Vorerst gescheitert, aber nicht gestorben: Die treffendsten Tweets zum Mietendeckel
Wir fassen das mal kurz zusammen für euch: Der rot-rot-grüne Senat (im folgenden R2G genannt) hat als Antwort auf die Wohnungskrise und explodierenden Quadratmeterpreise im Jahr 2020 die Mieten für 1,5 Millionen Wohnungen einfrieren lassen und Mietobergrenzen gesetzt. Der Grundgedanke, so moralisch richtig und wichtig er sein mag und in Zeiten von Corona viele ohnehin schon gebeutelte Berliner entlastete, scheiterte gestern am Bundesverfassungsgericht. Denn das Gesetz verstößt nach Überzeugung des obersten deutschen Gerichts gegen das Grundgesetz. Nicht aber inhaltlich, sondern weil das Land Berlin seine Kompetenzen überschritten habe. Einen Mietendeckel kann also nur der Bund regeln. Im Internet und in Berlin auf der Straße war es, als hätte jemand eine Bombe gezündet. Tausende Menschen zogen gestern Abend durch die Stadt.
Doch wer hat schuld an diesem Desaster, vor allem wenn jetzt Millionen von Mietern nachzahlen müssen, wo das Geld eh allgemein knapp ist? Ehrlicherweise muss man sagen, das Versagen dieser R2G-Idee kam mit Ansage. Das Gesetz, von vielen Gegnern als PR-Stunt tituliert, war eine Antwort des Senates auf das Volksbegehren für die Enteignung und Vergesellschaftung großer Wohnkonzerne in Berlin. Politiker und Juristen mahnten von Anfang an, dass dieses Vorhaben mit großer Wahrscheinlichkeit verfassungswidrig sei. CDU und FDP kündigten bereits mit dem Beschluss an, dagegen klagen zu wollen. Aber es gab nicht nur juristische Bedenken. Das Hauptproblem der Wohnungsnot löst der Mietendeckel nicht. Die jahrelangen Versäumnisse der Hauptstadtverantwortlichen, Wohnraum zu schaffen, adressiert er nämlich überhaupt nicht. Das Gesetz kam trotzdem und sorgte bei vielen Berlinerinnen und Berlinern erst einmal für große Freude. Denn die Mieteinsparungen waren für die meisten beträchtlich. Mit dem Einreichen der Klage gab es zwar den Hinweis, man möge die eingesparte Miete zurücklegen, um im Falle eines Scheiterns des Gesetzes nicht in ein tiefes Loch zu fallen. Aber dann kam Corona und in vielen Haushalten wurde das Geld so knapp, dass ans Sparen nicht mehr zu denken war. Die Wut der Berliner ist nun verständlicherweise groß. Viele befürchten horrende Nachzahlungen und sogar Kündigungen, wenn sie diese nicht erbringen können. Im Internet entbrannte eine hitzige Diskussion darüber, wer denn nun eigentlich Schuld daran habe. Die R2G-Koalition, die das Gesetz verabschiedet hat, CDU und FDP, die dagegen geklagt haben, oder aber der Bund, weil er auch nichts gegen das bundesweite Wohnungsnotproblem getan hat? Sicher, Rechtsstaatlichkeit und Konformität mit der Verfassung müssen sein. Insofern ist die Klage der Berliner Opposition vor dem Bundesverfassungsgericht nachvollziehbar. Dass diese beiden Parteien, insbesondere die CDU, im vergangenen Jahr mehrere Spenden aus der Immobilienbranche erhalten haben, lässt jedoch Zweifel, ob es hier nur um die Verfassungsmäßigkeit ging. Wir haben die treffendsten Tweets für euch zusammengetragen.
#1: Die wichtigste Frage zuerst: Darf Wohnraum ein Spekulationsobjekt zur Geldanlage sein?
Ich wohn' in einer Berliner Vonovia-Wohung. Die haben letztes Jahr 851 Mio. Dividende ausgeschüttet – das sind ~2.045 € pro Wohnung.
Meine WG zahlt also jeden Monat 170 € nur für Aktionär:innen. Erklärt mir nochmal genauer, warum wir keinen bundesweiten #Mietendeckel brauchen.
— Georg Kurz (@oekofuzzi) April 15, 2021
#2: Für soziale Härtefälle soll es ein Hilfsprogramm geben, aber was ist mit allen anderen Berlinern?
Viele Berliner*innen stehen nach diesem Urteil vor dem Ruin. Sie werden die Miete nicht nachzahlen können, die nun fällig wird, weil sie der nötige Puffer war, der ihnen über die letzten Monate geholfen hat. Es ist eine einzige Tragödie. #Mietendeckel
— Hannes Leitlein (@hannesleitlein) April 15, 2021
#3: Nur eines von vielen Beispielen, warum der Mietendeckel wichtig war
Meine Miete war durch den #Mietendeckel von 20€ pro Quadratmeter auf 9€ gefallen. Der Mietendeckel hat gezeigt, welche Kraft die Politik gegenüber angeblich unabänderlichen Marktgesetzen entwickeln kann (wenn CDU und FDP nicht regieren).
