Eine Kollegin hat zum Monatsende gekündigt
Der Beruf als Servicekraft ist anspruchsvoll und geht unabhängig von der genauen Branche oft mit einer Vielzahl von Herausforderungen einher. Diese Berufe erfordern nicht nur körperliche Ausdauer und Geschicklichkeit, sondern auch emotionale Stärke, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden. Leider haben alle Branchen mit Servicebereich mit demselben Problem zu kämpfen: Die respektlose Behandlung durch Menschen, die das Sprichwort „Der Kunde ist König“ ein bisschen zu wörtlich nehmen.
Servicekräfte sind in erster Linie dafür verantwortlich, den Kunden oder Gästen ein angenehmes und unvergessliches Erlebnis zu bieten. Dies erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit für Details, Freundlichkeit und die Fähigkeit, sich schnell an wechselnde Situationen anzupassen. Besonders schwierig ist es im Gastrobereich. Viele arbeiten daher unter Zeitdruck und müssen in der Lage sein, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen – sei es das Bedienen von Tischen, das Aufnehmen von Bestellungen, das Servieren von Speisen und Getränken oder das Beantworten von Fragen der Gäste.
Trotz ihrer harten Arbeit und Bemühungen, den Gästen den bestmöglichen Service zu bieten, erleben viele Servicemitarbeiter*innen verbale oder sogar nonverbale Angriffe. Dies kann in Form von unfreundlichen Bemerkungen, beleidigenden Gesten oder sogar tätlichen Angriffen auftreten. Und klar, man braucht in diesem Beruf schon ein relativ dickes Fell, aber irgendwann kann man auch nicht mehr und muss das Handtuch werfen. Die Twitteruserin @queerbildung berichtet im nun folgenden Thread von einer Kollegin, der es so ergangen ist.
Eine Kollegin hatte zum Monatsende gekündigt.
Sie hat angegeben auf Grund ihres Alters den Stress im Service nicht mehr aushalten zu können.
Heute Morgen kommt der Anruf, sie habe sich in stationäre Behandlung begeben.
— Queer Marie’s Revenge (@queerbildung) August 16, 2023
Service ist seit Corona einfach noch mal anstrengender geworden, nicht weil sich an der Arbeit etwas geändert hat.
Der Betrieb ist auch noch nicht zurück auf dem Niveau.Es sind die Menschen, die scheiße geworden sind.
Die all ihren Alltagsfrust an einer Servicekraft rauslassen.— Queer Marie’s Revenge (@queerbildung) August 16, 2023
Es sind Menschen die euch dort gegenüberstehen. Behandelt sie auch wie solche!
— Queer Marie’s Revenge (@queerbildung) August 16, 2023
Bedeutet nicht das man Tiere schlechter behandeln sollte.
Seid einfach nett zu allen die nichts für euren Frust können.
Lächelt mal wenn ihr bedient werdet, das alleine macht den Arbeitsalltag deutlich angenehmer für alle die mit Menschen arbeiten.
— Queer Marie’s Revenge (@queerbildung) August 16, 2023
Die Leute kommen in ein volles Restaurant, nehmen sich unaufgefordert im Vorbeigehen eine Speisekarte vom Servicepult, setzen sich an den Tisch und beschweren sich nach 5 Minuten im Hochbetrieb das sie nicht bedient werden…
— Queer Marie’s Revenge (@queerbildung) August 16, 2023
Ich hab Gastro nicht mal gelernt, ich mache das nebenher.
Aber eine Speisekarte wird vom Personal an den Tisch gebracht, weil das allen anderen zeigt jemand kümmert sich um den Tisch.
„Gut, bei dem Gast war schon jemand.“
— Queer Marie’s Revenge (@queerbildung) August 16, 2023
Eine Servicekraft dann anzuschreien und niederzumachen geht halt gar nicht.
Wir bitten solche Gäste dann auch zu gehen.
Wir haben den Luxus vom Tourismus zu profitieren.
Wir können uns das erlauben.— Queer Marie’s Revenge (@queerbildung) August 16, 2023
Kommentare und Reaktionen:
Habt ihr schon mal Ähnliches erlebt? Hinterlasst uns doch einen Kommentar und schildert, was passiert ist. Ein Einzelfall scheint hier wohl nicht vorzuliegen, denn die Leserinnen und Leser dieses Threads berichten ihrerseits von unschönen Vorkommnissen. Aber lest selbst:
Könnt ihr diese Beobachtung bestätigen?
Es ist definitiv schlimmer geworden.
— Queer Marie’s Revenge (@queerbildung) August 16, 2023
Die Angst vor einer Eskalation sitzt tief
Irgendwann lässt man es einfach nur über sich ergehen, dann ist der Gast schneller weg und es eskaliert nicht.
