Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung zum ersten Mal einen Wohnungslosenbericht für Deutschland vorgelegt, demzufolge hierzulande rund 263.000 Menschen ohne festen Wohnsitz sind. Mit 178.000 ist die größte Gruppe dieser Menschen zwar in Notunterkünften untergebracht, doch nahezu 40.000 leben tatsächlich und buchstäblich auf der Straße. Menschen, die für die Gesellschaft meist unsichtbar sind und dies seitens verschiedenster Akteure – besonders in unseren glitzernden Innenstädten – doch auch bitte bleiben sollen. Anders lässt sich beispielsweise „defensive Architektur“ kaum erklären, die im öffentlichen Raum den Aufenthalt von Obdachlosen – beispielsweise zum Nächtigen auf einer Bank – verhindern soll.
Dabei verhält es sich wie so häufig: Ein Problem soll überhaupt nicht gelöst, sondern schlicht aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verdrängt werden. Aus den Augen, aus dem Sinn. Vielleicht hilft es Menschen, die diese Entscheidungen treffen, wenn sie sich für einen kurzen Moment vorstellen, selbst in eine solche Situation zu geraten? Aber nein, denn wer in diesem Land auf der Straße lebt, hat sich schlicht nicht genügend angestrengt. Schließlich ist jeder selbst seines Glückes Schmied. Der folgende Thread von @fichte_jogo zeigt, wie es auch anders gehen kann. Und vor allem, wie man fremden Menschen mit Würde und auf Augenhöhe begegnet – ganz egal, wie viel der andere im Portemonnaie hat oder wo er lebt.
Im Ort gibt es einen Obdachlosen,der immer gepflegt wirkt.
Gute Kleidung, Haarschnitt,der Bart sauber gestutzt.
Meistens „telefoniert“ er, Millionendeals einfädelnd.
Hin und wieder geht er ins Autohaus am Platz und zeigt Interesse am teuersten Modell.
Man serviert ihm Kaffee und— Fichte,JoGo (@fichte_jogo) May 23, 2023
notiert seine Sonderwünsche bezüglich der Ausstattung.
Alle spielen mit und er ist für einen Augenblick zufrieden,wenn nicht gar glücklich.
Was ich sagen will:
Seien Sie wie der Autoverkäufer.
Es tut gar nicht weh.— Fichte,JoGo (@fichte_jogo) May 23, 2023
Sich gegenseitig die Hand zu reichen, hilft eigentlich immer
Hab ne zeitlang öfter einer obdachlosen Frau was gegeben, und als ich ihr mal angeboten habe, neue Schuhe zu besorgen weil ihre geklebt waren (brauchte sie dann aber nicht) sagte sie dankbar, dass ich mich an sie wenden soll, wenn sie was für mich tun kann 🥺❤
— Chica McNugget (@suesssauersosse) May 23, 2023
Mit Würde geben
Es gibt hier einen Senioren, der Flaschen sammelt. Er trägt einen früher mal sehr feinen Anzug und ihm ist anzumerken, dass er befürchtet, abgestempelt zu werden. Hab ihm einen Fünfer zugesteckt, mit dem Hinweis, den habe er wohl verloren. Er war sehr dankbar.
— Sabrina (@calistra) May 23, 2023
Manchmal sollten Kinder für uns Erwachsene leuchtende Vorbilder sein
Mein 6- jähriger fragte mich vorm Einkaufszentrum, ob er nicht heute schon sein Taschengeld bekommen kann. Ich gab ihm seine 2€ und er lief direkt zu dem Obdachlosen, der gegenüber saß und warf es in seinen Hut. Die Freude des Mannes, das Glück in den Augen meines Kindes. ❤️
— Wolke☁️ (@federflausch) May 24, 2023
In einer guten Welt wäre dieser Umgang völlig selbstverständlich
Ich hätte einmal fast einen Thermomix gekauft weil die Verkäuferin in dem Vorwerk Laden so absolut reizend mit einer Obdachlosen umgegangen ist. So eine absolut natürlich und ungekünstelte Freundlichkeit. 😍
— Jade (@Fahrradfrau2) May 23, 2023
Es gibt Momente und Begegnungen, die hallen nach
Hab am Bahnhof mal mein Pausenbrot mit einem Obdachlosen geteilt. Wir unterhielten uns und dann begann er zu weinen. Weil mein Pausenbrot das erste sei, was er seit 3 Tagen gegessen habe. Werde das nie vergessen💔
— readaboutlife (@Readaboutlife1) May 23, 2023
ihabe mich eines morgens in einem cafe mal 20 minuten mit einer älteren dame unterhalten, am ende des gespräches hat sie sich dafür bedankt:
sie wüsste nicht, wann sie sich zuletzt so lange am stück unterhalten hat. ich habe monatelang noch über diesen satz nachgedacht. traurig— Kartoffel🌹in🌹Wurstland (@guus201) May 23, 2023
Klingt eigentlich schon fast zu simpel
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es auch oftmals reicht sich einfach mal zu unterhalten. Einfach mal ein „Wie geht’s Dir?“ oder auch „Wie heißt Du?“.
Das mindert einfach das Gefühl unsichtbar zu sein.— Jens B 📯 (@Ameise1971) May 23, 2023
Hier gibt es einige Obdachlose. Wenn man sie nett anspricht, lächelt, einfach normal mit ihnen umgeht, merkt man wie selten das anscheinend vorkommt. Ich kann materiell nur wenig helfen, aber ich kann anständig mit ihnen umgehen und einfach freundlich sein.
— Petra D. (@pep_si1) May 23, 2023
War mal mit dem Hund am Rhein unterwegs. Auf einer Bank ein Obdachloser. Er streichelt den Hund, ich unterhalte mich ein Weilchen mit ihm. Als ich mich verabschiede, sagt er danke! Ich frage wieso? Er: weil sie sich mit mir unterhalten haben! Jeder hat Freundlichkeit verdient!
— Kreativnudel Geli ☕️ 💚🤍♥️ 💙💛 (@OmiGeli1309) May 23, 2023
Einfach ab und an mal wieder ein guter Mensch sein
Hab mal im Supermarkt einem Obdachlosen einen Pfandbon hinterhergetragen. Hab ihn erst nicht mehr gefunden. Für mich waren es nur 6€, für ihn war ich „ein Engel“.
— Candy (@CandyHandyDD) May 23, 2023
Hatte mal in Frankfurt im Bahnhofsviertel Drogensüchtigen einige Pizzastücke gebracht. Meine Erwartung war, dass sie enttäuscht sein werden und Geld wollen.
War nicht so. Sie haben sich riesig gefreut und sich häufig bedankt und waren überglücklich!
— Philipp Marxen (@MarxenPhilipp) May 23, 2023
Dortmunder Innenstadt – ein Obdachloser Teenager. Er sprach mich an, ob ich etwas Kleingeld hätte, hab ihm nen Döner ausgegeben und er erzählte mir seine Geschichte, zum Schluss umarmte er mich und dankte mir. – Nein, es kostet nicht viel, aber für diese Menschen ist es die Welt.
— Fox ~Somnia~🏳️🌈 (@Kernstaub) May 23, 2023
Immer wieder daran denken!
Der einzige Grund, an dem du auf jemanden herab schaust, sollte der sein, indem du ihm aufhilfst.
Ich arbeite ehrenamtlich in der Obdachlosenhilfe…es kann wirklich jeden treffen.— Rosa – Linde (@RosaSiegmund) May 23, 2023
Der Beweis, dass es auch anders gehen kann – wenn man nur will: