Seehofer zur Lage in Moria: Deutschland nimmt 150 Kinder auf

Chris Schröder 12.09.2020, 10:02 Uhr

Das griechische Flüchtlingslager Moria befindet sich im Landesinneren der Insel Lesbos, in der Nähe des Dorfes Moria. In dem für 2.800 Personen gedachten Lager lebten zwischenzeitlich bis zu 20.000 Menschen auf engstem Raum, zuletzt waren es knapp 13.000. Es ist Europas größtes Flüchtlingslager und gleichzeitig auch sein größtes Armutszeugnis. Es fehlt an ordentlichen Schlafplätzen, medizinischer Versorgung, sanitären Einrichtungen und Wasser.

Völlig isoliert, unter schlimmsten Bedingungen und zermürbt von der Perspektivlosigkeit, kam es in den letzten Monaten schon häufiger zu Zwischenfällen zwischen den Bewohnern und den Sicherheitskräften. Seit März warnen die Verantwortlichen und Helfer vor Ort, dass dem Camp der Kollaps drohe. Passiert ist nichts.

Auch gebrannt hat es schon öfter im Camp, in der Nacht zum Mittwoch allerdings haben die Flammen diesmal alles vernichtet, was da war. 12.600 Menschen sind nun komplett obdachlos, ohne Versorgung und schlafen seit fast 4 Tagen unter freiem Himmel. Eine Verbesserung ihrer Lage ist so schnell nicht in Sicht.

Nur 400 „Insassen“, wie sie die Bundesregierung nennt, sollen jetzt in der EU verteilt werden. Es sind unbegleitete Minderjährige. Maximal 150 davon nimmt Deutschland auf. Der Grund für die geringe Anzahl ist der gleiche wie auch schon in den Monaten zuvor, der eine Auflösung des Lagers verhindert hat. Keiner der EU-Mitgliedstaaten möchte Anreize schaffen, die einen Flüchtlingsstrom wie 2015 verursachen könnten. Stattdessen versteckt man sich hinter dem Konjunktiv und einer Worthülse, die eine glatte Lüge ist: Eine „Europäische Lösung“ solle her. Eine Lösung, die es so nicht gab und auch nicht geben wird, weil sich seit Jahren genug Staaten dagegen verweigern. Stattdessen überwerfen sich die verantwortlichen Politiker mit neuen Konzepten, schärferen Abschieberegeln und drängen auf den Bau größerer Auffanglager an den EU-Außengrenzen. Mit Humanität hat das alles nichts zu tun. Hier geht es nur um Abschottung.

Obwohl 170 Kommunen und Städte in Deutschland bereit wären, Flüchtlinge aufzunehmen, sperrt sich unser Innenminister Horst Seehofer (CSU) dagegen. Der zivile und politische Druck auf ihn wächst.

Wir haben uns auf Twitter umgesehen und die treffendsten Tweets der letzten Tage zusammengetragen.

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