Seit der junge Mann in der Tankstelle erschossen wurde…
Niemand möchte sterben, weil er jemanden der sich nicht unter Kontrolle hat Kontra gegeben hat.
— Queer Marie’s Revenge (@queerbildung) August 16, 2023
Das hört sich nicht gut an
Bin im Service und fühle
Jahrelang mit einem Bein im Burnout— ᴿᵃᵍᵉᴬᵍᵃⁱⁿˢᵗᵀʰᵉᴳᵉˢᵃᵐᵗˢⁱᵗᵘᵃᵗⁱᵒⁿ (@R_A_T_G_S) August 16, 2023
Das erhöht den Druck auf das verbliebene Personal
Bei uns genauso. Gäste unverschämt und unfreundlich, beschimpfen und bedrohen einen für alles und jenen. Mitarbeiter kündigen reihenweise. Wir waren mal über 40, jetzt noch knappe 20. Überstunden ohne Ende..,
— Laufmädel (@laufmaedel) August 16, 2023
Kommunikation scheint out zu sein
Ich kenne beide Seiten.
Und wenn ich Gast bin, sind die Mitarbeitenden manchmal regelrecht überrascht, dass jemand freundlich und in ganzen Sätzen mit ihnen spricht.
So absurd ist es mittlerweile…— Hermine (@repellomuggel) August 16, 2023
Da ist was dran
Ein Kunde hat mir mal folgenden Rat mitgegeben (bin selber seit 27 Jahren im Kundendienst, gelernter Hotelfachmann, Gastro nur ca 5 Jahre ausgeübt):
„Den Charakter eines Menschen erkennt man daran, wie er mit Servicepersonal umgeht. „— Emotionaler Totalschaden (@Donnergrummel1) August 16, 2023
Vorher undenkbar gewesen
Uff, ganz so schlimm ist es bei mir noch nicht, aber ich bin auch froh, wenn ich in vier Jahren hier raus bin.
Einige unseren Filialen haben seit der Pandemie dauerhaft Security nötig.
Aus der Zeit davor ist mir keine Filiale bekannt, die sowas gehabt hätte.— Marion en Krieewel 📯 (@cmdr_bond) August 16, 2023
Bringt auch nichts
Ich fühle das so sehr! Arbeite im Kundenservice und Leute scheinen anzunehmen, es gehöre zu meinem Job mich anschreihen zu lassen. Überraschung, tut es nicht und mittlerweile lege ich einfach auf. Ich werde niemanden mehr an gute Umgangsformen erinnern. 😒
— Frl. Schnürperle 📯 (@S_Schnuerperle) August 17, 2023
Fällt schwer, motiviert zu bleiben
„If someone is nice to you but rude to the waiter, they are not a nice person.“ – The Waiter Rule von William H. Swanson.
Arbeite selbst seit 4 Jahren in der Hotellerie, bin gelernter Hotelfachmann, arbeite zudem noch in einem kleinen Restaurant nebenher und fühle das zu gut …
— patr3d 🐀 (@FeldenPatrick) August 16, 2023
Vollzeit im Service? Schafft das noch jemand?
Du hast so recht.
Ich arbeite momentan nur 4 stunden am tag und das bringt mich an meine grenzen (auch aus anderen Gründen)
Der Egoismus ist grenzenlos geworden.
Sobald etwas nicht läuft, wie gewünscht, wird eins angeschrien.
Behalt da mal die gute Laune— 🦇mimi🦇 (@DelacroixMimi) August 16, 2023
Der Ton macht die Musik
Deiner ehemaligen Kollegin und dir auch alles Gute. So ein Verhalten von Gäst*innen/Kund*innen geht gar nicht. Mir würde nicht im Traum einfallen, jemanden verbal so zu erniedrigen. Kritik sachlich anbringen, wenn sie gerechtfertigt ist, ja. Aber das ist auch der Punkt: sachlich.
— Demie Lin 🔆 (@Kissmy_back) August 16, 2023
Irgendwann ist auch mal gut
Im Einzelhandel genauso. Die Menschen werden immer unmöglicher, maulen, motzen, stressen. Da mir meine Gesundheit wichtiger ist hab ich jetzt nach fast 20Jahren im Handel das Handtuch geschmissen 🤷🏼♀️🥺
— dieAmsel (@HuhonTour) August 16, 2023
Wenn das doch nur immer ginge
Ich hab halt auch schon Gästen gesagt, dass sie schauen sollen wie sie an ihre Speisen und Getränke kommen, weil ich mir so ein unmenschliches Verhalten aus Eigenschutz nicht erdulde.
(Kann man im Bierzelt und der Kneipe schonmal machen)— Steppenwölfchen📯 (@stppnwoelfchen) August 16, 2023
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Passend dazu hätten wir noch das: