
5 Tage nach der Razzia gegen die rechtsextreme Terrorgruppe um Teutonico hat ein 43 Jahre alter Deutscher in Hanau zehn Personen und anschließend sich selbst erschossen. Dies ist bereits der dritte rechtextremistische Mord-Anschlag innerhalb eines Jahres.
Nach Angaben der Polizei eröffnete Tobias R. (43) am Mittwochabend gegen 22 Uhr in der Hanauer Innenstadt das Feuer. Der erste Tatort war die Shisha-Bar „Midnight“ am Heumarkt, kurz darauf flüchtete er und setzte sein Vorhaben am zwei Kilometer entfernten Kurt-Schumacher-Platz in der dortigen Shisha-Bar „Arena Bar Café“ fort. Seine Opfer sind zwischen 21 und 44 Jahren alt und haben u.a. türkische, bosnische, rumänische und bulgarische Wurzeln. Anschließend fuhr der 43-jährige Sportschütze nach Hause. Dort tötete er seine Mutter und dann sich selbst.
Im Internet hatte Tobias R., der im Alltag eher unauffällig war und bislang nicht als rechtsradikal auffiel, eine Website eingerichtet. Auf dieser veröffentlichte er ein 24 Seiten umfassendes Schreiben „an das gesamte deutsche Volk“, das jedoch kein Bekennerschreiben ist. Stattdessen äußert er darin mehrere Verschwörungstheorien. Er schreibt ausführlich über seine (angebliche) Lebensgeschichte und sieht sich seit seiner Kindheit von Geheimdiensten verfolgt und bedroht. Außerdem offenbart er seine rassistische Weltanschauung und äußert Vernichtungsfantasien. Es hätten „offenbar gewisse Personen aus meinem eigenen Land mit dazu beigetragen, dass wir nun Volksgruppen, Rassen oder Kulturen in unserer Mitte haben, die in jeglicher Hinsicht destruktiv sind“. Ausweisungen bzw. Abschiebungen seien keine Lösung mehr, schreibt er, da „die Existenz gewisser Volksgruppen an sich ein grundsätzlicher Fehler“ sei. Bestimmte Völker müssten seiner Ansicht nach „komplett vernichtet werden“.
Der Generalbundesanwalt sowie Innenminister Horst Seehofer (CSU) stufen die Tat inzwischen als rassistisch motivierten Terroranschlag ein. Bundesweit gab es Gedenkveranstaltungen in über 50 Städten. Die Gründe für die Tat und mögliche Konsequenzen werden aktuell in allen Medien diskutiert. Hoffen wir, dass die Politik nun endlich handelt und nicht bis zum nächsten Anschlag wartet. Denn Deutschland hat ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem: Rassismus. Der ist nämlich (spätestens) seit dem Einzug der AfD in den Bundestag wieder salonfähig geworden. Es muss Schluss sein mit der Verharmlosung von rechtsradikalen Terroristen als „nur“ psychisch kranke Einzeltäter. 482 Rechtsxtreme werden aktuell per Haftbefehl gesucht. Es muss nun endlich dafür gesorgt werden, dass keiner davon zum nächsten „Einzelfall“ wird.
Wir haben die Debatte auf Twitter verfolgt und die treffendsten Reaktionen für euch zusammengetragen.
#1:
Vor 8 Monaten: Rechte ermorden Lübcke
Vor 4 Monaten: Rechtsterroristischer Anschlag in Halle
Vor 1 Woche: Aufdecken einer rechtsterroristischen Gruppe
Jetzt: 11 Tote durch rechten Terroranschlag in Hanau
Ernsthaft, wann gehen wir das Problem mit rechtem Terror mal richtig an?
— Rezo (@rezomusik) February 20, 2020
Vor 8 Monaten: Rechte ermorden Lübcke
Vor 4 Monaten: Rechtsterroristischer Anschlag in Halle
Vor 1 Woche: Aufdecken einer rechtsterroristischen Gruppe
Jetzt: 11 Tote durch rechten Terroranschlag in HanauErnsthaft, wann gehen wir das Problem mit rechtem Terror mal richtig an?