Aber schade, jetzt ist wieder Wildwest.— Christian Bangel (@christianbangel) April 15, 2021
#4: Das Thema wird den Bundestagswahlkampf sicher prägen
Das #Bundesverfassungsgericht hat lediglich geurteilt, dass das Land Berlin keine Gesetzgebungskompetenz für einen Mietendeckel hat. Also: #Mietendeckel auf Bundesebene in der nächsten Legislatur – let‘s go. ☝️
— Lilly Blaudszun 🧋 (@LillyBlaudszun) April 15, 2021
#5: Viele Vermieter fordern nun eine Nachzahlung
Wünsche mir, dass meine Vermieterin genau so schnell auf meine Mails über kaputte Türen reagiert wie zum Mietendeckel.
— Anna Dushime (@AnnaDushime) April 15, 2021
#6: Das Problem auf den Punkt gebracht
Das Urteil zum #Mietendeckel bringt Klarheit für die Bundestagswahl:
R2G in Berlin will soziale Mietenpolitik, aber darf nicht. Die aktuelle Bundesregierung darf soziale Mietenpolitik, aber will nicht.— Erik Marquardt (@ErikMarquardt) April 15, 2021
#7: Am 26.9. könnte die CDU dafür gedeckelt werden
Respekt einfach mal wieder für diesen Titel, liebe @tazgezwitscher!#Mietendeckel
— Laura Hofmann (@LauHofmann) April 15, 2021
#8: An diese sozialen Folgen hat offenbar niemand gedacht
Ein wichtiger Grund, warum Gewaltbetroffene lange für die Trennung brauchen und sich und ihre Kinder nicht schützen können: Es steht kein bezahlbarer Wohnraum für sie zur Verfügung. #Mietendeckel
— Asha Hedayati (@frauasha) April 15, 2021
#9: Zufälle gibt’s!
Der Mietendeckel ist gekippt. Da haben sich die 1,25 Millionen Euro Spenden der Immobilienlobby an die CDU im letzten Jahr bezahlt gemacht. #Mietendeckel
— Michael Neuhaus❤ (@MichaNeuhaus) April 15, 2021
#10: So kann man es natürlich auch sehen
Immobilienkonzerne bereichern sich an Miete ➡️ Spenden an CDU ➡️ die klagt gegen Mietendeckel ➡️ Immobilienkonzerne fordern Geld zurück ➡️ CDU fordert staatliche Übernahme der Rückzahlungen ➡️ Immobilienkonzerne kriegen Staatsgeld ➡️ Spenden an CDU
Umverteilung, aber anders.
— Julia Schramm 🔴🌿🧚🏻💫 (@_juliaschramm) April 15, 2021
#11: Die Idee an sich ist nicht gescheitert
Nur kurz zur Erläuterung: Das #Bundesverfassungsgericht hat den Berliner #Mietendeckel ausschließlich aus formellen Gründen für #nichtig erklärt: Das Land #Berlin ist nach dem #Grundgesetz für solche Regeln nicht zuständig. Das Gericht hat nicht inhaltlich geprüft.
— Heinrich Wefing (@HeinrichWefing) April 15, 2021
#12: Wir sind gespannt, wer sich dessen nun annimmt
#mietendeckel Eine rechtliche Klärung in Karlsruhe ist leider keine Problemlösung. Wohnungsfrage bleibt weiter dringlich und auch die Politik ist weiter gefordert: 1. Mieter*innen vor Nachzahlungen schützen, 2. Mietenstopp im Bund durchsetzen und 3. öffentliche Bestände ausbauen.
— Andrej Holm (@AndrejHolm) April 15, 2021
#13: Für große Verärgerung sorgte übrigens dieser Tweet der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Jungen Liberalen, die vorschlug, man könne doch in die Lausitz ziehen…
Als Dorfkind ärgert mich die Debatte um den #Mietendeckel auch deshalb, weil so getan wird, als sei nur das Leben in der Großstadt lebenswert. Bei uns in der Lausitz stehen Wohnungen 75 qm2 sanierter Altbau, 3 Zimmer mit Balkon, 350 € kalt frei. You're welcome. 🤷♀️
— Laura Schieritz (@laura_schieritz) April 15, 2021
#14: Der vorherige Tweet wurde vielfach zerissen, dies ist nur eine der vielen Antworten darauf
hey, wenn du deine Miete nicht zahlen kannst, zieh doch einfach in eine einsame, rassistische und sexistische Gegend ohne Jobs
— Hannes Leitlein (@hannesleitlein) April 15, 2021
#15: Das sollte man eben auch nicht vergessen
Bei der Anpassung der Rundfunkgebühren von 0,86€ spielten sich FDP & CDU zum Retter der kleinen Leute auf.
Aber gegen die #Mietendeckel, der einigen Familien hunderte Euro im Monat bringt, klagen sie. #NieMehrCDUCSU https://t.co/zeBWC3DWfb
— Timon Dzienus (@Dzienus) April 14, 2021
Hier ist Schluss mit dem Thema Mietendeckel. Fortsetzung folgt. Wer will, klickt sich mal in diesen Thread hier: