Ein Thread, den man nicht so schnell vergisst…
Wir haben ja schon des Öfternen den einen oder anderen Arzt– bzw. Notarzt-Thread gepostet. Aber diesen hier von @RMamarvar werdet ihr noch eine Weile in Erinnerung behalten. Ganz sicher.
Ich will euch von einem Einsatz als #Notarzt erzählen, an den ich noch oft zurückdenke, der sich heute jährt. Auch wenn wir im #Rettungsdienst oft mit #Sterben und Tod in Berührung kommen, macht man dabei die eine oder andere „schöne“ oder denkwürdige Erfahrung.
Ein Thread:— Emergency doc (@RMamarvar) August 10, 2019
Ich werde als Notarzt gegen drei Uhr nachts zu „Luftnot“ alarmiert. Vor Ort liegt ein ziemlich abgemagerter Mann in einem Pflegebett. Er ist nicht ansprechbar und atmet sehr angestrengt. Etwa dreissig mal in der Minute atmet er mühsam sehr tief ein und aus.
— Emergency doc (@RMamarvar) August 10, 2019
Die Ehefrau berichtet, dass er krebskrank sei und vor kurzem zum „Sterben“ aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen worden sei. Sein Wunsch sei es auch gewesen, zu Hause in Frieden zu sterben. Ich lasse das EKG anlegen: Asystolie. Er atmet aber immer noch unvermindert weiter.
— Emergency doc (@RMamarvar) August 10, 2019
Ich informiere die Ehefrau darüber, dass der Sterbeprozess ganz konkret begonnen hat, und es nicht mehr lange dauern wird. So sitzen wir also dann da, die Ehefrau nebenan im Wohnzimmer, weinend weil sie es nicht mehr aushält, ich bei dem Patienten, die Hand haltend.
— Emergency doc (@RMamarvar) August 10, 2019
Der Kerl hat keinen Herzschlag mehr, atmet aber sehr angestrengt so tief ein und aus, dass er es schafft, einen ganz minimalen Blutkreislauf aufrecht zu erhalten, der es ihm ermöglicht… ja was eigentlich? Weiterzuatmen? Ich drücke seine Hand und sage „Sie kämpfen sehr tapfer.“
— Emergency doc (@RMamarvar) August 10, 2019
Er reagiert. Ein Lächeln tritt auf sein Gesicht. Was für ein Gänsehautmoment.
Nach etwa einer halben Stunde kommt sein Sohn an. Ich informiere ihn über die Situation und er geht zu seinem Vater, dessen Zustand unverändert ist. Er nimmt seine Hand und sagt „Papa, ich bin hier.“
— Emergency doc (@RMamarvar) August 10, 2019
Der Patient drückt seine Hand und sein Gesicht entspannt sich. Er hört auf zu atmen und stirbt.
Dieser Teufelskerl hat nach seinem Herzstillstand seinen todkranken und ausgemergelten Körper dazu gebracht noch fast eine Stunde weiterzuleben indem er tief ein- und ausgeatment hat.— Emergency doc (@RMamarvar) August 10, 2019
Das muss eine unfassbar und übermenschliche Anstrengung für ihn bedeutet haben, und das ganze dafür, dass er seinen Sohn noch einmal sehen konnte. Und er hat es geschafft.
Ich habe einem Sterbenden im Todeskampf ein Lächeln in Gesicht gezaubert… Manchmal lohnt sich die Nacht!
— Emergency doc (@RMamarvar) August 10, 2019