— Rezo (@rezomusik) February 20, 2020
#2:
Sprechen wir es aus: Das ist #Terror in #Hanau. Mehrere Menschen werden ermordet aufgrund ihrer angenommenen Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Ich bin schockiert. In Gedanken bin ich bei den Opfern und ihren Angehörigen.
— Dr. Karamba Diaby (@KarambaDiaby) February 20, 2020
Sprechen wir es aus: Das ist #Terror in #Hanau. Mehrere Menschen werden ermordet aufgrund ihrer angenommenen Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Ich bin schockiert. In Gedanken bin ich bei den Opfern und ihren Angehörigen.
— Dr. Karamba Diaby (@KarambaDiaby) February 20, 2020
#3:
https://twitter.com/fraeulein_tessa/status/1230428642699890688
#4:
Liebe @tagesschau, hört auf von einem "fremdenfeindlichen Motiv" zu reden. Die Opfer sind keine Fremden. Sie sind Teiler einer Gesellschaft, die sie nicht schützen kann. Das Wort heißt #Rassismus! #Hanau
— Antonie Rietzschel (@arietzschel) February 20, 2020
Liebe @tagesschau, hört auf von einem "fremdenfeindlichen Motiv" zu reden. Die Opfer sind keine Fremden. Sie sind Teiler einer Gesellschaft, die sie nicht schützen kann. Das Wort heißt #Rassismus! #Hanau
— Antonie Rietzschel (@arietzschel) February 20, 2020
#5:
Ein Rechtsextremist ermordet Walter Lübcke. Ein Rechtsextremist verübt einen antisemitischen Anschlag in Halle. Ein Rechtsextremist tötet zehn Menschen in #Hanau. Was muss noch geschehen, bis die Gefahr durch rechten Terror endlich ernst genommen wird?
— Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (@sls_fdp) February 20, 2020
Ein Rechtsextremist ermordet Walter Lübcke. Ein Rechtsextremist verübt einen antisemitischen Anschlag in Halle. Ein Rechtsextremist tötet zehn Menschen in #Hanau. Was muss noch geschehen, bis die Gefahr durch rechten Terror endlich ernst genommen wird?
— Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (@sls_fdp) February 20, 2020
#6:
BILD-Reporter berichtet von "aggressiver Stimmung" in #Hanau: Man habe ihm das Handy aus der Hand schlagen wollen (wohlgemerkt beim Versuch, mit Angehörigen der gerade erst Verstorbenen für den BILD-Livestream zu sprechen). Unterirdisch.
— Rayk Anders (@RaykAnders) February 20, 2020
BILD-Reporter berichtet von "aggressiver Stimmung" in #Hanau: Man habe ihm das Handy aus der Hand schlagen wollen (wohlgemerkt beim Versuch, mit Angehörigen der gerade erst Verstorbenen für den BILD-Livestream zu sprechen). Unterirdisch.
— Rayk Anders (@RaykAnders) February 20, 2020
#7:
https://twitter.com/FerdaAtaman/status/1230447360016310272
#8:
https://twitter.com/KuehniKev/status/1230594378353270784
#9:
Terroranschlag von #Hanau: Vielleicht geht der ein oder andere Kollege heute mal in sich und fragt sich, ob und inwieweit seine Berichterstattung zum Feindbild Shisha-Bar beigetragen hat.
— Georg Restle (@georgrestle) February 20, 2020
Terroranschlag von #Hanau: Vielleicht geht der ein oder andere Kollege heute mal in sich und fragt sich, ob und inwieweit seine Berichterstattung zum Feindbild Shisha-Bar beigetragen hat.
— Georg Restle (@georgrestle) February 20, 2020
#10:
Ich weiß es dann doch auch nicht, was Instrumentalisierung heißt. #Hanau #noafd
— Alex Urban (@aurban) February 20, 2020
Ich weiß es dann doch auch nicht, was Instrumentalisierung heißt. #Hanau #noafd
— Alex Urban (@aurban) February 20, 2020
#11:
Hanau ist ein rechtsextremer, rassistischer Terroranschlag.
Eine Tragödie hingegen ist dieser Tweet:
— Jan Böhmermann 🤨 (@janboehm) February 20, 2020
Hanau ist ein rechtsextremer, rassistischer Terroranschlag.
Eine Tragödie hingegen ist dieser Tweet:
— Jan Böhmermann 🤨 (@janboehm) February 20, 2020
#12:
https://twitter.com/FerdaAtaman/status/1230584471189151751
#13:
#RechterTerror in #Hanau auf Menschen, die sich in einem Café entspannen: Es ist die #AfD, auch in Hessen, die seit Monaten gegen #ShishaBars hetzt. Und das ist nur eine kleine Auswahl. #noafd #Rassismus
— Lorenz Gösta Beutin ☮️ Нет войне! (@lgbeutin) February 20, 2020
#RechterTerror in #Hanau auf Menschen, die sich in einem Café entspannen: Es ist die #AfD, auch in Hessen, die seit Monaten gegen #ShishaBars hetzt. Und das ist nur eine kleine Auswahl. #noafd #Rassismus
— Lorenz Gösta Beutin ☮️ Нет войне! (@lgbeutin) February 20, 2020
#14:
Die Morde von #Hanau sind nicht fremdenfeindlich, sondern rassistisch. Die Opfer sind nicht fremd, sondern Teil unserer Gesellschaft.
Die Morde sind rechter Terror, der sich ausbreitet (Lübcke, Halle, Gruppe S), während wieder verharmlosend von "Einzeltätern" gesprochen wird.
— Carola Rackete (@CaroRackete) February 20, 2020
Die Morde von #Hanau sind nicht fremdenfeindlich, sondern rassistisch. Die Opfer sind nicht fremd, sondern Teil unserer Gesellschaft.
Die Morde sind rechter Terror, der sich ausbreitet (Lübcke, Halle, Gruppe S), während wieder verharmlosend von "Einzeltätern" gesprochen wird.
— Carola Rackete (@CaroRackete) February 20, 2020
#15:
Bewegender Satz vorhin: „Das ist mein Cousin Ferhat. Er ist alleine am Boden gestorben. Sein Opa kam 1979 nach Deutschland. Er hat hier Straßen gebaut, über die Ferhats Mörder vielleicht in der Nacht gefahren ist.“ #Hanau #FerhatUnvar
— Lars Wienand (@LarsWienand) February 20, 2020
Bewegender Satz vorhin: „Das ist mein Cousin Ferhat. Er ist alleine am Boden gestorben. Sein Opa kam 1979 nach Deutschland. Er hat hier Straßen gebaut, über die Ferhats Mörder vielleicht in der Nacht gefahren ist.“ #Hanau #FerhatUnvar
— Lars Wienand (@LarsWienand) February 20, 2020
#16:
Stellt euch vor, ihr flieht vor einem Genozid gegen Muslime, schuftet in einem fremden Land, in der Hoffnung, dass eure Familie sicher sein wird.
Dann wird euer Sohn in einem Terroranschlag ermordet, wieder gegen Muslime.
Hamza Kurtović wurde nur 20 Jahre alt. El Fatiha.
— Melina Borčak Ⓥ 🇧🇦 (@MelinaBorcak) February 20, 2020
Stellt euch vor, ihr flieht vor einem Genozid gegen Muslime, schuftet in einem fremden Land, in der Hoffnung, dass eure Familie sicher sein wird.
Dann wird euer Sohn in einem Terroranschlag ermordet, wieder gegen Muslime.Hamza Kurtović wurde nur 20 Jahre alt. El Fatiha.
— Melina Borčak Ⓥ 🇧🇦 (@MelinaBorcak) February 20, 2020
#17:
Da Hans-Georg Maaßen seinen Kommentar von heute Morgen (gepostet um 8.31 Uhr, rund 10 Stunden nach dem Terroranschlag von Hanau) inzwischen gelöscht hat, hier noch einmal als Screenshot. Damit festgehalten bleibt, was für einer das ist: ein Verdachtsfall.
— Deniz Yücel (@Besser_Deniz) February 20, 2020
Da Hans-Georg Maaßen seinen Kommentar von heute Morgen (gepostet um 8.31 Uhr, rund 10 Stunden nach dem Terroranschlag von Hanau) inzwischen gelöscht hat, hier noch einmal als Screenshot. Damit festgehalten bleibt, was für einer das ist: ein Verdachtsfall.
— Deniz Yücel (@Besser_Deniz) February 20, 2020
#18:
Es reicht! Wir haben in Deutschland ein massives Problem mit rechtem Terror & müssen endlich anfangen, rechten Sumpf mit aller Härte des Rechtsstaates ein für alle Mal trockenzulegen, und zwar on- wie offline. #Hanau
— Cem Özdemir (@cem_oezdemir) February 20, 2020
Es reicht! Wir haben in Deutschland ein massives Problem mit rechtem Terror & müssen endlich anfangen, rechten Sumpf mit aller Härte des Rechtsstaates ein für alle Mal trockenzulegen, und zwar on- wie offline. #Hanau
— Cem Özdemir (@cem_oezdemir) February 20, 2020
#19:
Ein rechtsextremes Netzwerk, das Anschläge plante, verhaftet.
Ein rechtsextremer Anschlag mit elf Toten in Hanau.
Das ist die Bilanz. Die Bilanz vom Februar 2020 in Deutschland.
Wer rechts und links gleichsetzt, hat Unrecht – und ist Teil des Problems. #Hanau #Hufeisen
— Jan Skudlarek (@janskudlarek) February 20, 2020
Ein rechtsextremes Netzwerk, das Anschläge plante, verhaftet.
Ein rechtsextremer Anschlag mit elf Toten in Hanau.
Das ist die Bilanz. Die Bilanz vom Februar 2020 in Deutschland.
Wer rechts und links gleichsetzt, hat Unrecht – und ist Teil des Problems. #Hanau #Hufeisen
— Jan Skudlarek (@janskudlarek) February 20, 2020
#20:
Jetzt ist Zeit für Schweigeminuten
– in Schulen, Parlamenten, überall.
Zeit für das Fühlen des tiefen Schmerzes.
Zeit für Anteilnahme.
Zeit für Solidarität.
Zeit für Trauer.
Zeit zum Innehalten.
Um dann alles dafür zu tun, damit sich so etwas nicht wiederholt.#hanau
— Kübra Gümüşay (@kuebra) February 20, 2020
Jetzt ist Zeit für Schweigeminuten
– in Schulen, Parlamenten, überall.
Zeit für das Fühlen des tiefen Schmerzes.
Zeit für Anteilnahme.
Zeit für Solidarität.
Zeit für Trauer.Zeit zum Innehalten.
Um dann alles dafür zu tun, damit sich so etwas nicht wiederholt.#hanau— Kübra Gümüşay (@kuebra) February 20, 2020
#21:
„Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust mal wieder lohnen würde“ – Marcel Grauf AfD
„Bescheidenheit bei der
Entsorgung von Personen ist
unangebracht“ – Meuthen
„Das Problem ist, dass man Hitler als das absolut böse darstellt“
– Höcke #Hanau
— Liban Farah (@LibanFa) February 20, 2020
„Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust mal wieder lohnen würde“ – Marcel Grauf AfD
„Bescheidenheit bei der
Entsorgung von Personen ist
unangebracht“ – Meuthen„Das Problem ist, dass man Hitler als das absolut böse darstellt“
– Höcke #Hanau— Liban Farah (@LibanFa) February 20, 2020
#22:
Hanau löst ein makabres Déjà-vu aus.
Heute Demonstration, morgen Beileid von allen Seiten, übermorgen dann wieder Höcke auf dem Cover und Weidel in Talkshows.
— Ana Wetherall-Grujić (@AnaSagt) February 20, 2020
Hanau löst ein makabres Déjà-vu aus.
Heute Demonstration, morgen Beileid von allen Seiten, übermorgen dann wieder Höcke auf dem Cover und Weidel in Talkshows.
— Ana Wetherall-Grujić (@AnaSagt) February 20, 2020
#23:
#Neukölln antwortet auf #hanau. Tausend auf der hermannplatz und #sonnenallee
— Moritz Wittler (@MoritzWittler) February 20, 2020
#Neukölln antwortet auf #hanau. Tausend auf der hermannplatz und #sonnenallee
— Moritz Wittler (@MoritzWittler) February 20, 2020