Thread: Wenn die Eltern-WhatsApp-Gruppe wegen der Sexualkunde eskaliert
Was können sich unsere Lehrerinnen und Lehrer von damals glücklich schätzen, dass es zu unseren Schulzeiten noch keine Eltern-WhatsApp-Gruppen gab. Klar, auch früher warteten hier und da Papas und Mamas vor den Klassenzimmern, für die sämtliche Lehrkräfte grundsätzlich alles falsch gemacht haben. Lehrerinnen und Lehrer, die einfach an allem schuld waren. Und die ihrem kleinen Jörg-Frederik im Biologieunterricht bitte auf keinen Fall etwas über Sexualität oder sexuelle Vielfalt erklären sollen. Man kennt das ja: Sobald man in der Schule über Homosexualität gesprochen hat, zack, hatte man selbst nur noch Augen für das eigene Geschlecht. Ausnahmslos.
Auch der komplett – und zwar nicht unbedingt zum Positiven – veränderte Medienkonsum bereits im Kindes- oder Jugendalter liefert einen wichtigen Grund zur frühzeitigen Aufklärung. Schülerinnen und Schüler sind heutzutage in nur wenigen Klicks in der Lage, völlig ungeschützt einschlägiges Bild- und Videomaterial zu Gesicht zu bekommen. Aber sobald in der Schule von dafür ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen aufgeklärt werden soll, brennt die WhatsApp-Gruppe. So wie im Fall von Autorin @MarleneHellene.
Sexualkunde 4. Klasse. In der WhatsApp Gruppe bricht die Hölle los:
„Die Kinder sind zu jung“
„Schmuddelkram“
„Ich melde mein Kind ab“
„Warum über Homosexualität sprechen?“Und niemand merkt, dass genau ihre Entrüstung der Grund für die Notwendigkeit von Aufklärung ist.
— Lilli Marlene (@MarleneHellene) May 22, 2022
Zeiten ändern sich: Einer der Gründe, warum Aufklärung heute einfach noch viel wichtiger ist als damals
Und ich als Mutter war eher entsetzt, das in der 8 Klasse nicht über Pornos gesprochen worden ist, dabei hatten die Jungs da schon 1 Jahr Konsum hinter sich. 🤦🏼♀️
— Kitawahnsinn (@DieBekloppte) May 22, 2022
Dann hoffe ich für alle entsetzten Eltern ihre Kinder haben oder bekommen kein WhatsApp
Oder welche Videos auf dem Schulhof gezeigt werden
Auch schon in der 5.KlasseDaher sollte die Begleitung zu diesen Themen in der Grundschule beginnen – altersentsprechend natürlich –
— Spuncy (@SpuncySp) May 22, 2022
Lief teilweise wirklich so ab
1982/83
Lehrer
„So wir schlagen mal das Biologie Buch auf Seite 86 auf.“
Gekicher bei den Kid’s, weil sie die Bilder des nackten Paares sehen.
Lehrer “ Das war es dann mit Sexualkunde, ihr könnt ja nicht vernünftig sein wir nehmen jetzt die Seite 105 und ein anderes Thema“😵— not innocent72🇺🇦 (@not_innocent72) May 22, 2022
Äh, was bitte?!
Und es ist eine Schande, dass Eltern ihre Kinder davon abmelden können. Meine Frau hat in quasi jeder Klasse solche Kinder, die nichts über Sexualität erfahren dürfen. Die müssen dann in den entsprechenden Stunden raus und müssen auf Wunsch der A..ocheltern unaufgeklärt bleiben.
— Suddha Bugger (@suddha_bugger) May 22, 2022
Ich bin gerade überrascht, das zu lesen. Ich unterrichte selbst Sexualkunde (5. und 8. Klasse) und erlebte noch nie, dass Kinder abgemeldet wurden. Wäre rechtlich auch nicht möglich. (Zur Info: Gymnasium Bayern). Die Kinder haben Schulpflicht und der Lehrplan ist verbindlich.
— Crazy Cat Lord (@TheCrazyCatLord) May 22, 2022
Das, was er sagt
Eigentlich ist das fast schon zu spät. In unserem Kindergarten gab es sexuelle Früherziehung. Und es war großartig, wie unbefangen die Kinder darüber geredet haben.
Zudem: Es ist auch eine Art Prävention gegen sexuelle Gewalt.— Marius Müller-Preuss (@mmuellerpreuss) May 22, 2022
Warum wird auch heutzutage noch ein völlig falsches Bild vermittelt?
Dem fast 4.Klässler wurde Sex als „kuscheln und sich Lieb haben“ erklärt & war danach eher verstört, weil er dachte er hätte selbst schon Sex gehabt.Danach gab es ein richtiges Gespräch mit notwendigen Fakten,die er eingefordert hat.
— Svenja🌈🌱 (@Schmitzkopp) May 22, 2022
Und plötzlich wird Papa wegen Pädophilie verhaftet weil Kind sagt sie hätten Sex gehabt obwohl sie nur auf der Couch gekuschelt haben.
Meine Fresse, genau um solche Missverständnisse gar nicht aufkommen zu lassen ist frühe Aufklärung wichtig. Man muss ka keinen Porno gucken
— Angelique Beauvrye (@OtakuJeanne) May 22, 2022
Absoluter Irrsinn. Diese Verweigerungshaltung wegen angeblicher “Frühsexualisierung” führt nachweislich zu mehr Missbrauch, Teenagerschwangerschaften, STDs und einer erheblich intoleranteren (z.B. homo- und transphoben) Gesellschaft. Vgl. republikanische US-Bundesstaaten. 😡
— Sascha Kersken 😷💉💉💉 (@theNeo42) May 22, 2022
Da bei den Mädchen so ab 10 Jahren die Pubertät einsetzen kann, ist es spätestens dann notwendig, darüber aufzuklären, was von dem „Gehörten“ Fakt ist und was Unfug. Das hilft vor Missbrauch und Fehlverhalten zu schützen.
— FJK (@franzjaeger_ber) May 22, 2022
Vollkommen richtig: Das Zauberwort lautet „altersgerecht“
Selbst ich (54) hatte bereits in der Grundschule Sexualkunde. Was stimmt denn mit den Eltern heute nicht?
Enkelchen (4) fragt auch schon und wird altersgerecht „aufgeklärt“.— Forsche (@land_pomeranze) May 22, 2022
Könnte auch daran liegen, dass selbst zahlreiche Erwachsene viel zu wenig darüber wissen oder Hemmungen haben, über das Thema zu sprechen
Ich glaube das Problem ist, dass viele Erwachsene Sexualerziehung mit Sex/Pornos gleich setzen u nicht sehen, dass es da viele Bereiche gibt, die in unterschiedlichen Altersgruppen thematisiert gehören. Natürlich im KiGa anders als in Grund- oder weiterführender Schule
— DieMutterderDrachen (@mutterder) May 22, 2022
Am Ende scheint klar: Nicht die Schüler*innen oder deren Aufklärung stellen das eigentliche Problem dar, sondern die Eltern
Ich verstehe das Gezeter nicht.
Zum einen wäre ohne „den Schmuddelkram“ das Kind ja gar nicht da und zum anderen impliziert es immer: aufgeklärte Kinder haben jetzt, ab sofort, ständig und laufend, Sex. Nur weil sie wissen wie es theoretisch geht.Uffffff 🤦♀️
— Spreewaldgürkchen (@Spreeguerkchen) May 22, 2022
Wissen ist Macht. Aufklärung ist der Schlüssel.
Ausschnitt aus meinem Buch Bauch frei!
— Lilli Marlene (@MarleneHellene) May 22, 2022
Passt leider auch ganz hervorragend zum Thema: