Alkohol nimmt in unserer Gesellschaft eine zentrale Rolle ein. Kaum ein Film, in dem nicht getrunken wird. Alkohol-Werbung, wohin man sieht und in den Supermärkten reihen sich die Regalmeter mit Spirituosen aneinander. Und genau das ist die Gefahr von Alkohol: die Alltäglichkeit. Jeder kennt irgendwie das Gefahrenpotenzial und doch ist die gesellschaftliche Akzeptanz von Bier, Wein und Spirituosen so selbstverständlich wie die von Wasser. Apropos, hat Jesus nicht Wasser in Wein verwandelt? Und die Mönche im Mittelalter, haben die nicht die Fastenzeit mit Bier schöngesoffen und damit eine gute alte deutsche Brautradition geschaffen? Überhaupt, gehört Alkohol nicht zum hiesigen Kulturgut und außerdem zum geselligen Erwachsensein? Bierfeste in Bayern, Weinfeste in der Pfalz und was wäre ein runder Geburtstag ohne den dazugehörigen Gutschein zum Gin-Tasting-Kurs? Und schon befinden wir uns in der ewigen Schleife des Normalisierens und Entschuldigens. Doch die Statistiken sind alarmierend.
Deutschland ist offiziell ein Hochkonsumland! Dabei ist Alkohol nachweislich ein führender Risikofaktor für Sterblichkeit. Die Auswertung einer WHO-Arbeitsgruppe von Daten zu 23 alkoholbezogenen Todesursachen umfasste im Jahr 2016 fünf Herz-Kreislauf-Krankheiten, sieben Krebserkrankungen und zwei weitere Leiden innerer Organe, Diabetes. Zudem zwei Erkrankungen der Atemwege, eine Krankheit des Zentralnervensystems, eine Gruppe psychiatrischer Leiden und nicht zu vergessen vier Todesursachen durch Gewalt. Im selben Jahr starben hierzulande an einer dieser ausschließlich auf Alkohol zurückzuführenden Ursachen 19.000 Frauen und 43.000 Männer. Von Süchten und den emotionalen Folgen für das komplette Umfeld ganz zu schweigen.
Und dennoch: Alkohol gehört für viele Menschen zum Alltag. Aber warum eigentlich? Das fragt auch die Twitteruserin @jadekompendium.
Könnt ihr mir ne ernstgemeinte Frage zum Thema Alkohol beantworten?
[Ich kenne Alkohol nur aus der Sicht des Kindes eines Alkoholikers.]
Warum trinkt ihr im Alltag Alkohol?
Ist es Geschmack, Wirkung, Ritual, Gewohnheit oder eine Kombination aus allem?
— jadekompendium (@jadekompendium) March 6, 2023
Alkohol hat schon zu viele Familien zerstört
Ab wann zählt bei dir „Alltag“?
Ich trinke gelegentlich abends am Wochenende, und dann weil es irgendwie dazugehört.
Am ehesten wohl Kategorie Ritual.— FrauWeise(BW)🌱🌷 (@truewhitemount) March 6, 2023
Alltag: Am ehesten meine ich damit Tage, an denen man seiner geregelten Arbeit oder seinem normalen Tagesablauf nachgeht.
Also abseits von Feiern, Wochenende, Jahrestagen, etc.
— jadekompendium (@jadekompendium) March 6, 2023
Dann trinke ich im Alltag auch nicht, wenn Wochenende nicht dazu zählt.
Meine Eltern hatten aber auch keinen gesunden Umgang mit Alkohol. Keine Exzesse, aber zuviel Gewohnheits-und Geselligkeits-Konsum.Vielleicht zählt meine Meinung dann auch nicht 🤪
— FrauWeise(BW)🌱🌷 (@truewhitemount) March 6, 2023
Ich bin für jeden Einblick dankbar, auch wenn es mir primär um Alkoholtrinken abseits von „besonderen“ Anlässen ging.
— jadekompendium (@jadekompendium) March 6, 2023
Ich vermeide genau das, weil ich
A) morgens schlechter aus dem Bett komme, wenn ich getrunken habe, selbst bei nur 1 Glas.
B) das Gefühl nicht mag.
C) vermeiden möchte, dass sich eine Gewohnheit mit Alkohol einschleicht.
D) meinen Kindern ein gutes Vorbild sein möchte.— FrauWeise(BW)🌱🌷 (@truewhitemount) March 6, 2023
Die Holzhammer-Methode
Ich mag tatsächlich den Geschmack, weswegen ich sehr aufpasse, dass es nicht Gewohnheit wird – ebenfalls Kind aus Familie mit Alkoholismus.
Manchmal trinke ich aber auch bewusst der Wirkung wegen Alkohol – mein Kopf hält dann endlich mal die Fresse und ich kann schlafen.
— 🕷🦊Spinnefuchs (@Randalemama) March 6, 2023
Aufgrund der oben genannten Vorbelastung bin ich aber auch hier sehr aufmerksam und dosiert und halte es so lange aus wie möglich, indem ich Meditation etc. nutze, um ruhig zu werden.
Versteht sich auch von selbst, dass das gilt für wenn die Kinder weg sind.
— 🕷🦊Spinnefuchs (@Randalemama) March 6, 2023
Gut, dass es Alternativen gibt
Ich mag den Geschmack, wobei ich jetzt aktuell auf einige alholfreie Varianten umgestellt habe, da es zu sehr Gewohnheit wurde. Es ist aber auch ein schönes Ritual. Wirkung würde ich definitiv ausschließen.
— SchwesterS77 (@S77Schwester) March 6, 2023
Klassischer Einsteigerdrink
Ich trinke seit ein paar Jahren nicht mehr, früher aber phasenweise regelmäßig. Zum Feiern gehörte der Alkohol dazu, ich kann nicht mehr nachvollziehen, warum. Schon eine Art Ritual. Geschmacklich mochte ich nur fruchtige Sachen, bei denen man den Alk nicht schmeckt.
— Isa 🏡👻🎃 (@derKekfspricht) March 6, 2023
Oh, du meintest im Alltag, also nicht Partys. Sorry, das habe ich überlesen. Im Alltag früher ab und an abends zum Runterkommen oder Kopfausschalten zwei Gläser, mehr nicht. Und auch nicht regelmäßig wegen familiärer Vorgeschichte.
— Isa 🏡👻🎃 (@derKekfspricht) March 6, 2023
Gelegenheit macht Kater
Ich nehme den Rosado zum Kochen und dann muss der ja weg…
Nee im Ernst. Ist der Geschmack. Wirkung finde ich doof (vor allem am nächsten Tag) und deshalb trinke ich schon lange nur noch wenig u mit Genuss. Im Gegensatz zu früher.
— HrDingsMitHund (@HrDingsMitHund) March 7, 2023
Der Mensch ist eben doch lernfähig
Als junge Erwachsene wegen der Wirkung. Das hat mich über den unangenehmen Geschmack gebracht.
Jetzt trinke ich ganz gern alkolfreies Bier und werde das auch bei Wein tun, wenn der alkoholfreie exakt so schmeckt wie der mit.
— Snoozula (@Snoozedanger) March 6, 2023
Ich trinke alltäglich nur sehr sehr selten was, weil es in den meisten Fällen doch nur um die Wirkung geht.
Das schlimmste für mich ist „der Wein nach einem anstrengenden Tag“ . Da kann mir keiner erzählen es ginge um den Geschmack.Und das ist mir zu gefährlich und darum raus.
— Snoozula (@Snoozedanger) March 6, 2023
Sieg der Vernunft
Wie Grönemeyer „Nerven massiert“.
Mittlerweile wg. Gefahr des übermäßigen Konsums nur noch sehr wenig..— Die Mim (@kulturbolschewi) March 6, 2023
Haben euch die Kommentare auch Hoffnung gemacht, dass wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln und der Gefahren von Alkohol bewusst werden? Uns geht es jedenfalls so. Und auch die Statistik erlaubt einen positiven Ausblick: Alkoholkonsum ist bei Jugendlichen nachweislich auf dem Tiefstand der Popularität! Eine gute Entwicklung!
Dieser Beitrag gibt euch zu denken? Dann ist der folgende Thread vielleicht etwas für euch: