Thread: Kranke Schüler*innen
Dass wir Deutsche ein absurdes Verhältnis zur Erwerbsarbeit haben, ist hinlänglich bekannt. Wir vergleichen Überstunden, schämen uns für Fehlzeiten, verstecken mentale oder emotionale Erkrankungen und feiern uns für unsere albernen kleinen Karrieren mehr als für das letzte Buch, das uns zum Nachdenken gebracht hat. Leistungsgesellschaft olé olé. Und zwar von klein auf. Denn auch Kindern ist es nicht erlaubt, im Krankheitsfall einfach das zu tun, was allen Menschen vergönnt sein sollte: sich zu erholen – wie lange es auch immer dauert. Denn mit der Krankmeldung des Kindes im Schulsekretariat tritt in aller Regel eine Maschinerie in Gang, die so deutsch wirkt wie Adiletten zu Tennissocken: Buchseiten werden kopiert, Zettelchen geklebt, Heftseiten markiert und das Ganze schließlich durch einen Bringdienst in die Krankenzimmer verteilt, auf dass die Aufgaben pünktlich zur Rückkehr erledigt zurückgebracht und bewertet werden. Über dieses System macht sich auch Twitteruserin @dalbert79 Gedanken.
Niemand erwartet, dass wer erwerbstätig und krank geschrieben ist, arbeitet. Kranke Schüler:innen hingegen müssen an Tag 1 ihres Wiederkommens alles können oder parat haben, was durchgenommen wurde und sind dabei noch in der Holschuld. Was das soll, habe ich gefragt!
— Daniela Albert (@dalbert79) December 14, 2022
Gute Besserung, das hier bis Dienstag!
Mein Sohn liegt mit 40,3 Grad Fieber auf dem Sofa und wenn er zwischendrin mal wach ist, ist seine größte Sorge, dass er noch Hausaufgaben machen muss. Unfassbar, unter welchem Druck die Kinder stehen. Grundschule, 3. Klasse!
— Nathalie Klüver (@ganznormalemama) December 14, 2022
Krass! Im Umfeld hat gerade ein Kind, das länger gefehlt hat, eine 5 – kassiert, weil der Lernstoff nicht bis zur 1. Stunde nach der Genesung aufgearbeitet war, die Lernkontrolle aber mitgeschrieben werden musste, weil man hätte sich ja informieren und nacharbeiten können.
— Daniela Albert (@dalbert79) December 14, 2022
Ein anderes Kind soll bitte mit gebrochener Schreibhand nach wirklich traumatischem Unfall an der Klassenarbeit teilnehmen und mit der anderen Hand schreiben, weil man sonst vor den Zeugnissen keinen Nachschreibetermin mehr hätte. Wie arm ist das eigentlich?
— Daniela Albert (@dalbert79) December 14, 2022
Gibt es Gewinner in diesem System?
(RP = Regierungspräsidium)
Das liegt aber nicht an den Lehrer:Innen. Wir müssen eine schriftliche Note machen. Schulamt und RP sind die Ansprechpartner.
Was ich jedoch nicht mache, ist meinen Sohn alle Arbeitsblätter nacharbeiten zu lassen. Wir besprechen die Inhalte und er macht eine Übung. Das reicht.— Das Törtchen (@motherof_ninjas) December 14, 2022
Hat jemand Alternativen?
Ja, und das Verrückte: Als Unterrichtender erwische ich mich selbst bei der Erwartung, weil es mir schier unmöglich erscheint, anders den Überblick zu behalten
— Alexander Kupsch (@alexkupsch) December 14, 2022
Sowas habe ich befürchtet, weil ich nämlich zumindest für meine Kinder sagen kann, dass die überwiegende Mehrheit ihrer LuL einfach toll und auch zugewandt ist und dennoch solche Erwartungen da sind. Es scheint mir ein ungeheurer Druck im System zu sein.
— Daniela Albert (@dalbert79) December 14, 2022
Sowas habe ich befürchtet, weil ich nämlich zumindest für meine Kinder sagen kann, dass die überwiegende Mehrheit ihrer LuL einfach toll und auch zugewandt ist und dennoch solche Erwartungen da sind. Es scheint mir ein ungeheurer Druck im System zu sein.
— Daniela Albert (@dalbert79) December 14, 2022
Stark, wenn man das leisten kann
ich mach das jetzt mittlerweile so dass ich die Sachen sammel die an der Tür abgegeben werden wenn das Kind krank ist und dann, wenn es wieder GESUND ist wird es nach und nach nachgeholt.
Es bringt niemandem was wenn das Kind mit Fieber Hausaufgaben macht— Moiraley 🏡 (@Moiraley1986) December 14, 2022
Einfach nur falsch
In der Klasse meiner Tochter (2.) musste ein Kind nachsitzen, weil es nicht rechtzeitig geschafft hatte den verpassten Unterrichtsstoff nachzuarbeiten 😤
— LaClarita (@LaClariux) December 14, 2022
Woran misst sich eigentlich „Leistung“, wenn wir nicht mal die Schwächsten beschützen?
So schaut es aus. Meine Tochter war 2 Wochen krank, am Montag den ersten Tag wieder in der Schule und hat auch jetzt noch nicht alles aufgeholt. Der neue Stoff will ja auch gelernt werden. In dieser Leistungsgesellschaft werden Kinder früh verheizt.https://t.co/SEgotWRzm2
— Frau G. aus B. (@FrauGausB) December 14, 2022
Nur noch verrückt!
Mein Sohn war die komplette letzte Woche krank. Montag, erster Tag wieder in der Schule, englisch geschrieben. Mittwoch Latein, heute muss er nachmittags Geo nachschreibe und morgen Geschichte. Nächsten Montag Reli und Dienstag Physik. Er ist fertig, einfach fertig und ist 12 😏
— Mama_mit_Knall🤪 (@InkaStumpf) December 15, 2022
Ein Fest für die ganze Familie
Danke! Wir haben hier einen Meltdown nach dem anderen grade, weil Aufgaben erst um 19h hier waren und bis morgen gemacht werden sollen. Ich breche gleich ab.
— geboosterte Mom 💉💉💉 (@chaos_mutter) December 14, 2022
Absturz mit Ansage
Und dann wundert man sich, warum psychische Erkrankungen wie Depressionen und vor allem Burnout immer häufiger auch bei jungen Menschen auftreten…
— HWausKo 💉💉💉 (@HWausKo) December 14, 2022
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