Thread: Viele Kolleg*innen hofften auf eine Veränderung
Krankenhäuser sind Wirtschaftsunternehmen. Sie sollen Gewinne einfahren und Verluste ausgleichen. Vor ein paar Wochen sah es noch so aus, als wären wir auf einem guten Weg, eine echte Änderung herbeizuführen. Unnötige Behandlungen wurden zurückgefahren oder ganz eingestellt, alle konzentrierten sich auf die Corona-Krise und waren vorbereitet. Da nun aber die ersten Lockerungsmaßnahmen anlaufen, kehrt auch der Klinkbetrieb schrittweise zur Normalität zurück. Und damit kommen auch die alten Probleme wieder. Der nun folgende Thread von @narkosedoc bringt es auf den Punkt.
Wir haben uns auf italienische Verhältnisse eingestellt. Wir haben Notfallpläne erarbeitet, wir waren bereit Menschen auch mit Luftpumpen beatmen.
Die Angst war spürbar, bei allen.
— Narkosedoc (@narkosedoc) April 19, 2020
Tausende Tote am Tag?
Nein, dann doch lieber ein bißchen weniger YOLO. Es wurden radikale Einschränkungen durchgesetzt und weitestgehend akzeptiert.
Wir kamen gut hin, wir hatten sogar mehr Kapazitäten als benötigt.— Narkosedoc (@narkosedoc) April 19, 2020
Das erste Mal seit Jahrzehnten kratzte unser Gesundheitssystem nicht am Limit. Wir waren vorbereitet.
Wir hatten teilweise sogar wirklich mal Zeit uns um die uns anvertrauten Patienten zu kümmern.— Narkosedoc (@narkosedoc) April 19, 2020
Der große Tsunami blieb dann aus. Das Wasser ging zwar weg, es kam auch eine Welle, der Strand wurde ein bißchen nass, die Promenade blieb trocken.
Die Menschen wurden entspannter.
Nochmal Glück gehabt, alles nicht so schlimm.— Narkosedoc (@narkosedoc) April 19, 2020
KollegInnen mit denen ich gesprochen habe berichten, dass seit ein paar Tagen die OPs deshalb wieder hochgefahren werden.
Unsere Krankenhäuser sind jetzt Wirtschaftsunternehmen, die Politik wollte das so.— Narkosedoc (@narkosedoc) April 19, 2020
Die Kliniken werden jetzt Gas geben und versuchen die enormen Verluste auszugleichen.
Viele KollegInnen hofften auf eine Veränderung.
Dass endlich was passiert.
Dass wir von der Politik wahrgenommen werden und nicht nur #Merci geschenkt bekommen.— Narkosedoc (@narkosedoc) April 19, 2020
Es wäre zu schön, wenn wir endlich mal wieder investieren statt sparen.
Stellenstreichungen könnte man mal beim medizinischen Dienst, bei den KVen und bei den Krankenkassen überlegen.
Naja, man wird ja noch träumen dürfen.— Narkosedoc (@narkosedoc) April 19, 2020
Das sagen andere User:
Wenn wir Ende Mai auch noch so reden, trau ich mich auch wieder richtig aufatmen.
Aber ja: wir (und unsere Patienten) genießen es auch, dass wir mal wieder mit Ruhe, Freude und Sorgfalt pflegen können. Hatte ich in der Form seit `98 nicht mehr.— Tingeltangelbob (@DasTingeltier) April 19, 2020
Lasst uns drei bis vier Wochen abwarten. Nicht unwahrscheinlich könnt Ihr dann die elektiven OPs wieder absagen.
— kall (@KarlRinast) April 19, 2020
Wir hatten dank (eurer) enormen Anstrengungen Totenzelte vor KKHs und Militärlaster zum Leichenabtransport verhindert. Aber: Wir haben derzeit 140k registrierte Infektionen, prognostizierte Ansteckungsrate war 70% der Bevölkerung. Und Lockerungen kommen…
— Rolf Kühne (@kuhne_rolf) April 19, 2020
Die zweite Welle wird heftig…
— Herr Mr. RescueNurse T.S. (@RescueNurse) April 19, 2020