Thread: Über den Vorwurf der Pull-Effekte an NGOs
Maximilian Pichl forscht beim Forschungsprojekt @beyond_summer15 zu EU-Asylpolitik und zum NSU-Komplex. Er hat diesen sehr guten und sachlichen Thread zum Thema Seenotrettung geschrieben.
Der Vorwurf der #Pull-Effekte an NGOs wie ist zurück. Sebastian #Kurz wirft NGOs in der @welt vor, dass durch ihre Einsätze mehr Menschen fliehen und mehr Menschen sterben. Dieser Vorwurf ist historisch und empirisch nicht haltbar. Ein Thread #Seenotrettung #SeaWatch3
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
In dieser Studie des European University Institute Florenz wird deutlich: Lange bevor die Seenotrettungs-NGOs aktiv wurden stiegen die Zahlen über das zentrale Mittelmeer beträchtlich an, von knapp unter 50.000 im Jahr 2013 auf über 150.000 im Jahr 2014: https://t.co/0gkVZXQ01x
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
🇮🇹 hatte seinerzeit das Seenotrettungsprogramm #MareNostrum aufgelegt. Es waren Politiker wie der 🇩🇪 Innenminister Thomas de Maizière die auf ein Ende der Mission gedrängt haben. Ausgerechnet die BILD-Zeitung hatte damals die Vorgänge valide rekonstruierthttps://t.co/odQ3r1ZEM7
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
Interessanterweise warfen der Auswärtige Dienst der EU und der deutsche Innenminister dem EU-Mitgliedstaat 🇮🇹 seinerzeit genau das selbe vor, was heute Organisationen wie @seawatchcrew @seaeyeorg und Co. zu hören kriegen. 👇
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
#MareNostrum wurde auf Druck der 🇪🇺 und 🇩🇪 durch die Frontex Mission #Triton abgelöst, die finanziell schlechter ausgestattet war, weniger Reichweite hatte und viel weniger Menschen gerettet hat: 👇https://t.co/4seZ3LbZZJ
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
Es kam zu schweren Unglücken mit hohen Todeszellen. Am 19. April 2015 starben hunderte Menschen vor #Lampedusa. Erst ab diesem Zeitpunkt gründeten sich überhaupt NGOs wie @seawatchcrew in Reaktion auf das Untätigwerden der 🇪🇺 im #Mittelmeerhttps://t.co/wYZ1xyMU9Q
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
Die NGOs der #Seenotrettung wollten das #Mittelmeer beobachten und die Black Box der Grenze für die 🇪🇺 Öffentlichkeit sichtbar machen. Sie wollten dokumentieren, wo Flüchtlingsboote unterwegs sind um die Küstenwachen der Mitgliedstaaten zu informieren, damit dann die 🇪🇺 rettet
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
Die „Operation Sophia“ rettete am Anfang noch Menschen aus dem Mittelmeer, aber konzentrierte sich dann auf die angebliche Schlepperbekämpfung und zerstörte die Boote. Als Folge daraus mussten die Menschen unsichere Boote besteigen und die Todeszahlen stiegen wieder an
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
🇪🇺-Staaten sind bis heute nicht willens Menschen aus #Seenot zu retten. Das #Mittelmeer ist engmaschig überwacht. Deswegen argumentieren Timo Tohidipur und ich in diesem Artikel, dass die 🇪🇺-Staaten sogar verpflichtet sind proaktiv die Menschen zu rettenhttps://t.co/j5gwoMfOMe
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
Dass @seawatchcrew, @jugendrettet, @seaeyeorg, @SEENOTRETTUNG und Co. Menschen aus #Seenot retten hat den Grund, dass die 🇪🇺 ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen nicht nachkommt. Erst in diesem Kontext übernehmen Private die Aufgabe von Staatenhttps://t.co/LGMEa5oD7f
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
Es gibt keine mir bekannte Studie, die den angeblichen #Pull-Effekt über das Mittelmeer beweisen könnte. Es gibt nur eine Kausalität: Wenn @SEENOTRETTUNG, @seawatchcrew, @jugendrettet und Co. nicht (!) unterwegs sind und ihre Boote beschlagnahmt werden, dann gibt es mehr Tote
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
Das hat u.a. die Studie „Blaming the Rescuers“ von der Goldsmith-University beschrieben. Menschen fliehen nicht wegen den #NGOs, sondern wegen sich zuspitzender politischer Konflikte in den Krisenregionen. Ohne NGOs sterben mehr Menschen
Hier im Volltext: https://t.co/Zy2Wbobczp— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
Zum selben Ergebnis kommt eine Studie der Uni Oxford, die von @zeitonline hier zusammengefasst wird: https://t.co/Z8gW6aQYMu
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
Schließlich hebt der Journalist Mark Micallef hervor: Die Schleuserringe haben ihre Geschäftsmodelle schon lange vor dem Eintreffen der Seenotrettungsorganisationen verändert 👇https://t.co/FlJUgZ0RPB
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
#Pull und #Push-Effekte sind in der Migrationswissenschaft ohnehin höchst umstritten und diese Vereinfachung wird heute von vielen Expert*innen zurückgewiesen. Die Gründe warum und wann Menschen fliehen oder bestimmte Routen nehmen sind vielfältig
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
Beim Vorwurf an die Seenotretter von @seawatchcrew @seaeyeorg @MSF_Sea @jugendrettet u.a. geht es Leuten wie Kurz, Salvini und Co. darum die zivilgesellschaftliche Beobachtung des Mittelmeers zu delegitimieren und zu kriminalisieren.
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
Der Vorwurf der #Pull-Effekte an die #Seenoretter ist perfide: Die EU-Staaten und Innenministerien wollen die Schuld für mehr Tote an NGOs weiterreichen. Dabei sind es die 🇪🇺-Staaten, die mit ihrer Politik das Mittelmeer in eine der tödlichsten Grenzen der Welt verwandelt haben.
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019
#Seenotrettung ist eine Reaktion auf fehlende legale Fluchtwege für Menschen nach 🇪🇺. Es gibt Alternativen zum Sterben, die @BuckelSonja benennt: 🇪🇺-Seenotrettungsprogramm, Humanitäre VISA, die Möglichkeit für Flüchtlinge mit dem Flugzeug zu fliehen etc.https://t.co/DROeM9QHGW
— Maximilian Pichl (@MXPichl) 7. Juli 2019