Thread: Leben mit HIV

Das „Humane Immundefizienz-Virus“ (HIV) schädigt die körpereigenen Abwehrkräfte und löst – wenn es nicht behandelt wird – AIDS aus. Bei einer unbehandelten Infektion geht man von einer Lebenserwartung von acht bis vierzehn Jahren aus. Bei rechtzeitiger Behandlung tritt AIDS jedoch praktisch gar nicht mehr auf und die Betroffenen können ein ganz normales Leben führen. Gegen HIV gibt es noch keine zugelassene Impfung – Moderna und BioNTech stehen laut eigenen Angaben mit ihrer mRNA-Technologie kurz vor dem größten Durchbruch – aber einen einfachen und wirkungsvollen Schutz, den ihr alle kennt, existiert ja bereits: Kondome. Zusätzlich stehen mittlerweile effektive HIV-Therapien und Medikamente zur Verfügung, mit denen sogar das Ansteckungsrisiko verringert werden kann. Eine erfolgreich behandelte HIV-Infektion ist heute nicht mehr als eine chronischen Krankheit. Die Infizierten haben eine ähnliche Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV und müssen kaum Einschränken im Berufsleben, Freizeit oder ihrer Sexualität fürchten. Leider werden sie häufig Opfer Diskriminierungen und Beleidigungen. Marcel Dams hat sich ein Herz gefasst und über sein Leben mit der HIV-Infektion diesen Thread geschrieben.

Meine HIV-Diagnose ist heute 12 Jahre her.

Menschen mit HIV können heute normal leben, arbeiten, Kinder kriegen und das Virus bei wirksamer Therapie beim Sex ohne Kondom nicht weitergeben. Medizinisch muss die Diagnose kein Problem sein. Diskriminierung ist eins. Thread! 👇🏻
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— Marcel Dams 🏳️‍🌈 (@marcel_dams) August 20, 2021

Eine ehemalige Freundin wollte mich nicht berühren. Mein langjähriger Zahnarzt verweigerte die Behandlung, weil ich für andere angeblich gefährlich war. Ein früherer Kumpel ohrfeigte mich, da ich dumm sei. Ein Typ wollte mich anzeigen, obwohl wir nur rumgeknutscht hatten.
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— Marcel Dams 🏳️‍🌈 (@marcel_dams) August 20, 2021

Lange glaubte ich, dass mit mir wirklich etwas nicht stimmt. Dafür wertete ich mich ab und verinnerlichte das Stigma. Dies war so schwer erträglich, dass sich etwas verändern musste. Und mir wurde klar, dass es dafür einen brauchte: Mich!
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— Marcel Dams 🏳️‍🌈 (@marcel_dams) August 20, 2021

Ich bitte nicht mehr darum, ich verlange normal behandelt zu werden.

Denn ich lernte mich auf schmerzhafte, herausfordernde und wunderschöne Weise kennen und schätzen. Heute akzeptiere ich vieles, was ich früher ändern wollte, weil andere es verurteilen.
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— Marcel Dams 🏳️‍🌈 (@marcel_dams) August 20, 2021

12 Jahre nach meiner Diagnose kann ich sagen: Ich bin ein stolzer, schwuler Mann, der HIV-positiv ist, aber auch viel mehr:
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— Marcel Dams 🏳️‍🌈 (@marcel_dams) August 20, 2021

Ich habe gern und viel Sex, eskaliere öfter als geplant, lese, schreibe, lache, spinne, schätze die Lust, das Leben, die Liebe und den Genuss, treffe kluge und dumme Entscheidungen, bin stark und mutig, dann schwach und verletzlich und genau das macht mich liebenswürdig.
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— Marcel Dams 🏳️‍🌈 (@marcel_dams) August 20, 2021

Ich bin nicht dafür da, Bilder zu bestätigen oder zu widerlegen. Manchen Klischees und Vorurteilen entspreche ich mehr als genug, anderen gar nicht. Im Prinzip ist das egal, denn mein Selbstwert wird nicht durch die daraus folgende Bewertung definiert.
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— Marcel Dams 🏳️‍🌈 (@marcel_dams) August 20, 2021

Mein HIV-Status und mein ganzes Leben mit all seinen Facetten sind kein Problem. Wenn andere eines damit haben, dann ist es ihr Problem.

Ich lebe das Leben, das mir entspricht. Denn: Ich kann das. Ich will das. Ich darf das. Und ich frage niemanden um Erlaubnis! ✌️
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— Marcel Dams 🏳️‍🌈 (@marcel_dams) August 20, 2021

Das sagen andere User:

Das war mutig! Es ist wichtig, dass wir endlich mit den Vorurteilen und der Stigmatisierung aufräumen. Ein paar der treffendsten Kommentare haben wir hier für euch gesammelt.

Toll, dass du trotz dieser Anfeindungen der geblieben/ geworden bist, der du bist. Dein Beitrag zeigt immer mehr, dass Aufklärung immer weiter betrieben werden muss, neue Durchbrüche in der Forschung und Therapie besprochen.

— Knötternhilftnix (@Neurogeschwader) August 20, 2021

Was für ein schöner Thread! 🥰 Obwohl ich Onkologe bin, diagnostiziere ich im Schnitt eine HIV-Erkrankung pro Jahr. So viele positive Aspekte würde ich gerne allen Menschen im Rahmen der Erstdiagnose mitgeben.

— Dr. Michael Schmitz (@DocOnco) August 20, 2021

Es ist so unendlich wichtig, dass so etwas kommuniziert wird (und dann auch noch auf so ehrliche und schöne Art)!

Es wir nicht darüber gesprochen, dass man mit HIV eben auch sehr gut leben kann.

Ich danke Dir wirklich von Herzen und wünsche Dir alles Gute 🍀

— SisterAxt (@auf_das_leben_) August 20, 2021

Danke für dein Engagement, danke für deine Aufklärung, danke für deine Offenheit. Öffentlich ist gefühlt seit Freddy Mercury und heute nichts an Aufklärung geschehen, du bist hier einfach die beste Adresse, der beste Mensch, der Ängste nimmt und sicherlich vielen Kraft gibt.

— Kulturcontainer #teamquattromilf (@manuelapotthast) August 20, 2021

Was ich mich frage. Warum? Also warum werden Menschen mit HIV so stigmatisiert und Krebserkrankte werden bemitleidet? Nur wegen der Sngst der Ansteckung? Menschen können so schlecht sein. Schön das du deinen Weg gefunden hast.

— Stephan Mieth (@shannra666) August 20, 2021

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Passend zum Artikel haben wir noch das hier verlinkt:

Für mehr Regenbogen! 15 Coming-Out-Geschichten, die Hoffnung machen!