Bundestag lehnt Widerspruchslösung beim Organspenden ab – Die treffendsten Tweets
Im Laufe des gestrigen Vormittags stand im Bundestag der Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Neuregelung der Organspende auf der Tagesordnung. Ergebnis: Das Parlament hat dem entsprechenden Gesetzentwurf eine deutliche Absage erteilt. Die aktuell gültige Regelung zur Organspende wird nicht grundlegend verändert. In namentlicher Abstimmung stimmten 379 Abgeordnete gegen den Entwurf, 292 Parlamentarier unterstützten ihn, drei enthielten sich.
Mit dem neuen Entwurf sollte erreicht werden, dass jede deutsche Bundesbürgerin und jeder deutsche Bundesbürger automatisch Spender*in von Organen wird, es sei denn, sie oder er widerspricht aktiv und ausdrücklich. Diese sogenannte doppelte Widerspruchslösung ist in zahlreichen anderen Ländern – so beispielsweise auch in Frankreich, Spanien oder Schweden – schon länger gültig und hat dort zu deutlich mehr Organspenden geführt. Zumal es in Deutschland nicht an der grundsätzlichen Bereitschaft zur Organspende scheitert, die insgesamt sehr hoch ist. Sondern schlicht und ergreifend daran, dass zu wenige Menschen auch tatsächlich einen Organspende-Ausweis besitzen.
Und nochmal: Es ging bei dem Gesetzentwurf mitnichten um „eine Pflicht zur Organspende“, wie es in zahlreichen Foren oder emotionalen Facebook-Kommentaren zu lesen war. Auch weiterhin hätte jede Bürgerin und jeder Bürger gänzlich frei und selbst über ihre oder seine Organe entscheiden dürfen.
Nach der gestrigen Absage an die Widerspruchslösung gilt somit in Deutschland weiterhin die Entscheidungslösung. Bei dieser muss die Betroffene oder der Betroffene einer Organspende ausdrücklich zustimmen. Wir haben die treffendsten Tweets zur Debatte um die Organspende und über die Entscheidung des Bundestags gesammelt und wünschen daher allen, niemals selbst in die Situation zu kommen, auf eine Organspende angewiesen zu sein. Dann schaut es in unserem fortschrittlichen und modernen Deutschland nämlich plötzlich ziemlich düster und nach Mittelalter aus.
#1:
„Bundestag lehnt Neuregelung der #Organspende ab“
Tja, im Punkto „Menschlichkeit“ wird Deutschland wohl immer ein Entwicklungsland bleiben.
— Bastian Bielendorfer (@BBielendorfer) January 16, 2020
#2:
Anlässlich der aktuellen Debatte zur #Widerspruchslösung kursiert zum wiederholten Mal ein mit Unwahrheiten und bewusster Tatsachenverdrehung geschmückter Text (s.u.)
Schon vor einiger Zeit habe ich einen Thread darüber geschrieben, was wirklich bei einer #Organspende abläuft. https://t.co/NNHngdns4E
— Flow (@Caethan13) January 15, 2020
#3:
Vorschlag zur #Organspende:
Menschen, die sich gegen ein Tempolimit auf Autobahnen und gegen ein privates Böllerverbot aussprechen, sind automatisch Organspender.
— Kaffeecup (@kaffeecup) January 16, 2020
#4:
Deutsche bei Organspenden: "Da gab es vor zehn Jahren mal diesen Skandal in Göttingen, da geht es nur ums Geld, ich sehe das sehr kritisch."
Deutsche bei Fleisch: "Naja, der letzte Gammelfleischskandal ist auch schon wieder drei Monate her, auf zu Aldi!"
— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) January 16, 2020
#5:
Wir schreiben das Jahr 2020.
Leute argumentieren gegen #Organspende weil Gott und göttliche Schöpfung und so.
Ich wiederhole: 2020.— André Herrmann (@antrehherrmann) January 16, 2020
#6:
In fast jeder Kita wird man in eine WhatsApp-Gruppe geworfen und wenn man keine Lust mehr hat, tritt man aus. Das sollte doch mit Organspenden auch möglich sein.
— Peter Wittkamp🐬 (@diktator) January 16, 2020
#7:
Wenn es nach Jens Spahn geht, soll jeder Deutsche automatisch Organspender sein. Wer das nicht möchte, muss aktiv widersprechen. Frechheit! Müssen wir als nächstes Aufkleber an unsere Briefkästen kleben, um keine Werbung zu bekommen?! …oh wait. #organspende
— BR_quer (@BR_quer) January 16, 2020
#8:
https://twitter.com/DrWaumiau/status/1217771536951775232?s=20
#9:
Organspende ist nicht nur ein Thema für die Patientenverfügung. Man kann auch zu Lebzeiten spenden.
Dem Ex-Mann wurde 1999 meine linke Niere transplantiert. Sie funktioniert immer noch. Und ich lebe ohne Einschränkungen.
Mehr Spender.
Weniger Organhandel.So einfach ist das.
— [ˈtantə ˈfʁiːda] (@dietantefrieda) April 2, 2019
#10:
Ich bin Organspender, weil ich ungern Dinge wegschmeiße, die vielleicht wer anders gebrauchen kann.
— Die Mim (@kulturbolschewi) November 20, 2016
#11:
Ich brauche 4 eMails, um ein Pornhub-Abo zu kündigen, muss bei jedem bescheuerten Foodblog 200 Arten von Cookies widersprechen und 7 Palmen auf einem Suchbild finden, um mich von Newsletters abzumelden.
Zum Glück ziehen wir bei unsinnigem Kleinkram wie Organspende die Grenze.
— Shahak Shapira (@ShahakShapira) January 16, 2020
#12:
Natürlich stellt es ein Problem dar, wenn die Leute in Deutschland der Organspende ausdrücklich widersprechen sollen.
Wir haben schließlich Bürger, die dachten, sie könnten den neuen Facebook-AGB durch Posten und Teilen von Einhornbildern widersprechen.
— Anwaltsgelaber (@anwaltsgelaber) January 16, 2020
#13:
Vielleicht wenn man die #Organspende von der Steuer absetzen kann?
— Fabian Köster (@koesterfabian) January 16, 2020
#14:
Warum werden die Menschen nicht einfach bei der Verlängerungen des Personalausweises automatisch gefragt, ob sie Organspender sein wollen?
Dann könnte es auch direkt auf dem neuen Perso vermerkt werden.
Einfach und effektiv.#Organspende
— Thomas Poppe (@DerPoppe) January 16, 2020