Thread: #ToxicPositivity – Hip hip hurra! Alles ist super. Alles ist wunderbar! Wirklich?
Es war noch nie so einfach, glücklich zu sein! Ewig glücklich! Alles, was es dazu braucht, ist der richtige Tee. Die richtige Ernährung. Ein bisschen Yoga. Und vor allem: das richtige Mindset!
Es gibt einen Begriff für diese Art von Konzentration auf das Schöne und Gute: Toxic Positivity. Klar, Instagram und Co. sind voll davon, aber toxische Positivität begegnet uns auch immer wieder im privaten Umfeld. Twitterusererin @DaskleinsteU hat einen sehr lesenswerten Thread dazu verfasst.
Ich hab eben gelernt, dass es ein Wort gibt, für eine Sache die mich zunehmend ärgert: #toxicpositivity.
Gefühlt mein komplettes Umfeld erhebt das, was aktuell für gesunde Ernährung gehalten wird zur Religion.
Postet ausgedehnte Joggingstrecken und benutzt unironisch Worte— DaskleinsteUebel (@DaskleinsteU) September 18, 2020
wie „mindset“. Ich habe auf all das keine Lust.
Ich möchte essen was mir schmeckt und zwar dann, wenn ich Lust darauf habe.
Ich möchte Wochenenden auf dem Sofa verbringen und stumpf eine Serie sehen, einfach, weil es mir gut tut.
Ich empfinde Meditation als Deprivations Folter.— DaskleinsteUebel (@DaskleinsteU) September 18, 2020
Und eure Tees schmecken wie die 50 Liter Pötte Hagebuttentee, die uns 1997 in Jugendherbergen vorgesetzt wurden.
Wann haben wir vergessen, dass es OK ist, einfach OK zu sein?
Warum soll ich plötzlich „glow“ haben und was verdammt nochmal ist das eigentlich? Warum muss ich— DaskleinsteUebel (@DaskleinsteU) September 18, 2020
fünf Tantrakurse besucht haben und das komplette Sortiment von Amorelie in meinem Kleiderschrank bunkern, um guten Sex zu haben? Warum darf ich nicht einfach vögeln, danach einpennen und das gut finden? Wann sind wir so verdammt kompliziert geworden? Warum dieser missionarische
— DaskleinsteUebel (@DaskleinsteU) September 18, 2020
Eifer, die Verachtung für jene, die einfach nur OK sein wollen, Die die „beste“ Version von sich selbst garnicht so erstrebenswert finden, weil die „OK“ Version garnicht so scheiße ist?
— DaskleinsteUebel (@DaskleinsteU) September 18, 2020
Das sagen andere User:
Dieser Drang nach Selbstoptimierung jeder Art ist für mich eine logische Konsequenz von Social Media. Die eigene Unsicherheit ist der perfekte Nährboden. Leben ist inzwischen mehr Wettbewerb denn je. Es nervt.
— Sola ☀️ (@sonnenkoenigin) September 18, 2020
Für mich fällt da auch drunter „Du musst unbedingt mal Australien, die Ostküste muss man gesehen haben.🤩“
Nein Clarissa ich muss gar nix. 😒
— Toralf Karge (@GerFlintify) September 18, 2020
Danke! ❤️
Dieser Optimierungsscheiß macht so viele Menschen krank. Ich würde lügen, wenn ich das ein oder andere nicht auch ausprobiert hätte. Aber warum, wenn’s mir nicht gefällt oder zu mir passt oder mir eine Befriedigung verschafft? Mir ist das zu kompliziert u undentdpannt— myke (@fatalia772) September 18, 2020
Selbstverbesserung ist Masturbation sagt #TylerDurden in #Fightclub. In meinen Augen gehts um das Gefühl von Kontrolle über das Selbst haben in einer Welt, in der man gefühlt nix mehr unter Kontrolle hat.
— Beate Geibel (@beategeibel66) September 18, 2020