Seien wir doch alle einfach mal ehrlich – auch und gerade zu uns selbst: Nicht erst seit Corona wissen wir sehr genau, dass die Situation für Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte, die sich tagtäglich im Pflegebereich für uns alle aufopfern, nahezu katastrophal ist. Auch, weil im deutschen Gesundheitssystem flächendeckend Personal fehlt. Da schlagen Leiterinnen und Leiter von Kliniken und Pflegeeinrichtungen seit Jahren Alarm, Ärztinnen und Ärzte selbst berichten von untragbaren Zuständen und das Pflegepersonal verzweifelt von Tag zu Tag mehr. Doch leider verdrängen wir das Thema sehr gekonnt, schieben es zur Seite – bis wir selbst oder unsere Angehörigen irgendwann, irgendwie davon betroffen sind. Und auch für unsere Politiker scheinen die dringend notwendigen Verbesserungen für Pflegekräfte zwar in Wahlkampfzeiten ein „ganz wichtiges Anliegen“ zu sein, doch was folgt, ist meist lediglich nicht mehr als der bekannte Tropfen auf den mittlerweile extrem heißen Stein. Und ganz wichtig: Eine faire und ordentlich Bezahlung ist das Eine, die häufig untragbaren und schlicht unmenschlichen Arbeitsbedingungen das Andere.
Wir haben die treffendsten und ehrlichsten Tweets über die Lage in der Pflege gesammelt und können nur hoffen, dass wir uns alle als Gesellschaft nach der Coronakrise gemeinsam daran erinnern und endlich die wirklich wichtigen und längst überfälligen Veränderungen in der Pflege angehen! In diesem Sinne wollen wir aus #15 zitieren: „Solidarisiert euch mit einem Berufsstand, der 24/7 – nicht nur in der offiziellen, sondern auch in eure privaten Krise – für euch da ist!“
#1:
Gehälter in der Pflege rechtfertigen mit dem “Helfersyndrom“ der Pflegenden.
Wahrscheinlich hat die Stadtreinigung auch einen Putzfimmel?— Emmanuelle (@deuxcvsix) September 18, 2017
#2:
Büros schließen, Schulen, Veranstaltungen
Nur die Pflege- und Sozialberufe müssen stets weiter arbeiten. Mit dem höchsten Risiko!
In diesen Zeiten fällt auf, welche Berufe WIRKLICH wichtig sind und nicht ersetzt werden können. Denkt mal bei der Bezahlung drüber nach. #corona
— MissSteele (@nic_von_rosalux) March 13, 2020
#3:
Zu Beraterfirmen in der Klinik:
ZNA hatte im Schnitt 160(!!) Üstd/Kopf. Wartezeiten bis zu 12 Std. Beraterfirma kam, evaluierte, analysierte.
Ergebnis: 2 VZ-Stellen in der Pflege zu viel. Eine im ärztlichen Dienst.AG: Gut, dann müssen wir wohl kündigen.
Keine Pointe!
— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) January 19, 2020
#4:
Nur mal so völlig naiv gefragt: Wenn Pflegepersonen und Rettungskräfte „systemkritische Berufe“ sind, warum spiegelt sich das nicht im Gehalt? #justwondering #Coronavirus
— Kathrin Haimerl (@kathaimerl) March 13, 2020
#5:
An 2 Kliniken streiken seit 9 Wochen die Pflegekräfte und die mediale Aufmerksamkeit ist gleich Null. Streiken einen Tag Piloten ist das prominent in den Nachrichten.
Wie oft fliegst du? Wie oft brauchst du medizinische Hilfe? #ukessen #ukduesseldorf #pflegestreik— richtmark (@alge77) August 15, 2018
#6:
Das war ein echtes Aha-Erlebnis bei #Lanz, weil unsereins hätte ja glatt geglaubt, da gäbe es eine zentrale Poststelle in so einem Ministerium, die eingehende Emails sichtet. https://t.co/2QJnsom8XW
— Dr. med. Eva Maria Strobl (@lipsandskin) March 25, 2020
#7:
Frau soll als Pflegekraft im Hamburger Krankenhaus erst dann eine Schutzmaske benutzen, wenn sie länger als 15 Minuten mit einem Patienten spricht.
Und jetzt bringen sie dem neuen Coronavirus mal die Uhr bei..!
— Nudeldealer (@Hanseatengrau) March 26, 2020
#8:
Viele Menschen denken, der Pflegenotstand an Kliniken hat was mit fehlendem Geld zu tun.
Stimmt. Nur etwas anders als gedacht.
Mehr als 4,6 Mrd. € Gewinn haben allein die privaten Klinikkonzerne Helios, Rhön und Asklepios von 2011 bis 2016 in ihre privaten Taschen gesteckt.— Dr. Wu (@Dok_Wu) March 27, 2020
#9:
Eigentlich sind sich ja alle einig, dass Personalmangel in der Pflege hochgefährlich für Beschäftigte und Patient*innen ist.
Dass trotzdem nichts Entscheidenes passiert, sollte uns allen umso mehr Angst machen.
— Assistenzarzt (@JoStowasser) February 23, 2018
#10:
Wenn eine Uniklinik seine Mitarbeiter der Intensivstation aufgrund des Pflegemangels NICHT in die vom Robert-Koch-Institut empfohlene Coronavirus-Quarantäne schickt, wisst ihr eigentlich alles, was man über den derzeitigen Stand des Gesundheitssystems wissen muss.
— Dr. Christian Lübbers 🦠🩺👋🏻😷 (@drluebbers) March 3, 2020
#11:
Fachkräftemangel in der Pflege: ich soll nach 20 Jahren in der Onko heute einen Frühdienst in der Chirurgie machen.
Das ist in etwa so, wie wenn ein Gas-Wasser-Installateur heute halt mal das Dach decken soll.
Denken Sie an mich.
Nein, denke Sie an die Patienten.
— Nana Minze (@frau_minze) May 26, 2019
#12:
Wir haben in der Klinik ab 18 Uhr keine Reinigungskraft mehr, um die Isolationszimmer zu reinigen. Begründung: Zu teuer.
Es wird sich gar nichts ändern. #Coronakrise #COVID19
— (@Doktor_FreakOut) March 25, 2020
#13:
Äh können bitte alle aufhören Desinfektionsmittel und Masken aus unserem Krankenhaus zu klauen? Gestern hat sich jemand aus Desi-Spendern Pet-Flaschen abgefüllt. Kommt Leute, wir brauchen das Zeug jetzt echt und die gesunde Normalbevölkerung einfach nicht.
— Assistenzarzt (@JoStowasser) March 3, 2020
#14:
2020 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem Politik und Wirtschaft zugeben mussten, dass Berufe, die seit Jahren für Personalmangel, geringe Wertschätzung, unbezahlte Überstunden und vergleichsweise niedrige Bruttolöhne bekannt waren, SYSTEMRELEVANT sind.
— Nicht Chevy Chase (@DrWaumiau) March 16, 2020
#15:
Ich als Pflegeperson kann euch sagen:
Eure Danksagungen bringen uns NICHTS!
Solidarisiert euch mit einem Berufsstand, der 24/7 – nicht nur in der offiziellen, sondern auch in eure privaten Krise – für euch da ist!Und das nächste Mal wenn es heißt, die Pflege streikt, GEHT MIT!
— Mondmaedchen (@mondm8chen) March 13, 2020