Geht’s noch, Lieferando? Von einem Unternehmen, das auszog, einen Shitstorm zu ernten

Manuela Jungkind 30.05.2021, 11:42 Uhr

Lieferando gilt als Hai im Meer von Food-Lieferservicediensten. In den letzten Jahren hat der Anbieter seine Konkurrenten nach und nach geschluckt oder an den Rand des Marktes gedrängt. Dabei genießt das Unternehmen nicht den besten Ruf. Das Wort „Abzocke“ schwebt immer ein bisschen in der Luft, wenn es um den orangefarbenen Dienst geht. Restaurants, insbesondere die kleinen, beklagen, dass Lieferando unfaire Konditionen auferlegt. Bis zu 13% Provision werden bekanntlich verlangt, sobald die Bestellung über das marktbeherrschende Onlineportal eingeht, sie aber vom Restaurant selbst ausgeliefert wird. Übernimmt der Lieferservicedienst zusätzlich noch die Auslieferung der Bestellung, sind es schon 30%. Und auch die Fahrer:innen kommen nicht gut weg. Sie müssen beispielsweise ihr eigenes Smartphone und eigene Fahrzeuge nutzen und arbeiten unter permanentem Zeitdruck – selbstverständlich unter Mindestlohn-Bedingungen. Dem Unternehmen wird zudem vorgeworfen, Trinkgelder für die Kuriere, die über die App gegeben werden, abzuzweigen. Jetzt bricht ein neuer Shitstorm über den Lieferdienst herein. Anlass ist eine Kundenbeschwerde auf Twitter.

(Dieser Tweet wurde inzwischen gelöscht)


Satire? Trauriger Ernst? Die Meinungen gehen hier auseinander. Allerdings nicht, wenn es um die Reaktion des Unternehmens geht. Diese sieht nämlich so aus:


Ein voreiliger Schnellschuss? Vielleicht! Aber gerade ein Unternehmen, das in der Kritik steht, Arbeiter:innen auszubeuten, sollte seine Öffentlichkeitsarbeit etwas genauer überdenken. Stattdessen wird hier beim absurden Vorwurf des Kunden eilfertig gebuckelt. Die Reaktionen auf Twitter waren eindeutig:


Wo wir schon bei Vorwürfen gegen das Unternehmen sind: Andere User:innen wussten die Steilvorlage zu schätzen und nutzen den Anlass, um konstruktive Kritik an Lieferando und seinen Lieferant:innen zu üben. (Bitte die Sarkasmus-Brille aufsetzen.)

Offenbar war die Marketing-Abteilung des Unternehmens auch am Wochenende besetzt. Vier Tage nach dem ersten Tweet, der den Shitstorm ins Rollen brachte, fühlte sich Lieferando zu folgender Reaktion genötigt:


Ah ja. Und für den Fall, dass immer noch unklar sein sollte, wie man leckeres Essen am besten bestellt:


Lieferando ist natürlich nicht das einzige Unternehmen, das mit unfairen Arbeitsbedingungen Schlagzeilen macht. Falls euch das Thema interessiert, schaut doch mal in diesen Thread:

Thread: Sklavenarbeit unserer Zeit

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