Thread: Nachsitzen, Strafarbeit, Eckestehen und noch viel mehr – Bestrafungen aus unserer Schulzeit
Die gute Nachricht zuerst: Körperliche Züchtigung durch Lehrer:innen ist in Deutschland seit 1973 verboten. Und genau an dieser Stelle hören die guten Nachrichten auch schon auf. Man muss es sich einmal vorstellen: In der Schulzeit unserer Eltern und Großeltern war es völlig normal, dass Kinder von Pädagog:innen geschlagen wurden. Mit Stöcken. Mit Linealen. Mit Ruten. Mit der bloßen Hand. In Bayern sogar bis 1980. In Teilen der USA bis heute.
Aber auch nach dem Verbot der Prügelstrafe gab es „Korrekturmaßnahmen“, die mit dem heutigen Verständnis von Pädagogik wenig zu tun haben. Twitterin Christiane Gorius erinnert sich an Nachsitzen, Strafarbeit und Eckestehen. Ihre Follower haben ähnliche Erfahrungen gemacht – und schlimmere. Mehrfach taucht in dem Thread die Bemerkung auf, „es habe nicht geschadet“. Und doch hinterlässt es einen schalen Beigeschmack, sich vor Augen zu führen, wie selbstverständlich und gesellschaftlich akzeptiert es war, ein Kind – ein Grundschulkind! – über einen Zeitraum mit Blick zur Wand in eine Ecke zu stellen, um es für sein Verhalten zu bestrafen. Wir können nur hoffen, dass wir uns aus diesem Zirkel von Drangsalierung, Demütigung und emotionaler Übergriffigkeit lösen können. Denn wie soll ein Kind lernen und sich entfalten, wenn die Angst mit im Raum sitzt?
Habt ihr in eurer #Schulzeit noch Nachsitzen, Strafarbeit oder Eckestehen erlebt?
— Christiane Gorius M.A. (@schreibtatze) November 14, 2020
Ich habe noch die Fingernagelkontrolle erlebt und schmerzhaft erlitten. Seither kaue ich Nägel, auf dass sich darunter kein Rand bilden kann.
(Mosel, 1968 – 1973)— Uwe Scholz🥦 (@keltenblick) November 14, 2020
Alles. Und Prügel mit Rohrstock oder Lineal.
— Inge Rosenberger (@IngeRosenberger) November 14, 2020
Obwohl Klassenbeste u. superbraves Kind damals gefühlt ein Viertel der 2. u. 3. Grundschulklasse mit Gesicht zur Wand stehend verbracht. Meine Renitenz bestand darin, dass ich weinen musste, wenn unsere fiese Lehrerin leistungsschwächere oder behinderte Kinder seelisch quälte.
— Leilah Lilienruh (@Lilienruh) November 14, 2020
Na klar und Schlüsselwerfen.
— JetzmalKlartext (@JetzmalKlartext) November 14, 2020
Ich hab n Schulverweis bekommen wegen zu viel Taschentüchern auf dem Tisch, da ich krank zur Schule musste 🙄
— Clavendula (@clavendula) November 14, 2020
Nachsitzen beim Hausmeister. Oft wackelige Holzstühle geleimt. Sehr lehrreich.
— Peter (@fehnjunge56) November 14, 2020
ja, ja und ja.
Eine Ohrfeige (wegen Lachen) habe ich in der Grundschule auch bekommen.
Mein kleiner Bruder 3 Jahre später auch (wegen Widerrede), allerdings eine andere Lehrerin und der Handabdruck war sogar noch zu sehen, als er nach der Schule nach Hause gekommen ist.— Bildung ist gefährlich (@Baeumleschule) November 14, 2020
Kreidewerfen, Ohrfeige, Strafarbeit auf dem Schulhof, In der Ecke mit Gesicht zur Wand! und Auswendiglernen von Nationalistisch-schwarzpädagogischem Reimstoffen, Missachtung/Sozialausgrenzung. Wer die Opfer nicht auch mitausgrenzte, bekam die gleiche Strafe.
— EL Facht (@El_Facht) November 14, 2020
Ein Pfarrer war hat mich geohrfeigt, derSportlehrer Ledwig hat seinen Schlüsselbund geworfen, Strafarbeiten und auch Ecke stehen (Grundschule) habe ich erlebt.
— Volker Knittel (@VolkerKnittel) November 14, 2020
An den (damals) Zöpfen gezogen worden für Unaufmerksamkeit.
— Cornelia Östreich (@conny_asf) November 14, 2020
Ja, Strafarbeiten, Nachsitzen, (diese beiden generell) Schlüssel werfen (Gym.) , Lineal auf Finger, am Ohr aus Klasse ziehen (diese beiden 1. Klasse Grundschule, alte Lehrerin vor Rente). Zum Glück das allermeiste in Beobachtungsrolle, man leidet aber so mit!
— Alexandra Lewerth 😷 📱🦠 (@AlexandraLewer1) November 14, 2020
Nachsitzen weniger, aber aus Lehrersicht phantasievolle Strafarbeiten: Tischleindeckdich abschreiben mit Unterschrift der Eltern, Nachhausegeschicktwerden u Hausaufgaben nachholen, 10.000 – xx rechnen,
Wir waren aber auch phantasiereich, diese Strafarbeiten mehrfach zu benutzen.— Tahija (@Tahija) November 14, 2020