Überraschung: Juso-Chef Kevin Kühnert ist links

Chris Schröder 03.05.2019, 9:10 Uhr

Das Interview

Kevin Kühnert, Chef der „Jungsozialisten (Jusos) in der SPD“, erklärt in einem Interview mit der ZEIT auf Nachfrage, was seit eh und je Bestandteil des Juso-Programms ist und sogar im SPD-Grundsatzprogramm bis heute steht.

In dem besagten Interview, erklärt er seine Vision davon. Er möchte den Besitz von Wohneigentum einschränken, statt Privatbesitzern wünscht er sich mehr Genossenschaften als Eigentümer von Immobilien.

„Was unser Leben bestimmt, soll in der Hand der Gesellschaft sein und demokratisch von ihr bestimmt werden.“

Er regt außerdem an, Großunternehmen wie BMW zu kollektivieren, das heißt die Unternehmensführung in die Hände der Beschäftigten zu legen.

Kevin Kühnert hat einen Nerv getroffen

Es dauerte keine halbe Stunde, nachdem das Interview online ging, da brach ein Sturm der Entrüstung los.

Kevin fordert eine DDR 2.0
Kevin soll arbeiten gehen
Kevin hier Kevin da
Kevin Kevin Kevin

Aus dem Wort „Kollektivierung“ wird mal eben Enteignung und Verstaatlichung gemacht, Demokratischer Sozialismus wird mit staatlich verordnetem Sozialismus in einen Topf geworfen, das SPD-Grundsatzprogramm wird ignoriert und das Präsidiale Einparteien-System von Venezuela muss als ultimatives Negativbeispiel für Kühnerts Thesen herhalten. CDU-, CSU-, FDP-, AfD-Abgeordnete und skrupellose Geschäftsmänner wie Carsten Maschmeyer twittern sich die Finger wund.

„UNSERE FREIHEIT IST BEDROHT!!!“

Es passiert genau das, was wir schon bei Tempolimit, Klimawandel, der Wohnraumdebatte und anderen Themen erlebt haben. Der Angst seine eigenen gesellschaftlichen Privilegien zu verlieren, folgt der soziale Egoismus und eine „Das haben wir doch immer schon so gemacht“ Haltung. Solidarität mit einkommensschwachen Menschen? Aber doch bitte nicht auf meine Kosten! Wenig verwunderlich also, dass wieder diejenigen am lautesten schreien, die von der (un)sozialen Marktwirtschaft in diesem Land am meisten profitieren.

Kapitalismuskritik ist unerwünscht

Alters- und Kinderarmut? Kennen wir nicht!
Wohnungsnot und steigende Mietpreise? Regelt der Markt!
CumEx-Betrug? Geht doch nur um 30 Milliarden Euro Steuergelder.
Großkonzerne, die systematisch betrügen, um ihre Gewinne zu steigern? Alles halb so wild.

Kapitalismuskritik ist unerwünscht in Deutschland. Schließlich haben wir ja das beste und tollste System überhaupt, oder nicht?

All das sollte man noch mal auf sich wirken lassen. Die Hysterie, mit der hier auf ein harmloses Interview reagiert wird, spricht Bände.

Wir haben uns auf Twitter umgesehen und die treffendsten Reaktionen zusammengetragen.

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