Thread: Als ich mit Anfang 20 in meinem Golf I saß

Chris Schröder 27.04.2021, 16:56 Uhr

Was heute mittlerweile fast normal ist, war jahrzehntelang ein Tabuthema. Gleichgeschlechtliche Liebe hat es heute trotzdem immer noch schwer. Längst sind wir noch nicht da, wo wir in einer aufgeklärten Gesellschaft sein sollten. Doch wenn man bedenkt, dass Homosexualität bis zum Jahre 1994 noch im Strafgesetzbuch stand, wird deutlich, dass es ein weiter Weg war. Bis zum Jahr 1969 stand männliche Homosexualität in Deutschland generell unter Strafe. Der Paragraf 175 des StGB stigmatisierte gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Männern und machte sie zu einer illegalen Handlung. Homosexuelle Männer wurden daher jahrzehntelang abwertend als 175er bezeichnet. Erst ab den 70er Jahren wurde der Paragraph geringfügig angepasst und durch Altersstufen ergänzt. Seinen Ursprung hatte er übrigens im Reichsstrafgesetzbuch von 1872, unter den Nationalsozialisten wurde er ab 1935 sogar noch verschärft. Aus heutiger Sicht undenkbar: Noch bis in die 1990er Jahre wurde er in Deutschland angewendet und führte zu Verurteilungen und Haftstrafen. Nach seiner Abschaffung im Jahr 1994 dauerte es noch sieben weitere Jahre, bis homosexuelle Paare 2001 die Möglichkeit einer „eingetragenen Lebenspartnerschaft“ bekamen. Und noch mal sechzehn Jahre bis zum 1. Oktober 2017, bis gleichgeschlechtlichen Paare das Recht auf Eheschließung eingeräumt wurde. Soweit unser kleiner Exkurs in Geschichte. Es gäbe noch so viel mehr darüber zu schreiben, aber das würde den Rahmen dieser Einleitung hier um ein Vielfaches sprengen. Die Wahrheit ist, dass Homosexualität viel zu lange kriminalisiert und gesellschaftlich geächtet wurde und auch zum Teil noch heute stigmatisiert wird. Wie sich die Betroffenen fühlen müssen und gefühlt haben, können die meisten Heterosexuellen nur erahnen. Damit dies nicht nur ein vages Bild bleibt, hat der Twitteruser @suedallee mit dem nun folgenden kurzen Thread daran erinnert, wie er sich mit Anfang 20 gefühlt hat.

Das sagen andere User:

Wir müssen dafür Sorge tragen, dass diese Ungerechtigkeit für alle Zeiten beseitigt wird. Es darf in einer aufgeklärten Gesellschaft einfach keinen Unterschied machen, welches Geschlecht wir haben oder der Partner, den wir lieben. Jeder sollte seine Sexualität frei von Angst ausleben dürfen, ohne dafür kriminalisiert und stigmatisiert zu werden. Das sehen auch die Leser des Threads so. Ein paar erinnern sich selbst noch an die Zeit, in der das nicht selbstverständlich war. Andere blicken optimistisch in die Zukunft und glauben fest daran, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir haben ein paar der treffendsten Reaktionen für euch hier zusammengetragen.

Danke, dass ihr bis zum Schluss geblieben seid. Weil das Thema leider immer noch sehr aktuell ist, verweisen wir an dieser Stelle auf diesen Thread hier:

Thread: Jede Zärtlichkeit kann eine Gefahr sein

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