Thread: Kannst du mal eben helfen?
Es ist ein Phänomen, das jeder irgendwie kennt: Die Bitte, ob der befreundete Installateur, die bekannte Steuerberaterin oder der benachbarte IT-Experte nicht mal schnell nach Feierabend oder am Wochenende den privaten Notfall beheben kann – egal ob ihr der Helfende oder Hilfesuchende seid. Natürlich gibt es Situationen, in denen man auf die Expertise und Unterstützung von Freunden zurückgreifen möchte. Wenn die Heizung streikt oder das W-LAN Schluckauf hat, kann ein Fachmann oder eine Fachfrau auf Abruf natürlich Gold wert sein. Ganz besonders in Zeiten des Fachkräftemangels und übervollen Auftragsbüchern. Und ja, in engen Freundschaften gehört es zum guten Ton, sich gegenseitig auszuhelfen. Das ist schließlich das Salz in der Suppe des zwischenmenschlichen Miteinanders.
Wenn aber aus der gelegentlichen Bitte ein regelmäßiger unbezahlter Freundschaftsdienst wird, kann es mit eben dieser schnell vorbei sein. Ganz besonders, wenn Dankbarkeit und Wertschätzung stark zu wünschen übrig lassen und der geleistete Dienst als selbstverständlich angesehen wird. Wenn man sich plötzlich im Viertelstundentakt zum Problemlöser ernannt sieht, kann das schnell zu einem Gefühl der Ausbeutung führen. Schließlich wird der Arbeitsaufwand vom Laien oft unterschätzt, den der vermeintliche Freundschaftsdienst mit sich bringt. Und ehe man sich es versieht, ist man in der Zone der unbezahlten Arbeit. Aus dem Freund wird plötzlich ein ungeduldiger oder gar nörgeliger Kunde, der Ansprüche stellt, kein Verständnis hat und eine Sonderbehandlung voraussetzt. Genau so etwas ist kürzlich dem Twitteruser @Osiwahn passiert. Aber lest am besten selbst.
Gerade wieder Anruf einer Bekannten erhalten, die Problem mit dem PC und dem Internet hat. Ob ich nicht mal vorbeikommen könnte, sie macht dann auch was leckeres zu essen.
Wie seht ihr das?
Mich nervt das. Niemand würde den Tapezierer fragen ob er abends mal einen Raum tapeziert.— Osiwahn (@Osiwahn) February 26, 2023
Den, genau wie den Fliesenleger, den Elektriker usw. würde man bezahlen. Und: „Ich mache dann auch was leckeres zu essen?“ Gibt es nichts, wenn ich einfach so eingeladen werde?
Es mag überraschen, aber auch ITler finden es nicht prickelnd in der Freizeit Windows zu installieren.— Osiwahn (@Osiwahn) February 26, 2023
Wie dann so ein typischer PC -Hilfe Abend aussieht:
„Ich brauch kurz deine Hilfe“
„Was geht denn nicht?“
„Immer wieder Blue screen und Internet tut nicht“
Am Abend dann:
„Was hast du denn am PC gemacht?“
„Nichts……. Ach vom Günni hatte ich eine Anleitung, wie man Grafikkarte— Osiwahn (@Osiwahn) February 26, 2023
übertaktet.“
Seufz
„Der startet ja gar nicht mehr. Was hast du die Windows CD?“
„Was für eine Windows CD?“
„Die beim Kauf dabei war.“
„Da war nichts dabei.“
„Dann wird es schwierig.“
„Du hast doch bestimmt so Software zwinki zwinki“
*Nimmt eigene Windows CD
„Kennwort?“— Osiwahn (@Osiwahn) February 26, 2023
„Welches Kennwort?“
„Das von Windows?“
„Mit dem ich mich am PC anmelde?“
„Ja“
„Weiss ich nicht“
*Nimmt Hacker CD setzt lokalen Admin zurück
„Was hast du am Internet gemacht, dass es nicht mehr funktioniert“
„Neuer Anbieter. Ist viel billiger“
„Zugangsdaten?“
„Welche Zugangsdaten?— Osiwahn (@Osiwahn) February 26, 2023
*ruft Hotline des Anbieters an, 45 Minuten Warteschleifenmusik
„So jetzt funktioniert alles wieder“
„Und der Drucker?“
„Was ist mit dem?“
„Habe bei eBay gebrauchten günstig gekauft.“
„Treiber CD?“
„War keine dabei.“
*sucht im Internet nach Treiber für Drucker, der seit— Osiwahn (@Osiwahn) February 26, 2023
vier Jahren nicht mehr verkauft wird
„So, druckt wieder.“
„Und könnest du nach dem Steuerprogramm gucken. Hab ich von Günni umsonst bekommen, mit spezieller Lizenz zwinki zwinki“
„wo hast du denn das Datenbackup?“
„Backup? Macht das der PC nicht selber?“
*nimmt Restore Software— Osiwahn (@Osiwahn) February 26, 2023
„So, war es das jetzt“
“ Ja, super. danke. Und jetzt guck mal hier auf meinem Handy. Da finde ich die Fotos vom letzten Jahr nicht mehr“
„Backup?“
„Auf dem Handy auch?“
Das ist dann immer der Moment, wo ich anfange zu weinen. 2-3 Stunden später. Von wegen kurz gucken.— Osiwahn (@Osiwahn) February 26, 2023
Das sagen andere User:
Wenn man seine Freunde als unentgeltliche Dienstleister betrachtet, die man nach Lust und Laune einspannen kann, ohne sich angemessen erkenntlich zu zeigen, ist das ein Armutszeugnis für das Verständnis von Freundschaft. Also, wenn ihr das nächste Mal in der Versuchung seid, denkt daran, dass es auch für freundschaftliche Gefallen Grenzen gibt. Aber lassen wir doch eine paar Leserinnen und Leser zu Wort kommen. Und wenn ihr mögt, könnt ihr gern in unserer Kommentarspalte eure Meinung dazu loswerden.
„GEH DOCH ZU GÜNNI!“
— drpeppereyes (@drpeppereyes) February 26, 2023
Wow. Als wir einen neuen Router bekommen haben mit den wlan Adaptern für ganze Haus, musste ich es nicht selbst machen. 😊 Der Kundendienst war total erstaunt, als ich innerhalb 1 Minute sämtliche benötigten Daten und Passwörter auf den Tisch legte. 😁
— lupalight (@_woelfin) February 26, 2023
Sorry, für so alten Kram hab ich nix mehr. Damit bin ich bei den Nervigen, die es so ausnutzen dann raus.
Wenn Mama das Internet gelöscht hst, mache ich das aber 😆
— Schuljunkie (@BSerienjunkie) February 26, 2023
Ich kenn es. So eine Maus schubsen kann man ja mit echter Arbeit nicht vergleichen.
— Osiwahn (@Osiwahn) February 26, 2023
Ich käme aber nicht auf die Idee, deinen Mann für ein Essen mal ein Stunde an meinem Auto rumschrauben zu lassen.
— Osiwahn (@Osiwahn) February 26, 2023
Und warum werden andere Handwerker bezahlt?
Und die Essen sind ja typischerweise so, die beste Ehefrau von allen und die anderen sitzen gemütlich zusammen. Ich selber sitze entweder mit Essen am Rechner oder springe immer auf. Mich nervt die geringe Wertschätzung.— Osiwahn (@Osiwahn) February 26, 2023
Ich bin Steuerfachangestellte…… Rate………………
— Caticorn (@katzenkotzi) February 26, 2023
Mache ich nur noch im engsten Familienkreis, wenn wirklich Not am Mann (bzw. der Frau ist).
Ich wurde da zu oft schamlos ausgenutzt. Und ausserdem ist die Freizeit dazu da, sich mit was anderem als der Arbeit zu beschäftigen.— ook_librarian (@OLibrarian) February 26, 2023
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend dazu hätten wir noch das: