Rechter Terror: Hanau und die Folgen

Chris Schröder 21.02.2020, 17:15 Uhr

5 Tage nach der Razzia gegen die rechtsextreme Terrorgruppe um Teutonico hat ein 43 Jahre alter Deutscher in Hanau zehn Personen und anschließend sich selbst erschossen. Dies ist bereits der dritte rechtextremistische Mord-Anschlag innerhalb eines Jahres.

Nach Angaben der Polizei eröffnete Tobias R. (43) am Mittwochabend gegen 22 Uhr in der Hanauer Innenstadt das Feuer. Der erste Tatort war die Shisha-Bar „Midnight“ am Heumarkt, kurz darauf flüchtete er und setzte sein Vorhaben am zwei Kilometer entfernten Kurt-Schumacher-Platz in der dortigen Shisha-Bar „Arena Bar Café“ fort. Seine Opfer sind zwischen 21 und 44 Jahren alt und haben u.a. türkische, bosnische, rumänische und bulgarische Wurzeln. Anschließend fuhr der 43-jährige Sportschütze nach Hause. Dort tötete er seine Mutter und dann sich selbst.

Im Internet hatte Tobias R., der im Alltag eher unauffällig war und bislang nicht als rechtsradikal auffiel, eine Website eingerichtet. Auf dieser veröffentlichte er ein 24 Seiten umfassendes Schreiben „an das gesamte deutsche Volk“, das jedoch kein Bekennerschreiben ist. Stattdessen äußert er darin mehrere Verschwörungstheorien. Er schreibt ausführlich über seine (angebliche) Lebensgeschichte und sieht sich seit seiner Kindheit von Geheimdiensten verfolgt und bedroht. Außerdem offenbart er seine rassistische Weltanschauung und äußert Vernichtungsfantasien. Es hätten „offenbar gewisse Personen aus meinem eigenen Land mit dazu beigetragen, dass wir nun Volksgruppen, Rassen oder Kulturen in unserer Mitte haben, die in jeglicher Hinsicht destruktiv sind“. Ausweisungen bzw. Abschiebungen seien keine Lösung mehr, schreibt er, da „die Existenz gewisser Volksgruppen an sich ein grundsätzlicher Fehler“ sei. Bestimmte Völker müssten seiner Ansicht nach „komplett vernichtet werden“.

Der Generalbundesanwalt sowie Innenminister Horst Seehofer (CSU) stufen die Tat inzwischen als rassistisch motivierten Terroranschlag ein. Bundesweit gab es Gedenkveranstaltungen in über 50 Städten. Die Gründe für die Tat und mögliche Konsequenzen werden aktuell in allen Medien diskutiert. Hoffen wir, dass die Politik nun endlich handelt und nicht bis zum nächsten Anschlag wartet. Denn Deutschland hat ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem: Rassismus. Der ist nämlich (spätestens) seit dem Einzug der AfD in den Bundestag wieder salonfähig geworden. Es muss Schluss sein mit der Verharmlosung von rechtsradikalen Terroristen als „nur“ psychisch kranke Einzeltäter. 482 Rechtsxtreme werden aktuell per Haftbefehl gesucht. Es muss nun endlich dafür gesorgt werden, dass keiner davon zum nächsten „Einzelfall“ wird.

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