Thread: Mein großartiger Chef
Mit dem nun folgenden Beitrag machen wir einen kleinen Exkurs in Sachen „Toxische Männlichkeit“. Auch im Jahr 2021 leben wir alle immer noch unbestritten in einer patriarchalischen Gesellschaft, in der Machtstrukturen von Männern dominiert werden. Jungen und Mädchen werden immer noch bewusst und unbewusst feste Rollenbilder aufgedrängt, wie sie angeblich zu sein haben. Bei Männern führt dies im Verlauf ihres Lebens oft dazu, dass sie Eigenschaften annehmen, mit denen sie versuchen, Frauen zu kontrollieren, kleinzuhalten und ihnen zu schaden. Ob sie dies bewusst oder unbewusst tun, spielt dabei keine Rolle. Hinzu kommt natürlich, dass Männer in nahezu allen Lebensbereichen Privilegien genießen, die Frauen verwehrt bleiben oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. So entsteht zusätzlich eine Art Überlegenheitsgefühl. Toxische Männlichkeit meint übrigens entgegen der weitverbreiteten Annahme nicht per se gewalttätiges Verhalten, sondern beginnt im Alltag mit übergriffigem, sexistischem Auftreten oder der simplen Annahme, dass Männer bestimmte Handlungen besser als Frauen könnten und viel kompetenter als sie wären. Gott sei Dank gibt es aber auch Männer, die dieses gesellschaftliche Problem erkannt und und ihr Verhalten reflektieren. Ein solches Beispiel hat der User @macbethFE erlebt und in dem nun folgenden Thread festgehalten.
Heute mal (wieder) meinen Chef gefeiert:
Lieferantentermin. Neuer Außendienstler Herr A. vom Lieferanten bei uns. Ca. 45, mittelgroß, eindeutig übergewichtig, Frisur mit 1kg Gel in Form gezogen.
Stellt sich kurz vor, wir gehen in den Besprechungsraum, Chef (C)kommt dazu.— Macbeth 🌈 💉💉 (@macbethFE) August 2, 2021
Unsere Mitarbeiterin Frau Müller (Name natürlich geändert) kommt herein, gibt Chef sein Tablet, sagt: „Update ist fertig, Zugriff auf Server ist wieder möglich. Da war was falsch eingestellt.“ „Danke dir.“ Herr A.: „Mäuschen, ich nehm‘ nen Kaffee, schwarz, 3 Zucker.“
— Macbeth 🌈 💉💉 (@macbethFE) August 2, 2021
Chef: „Entschuldigen Sie, meine Mitarbeiterinnen werden hier nicht Mäuschen oder irgendwie anders genannt. Das ist Frau Müller, meine Büroleitung, seit 9 Jahren hier. Wenn Sie einen Kaffee möchten, können wir gerne einen holen. Aber bitte nicht in diesem Ton.“
— Macbeth 🌈 💉💉 (@macbethFE) August 2, 2021
Ich bin ein wenig sprachlos, eher weniger wegen der Bezeichnung „Mäuschen“ von einem Fremden gegenüber Frau Müller, eher, weil besagte Frau Müller Herrn A. beim Herausgehen den ausgestreckten Mittelfinger zeigt, während sie die Tür schließt. C kann das von seinem Platz nicht
— Macbeth 🌈 💉💉 (@macbethFE) August 2, 2021
sehen. Ich grinse.
Herr A. guckt mich an, guckt Chef an, guckt Richtung Tür. „Was soll denn das jetzt!? Die Tussi ist doch wohl hier zum Kaffee holen? Oder gab es da Gesichtskontrolle? Höhöhö…“
„Raus!“ Chef steht auf und öffnet die Tür. Es gibt noch ein kleines Wortgefecht,— Macbeth 🌈 💉💉 (@macbethFE) August 2, 2021
Herr A. diskutiert. Chef guckt mich an: „Herr A. verlässt uns jetzt, in 2 Minuten ist er vom Hof.“ Geht. Herr A. guckt mich an. Ich frage: „Sie haben verstanden, oder darf ich Sie herauswerfen?“
Herr A. geht. Chef ruft derweil den Lieferanten an, Beschwerde.— Macbeth 🌈 💉💉 (@macbethFE) August 2, 2021
Direkt beim Vertriebsleiter.
Ich denke, Herr A. braucht morgen nen neuen Job. Und ich feiere heute mal (wieder) meinen Chef.
😆— Macbeth 🌈 💉💉 (@macbethFE) August 2, 2021
Fazit und User-Kommentare:
So einen Chef wollen wir alle haben, nicht wahr? Mal abgesehen von der klaren Abgrenzung gegen Sexismus sollte sich jeder Chef so für seine Mitarbeiter einsetzen. Immer, bei jeder Gelegenheit. Egal welches Geschlecht man hat. In puncto toxische Männlichkeit kann man sich nur wünschen, dass mehr Männer bereit sind, sich mit den Problemen und Machtstrukturen zu beschäftigen, denen Frauen im Alltag begegnen müssen. Ganz besonders, wenn sie der festen Überzeugung sind, es beträfe sie nicht, weil sie ja zu den „guten Typen“ gehören und Frauen bislang nicht schlecht behandelt haben. Eine langfristige Veränderung in unserer Gesellschaft wird nämlich nur dann stattfinden, wenn wirklich alle Männer bereit sind, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, und ihr Rollenbild in der Gesellschaft kritisch hinterfragen. Ein paar der treffendsten Reaktionen auf den Thread haben wir hier für euch zusammengetragen.
Ich feiere diesen Thread gerade. Ganz großartiger Chef. Können sich viele Chefs meterdicke Scheiben von abschneiden. Nicht dass sich die Kollegin nicht auch hätte wehren können 😉 aber da als Chef so Flagge zu zeigen, ist einfach großartig.
— Facettenchen (@facettenchen) August 3, 2021
Unglaublich, was für ein Depp. Und ganz eindeutig im falschen Job, der sollte nichts mit Menschen machen.
— 🌈Thore R aus B📸🎥🚲👣 (@ThoreRehbach) August 3, 2021
Ich arbeite in einer männerdominierten technischen Branche. Jeder Außendienstler, der glaubt, mich ignorieren zu können, hat nicht überrissen, dass der Einkauf größtenteils über mich läuft 😂 bei AD’s die mich nicht respektvoll behandeln, fahre ich sehr wohl die Krallen aus!
— Hagebauer 🔴 (@hagebauer) August 3, 2021
Was für ein toller Chef. ❤️
So einen Vorgesetzten kann sich jede*r nur wünschen.— Simply_Mell 🤰 (@1RedHairMom) August 3, 2021
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Weitere Tweets über Vorgesetzte findet ihr hier: