Thread: Versorgungsamt lehnt Leistungen ab
Triggerwarnung: Dieser Beitrag thematisiert Gewalt gegen Frauen und toxische Abhängigkeiten!
Wer unter der Woche unseren Thread: Beziehung mit einem Narzissten gelesen hat, dürfte mitbekommen haben, wie schwierig es in vielen Fällen für Opfer ist, sich aus toxischen Beziehungen zu lösen und zu befreien. Nicht selten verfolgt die während dieser Zeit erfahrene physische wie psychische Gewalt die Betroffenen ein Leben lang. In diesem traurigen Zusammenhang gibt es in Deutschland das sogenannte Opferentschädigungsgesetz (OEG). Dieses regelt im Rahmen des Sozialstaatsprinzips den Anspruch auf Hilfe durch den Staat für Menschen, die durch eine Gewalttat geschädigt wurden. Die entsprechenden Leistungen haben zum Ziel, die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Tat „auszugleichen“. Dass Recht aber eben nicht immer auch automatisch Gerechtigkeit bedeutet – vor allem dann nicht, wenn es auf die subjektiven Einschätzungen fremder bzw. externer Menschen ankommmt – zeigt der folgende Fall, den Twitteruserin und Rechtsanwältin @Birgit0507 hier mit uns teilt und der nicht nur uns kopfschüttelnd und auch wütend zurücklässt!
Mandantin trennt sich nach 6jähriger gewalttätiger Ehe. Ihr Mann fügte ihr zahlreiche Frakturen zu, er riss ihr die halbe Ohrmuschel weg, schlug ihren Kopf gegen die Wand etc. Das alles führte bei ihr zu einer posttraumatischen Belastungsstörung. Sie kann nicht mehr
— EmmiGrisu (@Birgit0507) May 1, 2022
arbeiten, hat massive Ängste, die Wohnung zu verlassen etc. Mandantin stellt auf Empfehlung des Weißen Rings einen Antrag nach dem Opferentschädigungsgesetz.
Versorgungsamt lehnt Leistungen ab.
„Leistungen nach dem OEG werden versagt. Sie haben sich leichtfertig dadurch s— EmmiGrisu (@Birgit0507) May 1, 2022
selbst gefährdet, dass Sie in dieser gewalttätigen Beziehung verharrt haben, 2 Abs. 1 OEG.“
Stigmatisierung von Opfern. 🤬— EmmiGrisu (@Birgit0507) May 1, 2022
Das fragen sich scheinbar nicht nur wir eindringlich
Das ist kaum zu ertragen. Es ist so schwer sich aus solch einer Beziehung zu lösen. Ich frage mich wer da am Tisch sitzt und entscheidet.
— coco berlin 🌈 (@CocoBerlin) May 2, 2022
Ich frage mich oft, wie manche sog. Sachbearbeiter in Behörden, Krankenkassen, etc. NICHT jeden Morgen in den Spiegel brechen, beim Gedanken daran, was sie mit ihren Entscheidungen anderen antun. Ich mein: Was geht in denen bloß vor!? 😳
— Artemisia (@artemisian_g) May 2, 2022
Bitterste Täter-Opfer-Umkehr
Der Mandantin wünsche ich viel Kraft!
Gegen den Ablehnungsbescheid sollte Widerspruch eingelegt werden. Da wird die Frau deswegen verurteilt, weil sie sich zu langsam zur Trennung entschlossen hat …
Wie das Polizeidenken – wir handeln erst, wenn das Opfer tot ist …— WolfiR 💉💉💉 💉👍🇪🇺🇪🇺🇪🇺 (@WolfgangRausch) May 2, 2022
Unfassbar.. „Tja, selbst Schuld, dass du soviel Angst um dein Leben hattest und nicht einfach viel früher abgehauen bist.“
Das führt doch den Grund für so einen Antrag völlig ad absurdum
— Dennis Appelt (@appelt_dennis) May 1, 2022
Gleiche Kragenweite wie „Hätte sie mal ihren Drink besser bewacht“, „Hätte sie mal weniger Alkohol getrunken“, „Hätte sie mal den Weg die Hauptstraße entlang genommen“, „Hätte sie mal weniger geflirtet“…
Hätten die mal den verdammten Mut, einen TÄTER einen TÄTER zu nennen!
— katzenhai6 🦕🦖KPSS (@katzenhai6) May 2, 2022
Genau das!
Das ist so grauenhaft!! Man kann nur hoffen, dass dieser Frau noch Gerechtigkeit widerfährt! Jeder Mensch, der schon mal in einer gewalttätigen Beziehung war (egal ob physisch und/oder psychisch), weiß, wie schwierig es ist, sich aus einer solchen Beziehung zu befreien!
— Ana 🇺🇦🕊🇩🇪 (@ausliebeamleben) May 1, 2022
Das ist an Zynismus nicht zu überbieten. Jeder weiß doch, wie schwer es ist, aus solchen Beziehungen herauszukommen. Das genau ist ja Teil der Erkrankung, die durch narzisstische Beziehungen entstehen.
— 🕊🐝Plastik Müll 🇧🇪 🇺🇦 🚴♀️ (@MeichsnerR) May 2, 2022
Warum sich Opfer häufig komplett alleingelassen fühlen
Deutsche Bürokratie: lässt sich gerne mal drei Monate Zeit, um dir zu sagen, dass hättest unverzüglich handeln müssen.
— Hieronymus Fux (@herr_fux_berlin) May 1, 2022
Man kann es einfach nicht verstehen
Wahnsinn 😨
Ich hoffe ihr seid mit der Klage erfolgreich. Sowas darf nicht durchgehen. Ein Schlag ins Gesicht für alle Opfer.
— Yvonne Dortmann (sie/ihr) (@dortmann_y) May 1, 2022
Und leider fürchten wir das auch …
Solche (und ähnliche) krassen Fälle hatte ich in meiner Praxis ebenfalls, leider mit einem Ergebnis zugunsten der Behörde. Ich fürchte, so schlimm das ist, es wird hier auch zum Nachteil der Mdt.’in ausgehen. Lassen Sie mich bitte das Ergebnis per PN wissen.
— Iris Ruecker (@IrisRuecker) May 1, 2022
Ihr braucht nun ganz dringend gute Nachrichten?