetber1) January 10, 2022
„Wenn sonst keine Fragen mehr sind …“
Das habe ich schon oft gemacht. Gerne auf die Aufforderung etwas über meinen Lebenslauf zu erzählen, der vor der Person auf dem Tisch liegt. Ich sage dann: „Gerne. Welche Fragen sind für Sie offen geblieben? Wie ich sehe, haben sie ihn bereits gelesen.“
— Daniela Sprung (@bloggerabc) January 10, 2022
Apropos Kopf waschen: