Thread: Über mafiöse Methoden von Immobilienkonzernen
Politiker überbieten sich aktuell im Wiederholen von „Enteignen schafft keine einzige neue Wohnung“. Klingt auf den ersten Blick recht schlüssig, doch ist das nicht zu kurz gedacht? Klar ist, wir brauchen Wohnraum. Viel Wohnraum. Gerade in den Städten, wo Wohnraum natürlicherweise knapp ist. Es gibt zahlreiche gute Konzepte, die diesen „neuen“ Wohnraum schaffen könnten, doch diese Konzepte müssen politisch gewollt und von der Gesellschaft gefördert werden. Denn hier geht es nicht um den maximalen Gewinn, sondern um Wohnraum, den sich auch die Krankenschwester oder der Polizist in der Stadt leisten können. Börsennotierte Immobilienkonzerne hingegen müssen die Ansprüche ihrer Stakeholder bedienen – wie die Verantwortung immer so schön auf andere abgeschoben wird – und eben keinen bezahlbaren Wohnraum schaffen.
In ihrem Thread erzählt @clabauk, eine Mieterin aus Berlin, von ihren ganz eigenen Erfahrungen mit einem der großen Immobilienkonzerne, um den es bei dem Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ geht. Und ganz ehrlich: Das wünscht man keinem Mieter!
Ich will euch als Mieterin in Berlin mal erzählen, was in dem Haus, in dem ich wohne, so abgeht, seit es vor einigen Jahren von #Akelius gekauft wurde und warum ich deshalb @dwenteignen unterstütze. #dwenteignen #Enteignung.
— Ferdi (@clabauk) April 10, 2019
Zuerst haben sie den kleinen Laden im Erdgeschoss rausgemobbt. Der Laden war für den ganzen Kiez ein super Anlaufpunkt (Pakete angenommen, Konsumbedarf alles da usw.). Bei dem Laden ging irgendwann die Stromversorgung kaputt. Es hat Wochen gedauert, bis das repariert war.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Kein Licht – kannste abends nix verkaufen – haste kein Geld für die Miete. Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis der Laden aufgegeben hat. Der Ladenbesitzer hatte eine Wohnung im Haus, ein Stockwerk unter mir. Die hat er auch aufgegeben und ist an den Stadtrand gezogen.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Das ganze Haus wurde im letzten Winter damit schikaniert, dass immer wieder die Heizung ausfiel. Sie wurde nach Anruf meist zwei Tage später wieder in Betrieb gesetzt. Das führte dazu, dass wir praktisch jede Woche wenigstens eine oder zwei eisige Nächte hatten.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Für #Akelius war das prima. Die Mieter waren zunehmend genervt, einer nahm das zum Anlass, um auszuziehen, und erstmal ließ sich kaum etwas dagegen tun, weil die Heizung ja jedesmal nach zwei Tagen wieder funktionierte.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Erst seit einige Mieter – wir haben uns inzwischen zusammengeschlossen – angekündigt haben, dass wir diese Ausfälle ab sofort als ein und denselben Mangel betrachten, funktioniert die Heizung wieder tadellos. Aber darauf mussten wir erstmal kommen. Das war schon ziemlich perfide.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Die Wohnungen im Haus wurden vor zehn Jahren komplett saniert und sind in den meisten Fällen immer noch ziemlich gut in Schuss. Trotzdem macht #Akelius bei jeder Wohnung, die frei wird, eine Komplettsanierung. So auch in der Wohnung unter uns. Ohne Ankündigung.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Als erstes haben sie alles, alles rausgerissen, auch die Wände! Unglaublicher Lärm und Staub im gesamten Treppenhaus. Wochenlang. Insgesamt hat diese Luxusmodernisierung sechs Monate gedauert. Sechs Monate immer wieder Lärm und Staub. Teilweise sehr aggressive Handwerker.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Einer kam morgens um sechs Uhr und bat darum, kein Wasser zu benutzen (Küche, Dusche, Klo). Wir waren zufälliger Weise schon wach und im Aufbruch, wollten vor einer Abreise noch Klo und Dusche benutzen und baten um eine Stunde Verschiebung. Die Antwort, extrem aggressiv, war:
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
„Dann stellen wir halt jetzt dem gesamten Haus das Wasser ab.“
Irgendwann waren die Bauarbeiten abgeschlossen und die Wohnunge wurde vermietet. Sie kostet jetzt 20 Euro/qm oder etwa 1200,- Euro kalt. Das ist in etwa doppelt so viel wie vorher, also ein Aufschlag von 100 Prozent.— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Genauso gings inzwischen mit drei weiteren Wohnungen. Ewig renoviert, dann mit einem Aufschlag von etwa 100 Prozent neu vermietet. Eigentlich sollte hier die Mietpreisbremse greifen. Deshalb gehen wir als Hausgemeinschaft immer zu den neuen Mietern und erklären ihnen das.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Weil Mietpreisbremse heißt: die Mieter müssen das Verfahren in Gang setzen. Leider hat das bis jetzt keiner gemacht! Manche haben Angst, dass sie dann Ärger kriegen mit dem Vermieter, andere haben vielleicht einfach genug Geld und können sich das leisten. Es gibt nur ein Problem:
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Von mir aus kann ja jede und jeder zahlen was sie will. Aber leider fließen diese neuen Mieten auch in den neuen Mietspiegel ein. Und wenn ich auf unser Haus schaue, sehe ich, dass demnächst ein Fünftel aller Wohnungen neu vermietet sind.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Damit erfüllt der Mietspiegel seine eigentliche Funktion, nämlich die Mietsteigerungen im Rahmen zu halten, bald nicht mehr. Meine Miete ist schon an der oberen Grenze des Mietspiegels. Und deshalb betrifft mich dieser ganze Mist mit Wohnungsaufwertung und Mieterhöhung direkt.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Ich hab nicht viel Geld, aber genug. Aber wenn die Miete weiter so steigt, dann ist in ein paar Jahren meine Miete so hoch, dass ich mir die Wohnung nicht mehr leisten kann. In meiner Umgebung finde ich nichts neues, #Akelius und #DeutscheWohnen kaufen dort alles auf.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Viele sagen gerade: Es muss neu gebaut werden. Aber das wird mir nichts nützen. Erstens will ich nicht an den Stadtrand ziehen, und zweitens dauert es zu lange, bis diese neuen Wohnungen fertig sind.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Die Leute werden jetzt aus ihren Wohnungen und aus ihren Kiezen gedrängt, von börsennotierten Immobilienkonzernen, denen ihre Mieter und die Stadt scheißegal sind. #Enteignung ist das richtige Mittel, um diese Entwicklung zu stoppen. Deshalb unterstütze ich #dwenteignen.
— Clara (@clabauk) 10. April 2019
Ein Einzelfall? Wohl kaum:
Allein in meinem Freundeskreis gibts aktuell Drei solcher Fälle. Man muss mit hohem Aufwand Dokumentieren, mit Anwälten reden und Prozesse führen, nur um die gesetzlichen Mindeststandarts nicht völlig aufgeben zu müssen. #dwenteignen
— ricovaltin (@ricovaltin) 11. April 2019
Ich muss nur #Akelius lesen, dann weiß ich schon was folgt. War in meinem ehemaligen Haus genau so. Ehemalige Sozialwohnungen saniert und mit Wucher vermietet. Viele Menschen mit Bedarf konnten sich das nicht leisten. #Akelius sind schlimm
— Martin H (@M1ghty0) 11. April 2019
Hier das gleiche Spiel, anderer Vermieter mit vielen Häusern.. Wohnung 58 m2 kostet jetzt 1200 Euro kalt, vorher ein Drittel..wir haben sogar Milieuschutz, aber an Gesetze hält sich doch sowieso fast kein größerer Vermieter mehr.. #dwenteignen
— Igor Frankenstein🌈✌🛡️♻⚆ _ ⚆ (@IgorIgorlabs) 11. April 2019