Es gibt tatsächlich echte Superhelden auf dieser Welt. @RMamarvar ist ohne Zweifel einer davon. Den einen oder anderen Thread habt ihr sicher schon von ihm gelesen. Letzte Woche hat der „Emergency Doc“ die nun folgende Geschichte auf Twitter geteilt, in der es im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod geht.
Thread:
Ich möchte euch auf mehrfachen Wunsch von einem #Notarzteinsatz erzählen, meinem ersten, bei dem es wirklich um Leben und Tod ging. Er begründete meinen Ruf, immer heftige Einsätze anzuziehen, dabei immer ruhig zu bleiben und daher kommt auch mein Name, Emergency doc. 1/x— Emergency doc (@RMamarvar) January 31, 2020
Es war mein 6. Notarzteinsatz überhaupt, nachdem ich gerade frisch meinen Notarztschein bekommen hatte. Ich steige ins NEF und bekomme gesagt „Da hat sich einer mit ’ner Kettensäge verletzt“. Mir wird ein bisschen flau. Anschnallen, einatmen, eigenen Puls fühlen und los. 2/x
— Emergency doc (@RMamarvar) January 31, 2020
An der Einsatzstelle steige ich mit weichen Knien aus. Feuerwehr und RTW sind schon da, der Patient, ein junger Mann, wird gerade in den RTW eingeladen. Er ist blutüberströmt, am Hals klafft eine tiefe und große Wunde. Ich stolpere nervös in den RTW und falle fast. 3/x
— Emergency doc (@RMamarvar) January 31, 2020
„Doc bleib bei mir!“ gurgelt der Patient mir blutig-schaumig entgegen. Das erdet mich. Durchatmen, an den Kopf stellen, Wunde angucken. Phew…Eine gewaltige Defekt-Rißwunde, wie ne Kettensäge das halt so macht…am Hals…Atemwege offen…Zum Glück keine Arterien erwischt.4/x
— Emergency doc (@RMamarvar) January 31, 2020
Ich spüre, daß das so ein Moment ist, bei dem es wirklich um die Wurst geht. In mir schreit es panisch, aber ich schiebe das beiseite. Ich habe noch nie alleine intubiert, das wird mir jetzt bewusst. Niemand wird mir über die Schulter schauen. Ich lasse alles vorbereiten. 5/x
— Emergency doc (@RMamarvar) January 31, 2020
Narkose einleiten, laryngoskopieren, intubieren… Woah… Hat geklappt… „Tubus sitzt“ sagt ein Rettungsassistent. Er hat es durch die Wunde gesehen. Abhören, sitzt wirklich. Jetzt fahren wir los, zum Treffpunkt mit dem Rettungshubschrauber. Ich zittere, bin voll Adrenalin. 6/x
— Emergency doc (@RMamarvar) January 31, 2020
Der RTH-Notarzt beäugt mich kritisch: in OP-Kleidung und mit gewöhnlichen Straßenschuhen stehe ich da, eine olle ranzige rote Jacke an. Auch für damals nicht so üblich. Ich war einer der ersten bei uns, die nicht gerne in Schlappen und Kittel rausgefahren ist. Der RTH startet.7/x
— Emergency doc (@RMamarvar) January 31, 2020
Wieder in der Klinik erwartet mich erstmal eine volle Notaufnahme. Ich arbeite mich durch. Nach 3 Stunden kommt der Internist zu mir: „Die Feuerwehr hat mir alles erzählt. Die sind alle scheiß stolz auf dich!“
Das stolze Grinsen hab ich noch den Rest der Woche im Gesicht. 8/x— Emergency doc (@RMamarvar) January 31, 2020
Der Patient hat das ganze übrigens gut überstanden. Und ich hatte meinen Ruf weg. Nach meiner Zeit in der Notaufnahme bekam ich als Abschiedsgeschenk ein T-Shirt mit einer Kettensäge und „Emergency doc“ drauf. Das war 2004. Seitdem benutze ich den Namen in Sozialen Netzwerken. 😊
— Emergency doc (@RMamarvar) January 31, 2020