#Dorfkinder – So treffend und ehrlich reagiert Twitter auf die Kampagne von Julia Klöckner
Am vergangenen Wochenende sind in Berlin zahlreiche Bürgerinnen und Bürger auf die Straße gegangen. Jung und alt, Stadtbewohner wie Landbewohner einte dort ein gemeinsames Anliegen: Eine Veränderung der bestehenden Landwirtschaft in Deutschland. Und möglichst auch in der ganzen EU. Unter dem Motto „Wir haben es satt“ kamen laut Veranstalter in der Hauptstadt stolze 27.000 Menschen zusammen, um so für eine umwelt-, klima- und auch tierfreundlichere Landwirtschaft Flagge zu zeigen. Dazu aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus Landwirten, Klima- und Tierschützern und weiteren Verbänden und Organisationen.
Es ging um nicht weniger als eine echte Agrarwende. Für eine nachhaltige Agrarpolitik, die nicht mehr Masse sondern endlich Klasse subventionieren und voranbringen soll. Für eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft, bei der der Begriff „Bauernhof“ wieder mehr als blanke Schönfärberei für Massentierhaltung ist. Dass Landwirtschafts- und Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) bei diesem – wie auch bei anderen wichtigen Themen ihres Ressorts – alles andere als einen guten Auftritt hingelegt hat, ist nicht erst seit ihrem Werbevideo für Nestlé bekannt. Stichwort: Glyphosat. Stichwort: freiwilliges Tierwohlabel. Stichwort: betäubungslose Kastration von Ferkeln. Stichwort: rechtswidrige Kastenstände für Sauen wieder legalisieren wollen.
#Dorfkinder – Was darf Satire?
Nun folgt passend zur „Grünen Woche“ in Berlin eine neue Nebelkerze seitens des Landwirtschafts- und Ernährungsministeriums. Unter dem Hashtag #Dorfleben und dem dazu selbst auferlegten Motto „#Dorfkinder – so stärkt das BMEL das Leben auf dem Land“ (kein Scherz!) macht Frau Klöckner Werbung für den ländlichen Raum. Für den ländlichen Raum, der zuvor sträflich vernachlässigt wurde – das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur von Andreas Scheuer (CSU) lässt grüßen.
Frau Klöckners Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (CDU) teilt zu seiner Kampagne mit:
#Dorfkinder bündelt positive Beispiele und innovative Ansätze der ländlichen Entwicklung und unterstreicht: Wir haben allen Grund stolz zu sein auf unsere ländlichen Regionen. Mit #Dorfkinder geben Bundesministerin Klöckner und das BMEL ein Bekenntnis zum Land ab und laden alle Menschen in Deutschland dazu ein, ihr eigenes Engagement unter dem Hashtag #Dorfkinder in sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook oder Instagram sichtbar zu machen.
Na, dann mal los! Denn Dinge, die auf dem Dorf mal so überhaupt nicht laufen, gibt es scheinbar mehr als funktionierende Busverbindungen in die Stadt …
#1:
Bei #dorfkindern lädt dieser Tweet noch.
— Peter Wittkamp (@diktator) January 20, 2020
#2:
Unsere Julia mal wieder…
– #Dorfkinder haben häufig keine Grundschule im Dorf.
– Dorfkinder sind oftmals von der digitalen Welt abgeschnitten.
– Dorfkinder sind auf #Elterntaxis angewiesen, weil kein ausreichender #ÖPNV besteht. /TN #Klöckner #CDU— UnionWatch (@watch_union) January 20, 2020
#3:
#Dorfkinder die andere Kampagne. https://t.co/OrQDECo5Cx
— BR_quer (@BR_quer) January 20, 2020
#4:
Wie #dorfkinder die Kampagne sehen:
— Clara Nathusius (@CNathusius) January 20, 2020
#5:
Unter #Dorfkinder kloppen sich sich gerade drei Gruppen:
🚜 Stadtkinder die Dorfkinder dissen
🚜 Dorfkinder die Stadtkinder dissen
🚜 Dorf- und Stadtkinder, die angesichts der realen Verhältnisse Propaganda-Kitsch kritisierenDa hat @JuliaKloeckner ganze Arbeit geleistet.
— Enno Park (@ennopark) January 20, 2020
#6:
#Dorfkinder werden zwangsumgesiedelt, weil für Kohle weiter ihre Heimat vernichtet wird (sorry @BMWi_Bund, wir bleiben bei der korrekten Beschreibung). #AlleDörferBleiben https://t.co/eQITvz4yDy
— Fridays For Future Germany (@FridayForFuture) January 20, 2020
#7:
als #Dorfkind gibt es nur zwei Lebensphasen:
a) die Phase, in der der Spielplatz zum Spielen da ist.
b) die Phase, in der der Spielplatz zum Saufen da ist.Und dazwischen kommt manchmal der Bus.
— Micky Beisenherz (@MickyBeisenherz) January 20, 2020
#8:
Was viele #Dorfkinder sich von der Politik wünschen:
– gute ÖPNV-Anbindung
– anständiges Breitband-Internet
– Schulen, Schwimmbäder, überhaupt: InfrastrukturWas Dorfkinder von der Politik bekommen:
– bunte Sharepic-Bilder-Kampagne, die sie zu glücklichen Klischees verklärt— Jens Clasen (@jenshealthde) January 20, 2020
#9:
#Dorfkinder beschweren sich, dass nur zweimal am Tag ein Bus zu ihnen nach Hause fährt. Leute, wenn der Bus nur zweimal täglich kommt, dann heißt das, dass wir euch in der Stadt nicht wollen.
Bleibt zu Hause und macht Milch für uns!— André Herrmann (@antrehherrmann) January 20, 2020
#10:
Was die CDU sagt:
– man darf Kinder auf gar keinen Fall für Klimaschutz oder #Umweltsau instrumentalisieren!
Was die CDU tut:
– Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU): DORFKINDER SIND DIE GEILSTEN, HAHA!! #Dorfkinder RICHTIG SCHÖN GEGEN STADTKINDER AUSSPIELEN!
— Kaffeecup (@kaffeecup) January 20, 2020
#11:
#Dorfkinder müssen in die Stadt ziehen, weil Andi Scheuer die Zuganbindung und den Internetanschluss vergeigt hat.
Dorfältere würden oft gern weg, weil Jens Spahn das Krankenhaus weggespart hat, können aber nicht, weil Horst Seehofer den Wohnungsbau in den Städten versemmelt.
— Marco Fechner (@PankowerPflanze) January 20, 2020
#12:
Liebe Bundesregierung, hier noch ein paar echte Wünsche unserer #Dorfkinder:
— Fridays For Future Germany (@FridayForFuture) January 20, 2020
#13:
Die Kampagne hätte sehr erfolgreich werden können, hieße sie nicht Dorfkinder, sondern Village People. Meine Meinung.
— Maori (@Maori) January 20, 2020
#14:
Dorfkinder hin, Dorfkinder her: warum ist A. Scheuer noch immer Bundesminister?
— Igor Levit (@igorpianist) January 20, 2020
#15:
Ein kleiner Vorschlag zur Güte.
Anstelle uns in #Dorfkinder und Stadtmenschen einzuteilen und irgendwelche blödsinnigen Unterschiede zu suchen, sollten wir vielleicht Gemeinsamkeiten finden und uns mal wieder bewusst werden, dass wir sowieso alle unter einem Dach leben.— Herr Glem (@GlemKultur) January 20, 2020