Thread: Und wenn Sie doch mal Kinder wollen?
Schätzungsweise 160 Millionen Frauen weltweit haben keinen Zugang zu Verhütungsmitteln, obwohl sie diesen gerne möchten. Der Zugang zu Verhütung und eine selbstbestimmte Familienplanung gehören laut EU-Kommission zu den universellen Menschenrechten. Dennoch gibt es auch hierzulande immer noch veraltete Rollenbilder, die diesem Recht entgegenstehen. Generell hat sich der Trend von weniger effektiven hin zu sichereren und effektiveren Verhütungsmitteln hinentwickelt. Während Kondome, Pille oder Spirale jedoch als normal und gesellschaftlich akzeptiert sind, gelten Sterilisation und Vasektomie oft als rotes Tuch, weil sie in den Köpfen vieler als medizinische Eingriffe irreversibel sind, was natürlich so nicht stimmt. Doch das eigentliche Problem ist dabei ein anderes. Dass nicht jede Frau und jeder Mensch mit Gebärmutter auch automatisch den Wunsch und das Lebensziel hat, Kinder zu bekommen, will einfach nicht in alle Köpfe. Es ist traurig, dass wir in Sachen Verhütung von echter Gleichberechtigung noch weit entfernt sind. Die Twitteruserin @AutZeit berichtet in dem nun folgenden Thread über die Reaktionen auf ihre Sterilisation und über ihre persönliche Entscheidung keine Kinder zu bekommen.
MFA: „Sterilisation?“
Jap, seit fünf Jahren.
„Wie viele Kinder haben Sie?“
Keine.
„Hä? Wer hat Sie denn dann sterilisiert?“
Ein Arzt, der mich für mündig genug hält, über meinen eigenen Körper und mein eigenes Leben entscheiden zu können.(Burn, Twitter, burn)
— AutZeit (@AutZeit) August 18, 2022
„Und wenn Ihr Mann mal welche will?“
Der hat zwei.
„Und wenn er noch mal welche will?“
Da gehören zwei dazu. Ich bin kein Brustkasten.— AutZeit (@AutZeit) August 18, 2022
„Und wenn Sie doch mal Kinder wollen?!“
Will ich nicht.
„Das wissen Sie doch gar nicht!“
Doch, genau so, wie ich weiß, dass ich Sie am liebsten erwürgen möchte.Jetzt ist Ruhe.
— AutZeit (@AutZeit) August 18, 2022
Was liebe ich diese Diskussionen. 🙄
— AutZeit (@AutZeit) August 18, 2022
Und wenn ich mich nicht so aufregen würde, hätte ich sicher gemerkt, dass die Autokorrektur einen Brutkasten nicht zu kennen scheint. 😖
— AutZeit (@AutZeit) August 18, 2022
Das sagen andere User:
Es ist einfach ermüdend, wie viele Menschen der Meinung sind, sich in das Leben anderer einmischen zu müssen. Das sorgte auch auf Twitter für reichlich Gesprächsstoff. Ein paar der treffendsten Kommentare und Reaktionen haben wir hier für euch zusammengetragen:
Man kann auch Kinder bekommen und das später bereuen, aber irgendwie wird bei Kinderwunsch nicht so übergriffig reagiert wie bei Sterilisationswunsch… 🤔
— Jikesch (@Jikesch) August 18, 2022
Ich finde es wichtig, die Ernsthaftigkeit zu prüfen, weil unnötige OPs vermieden werden müssen. Aber wer nach mehrjähriger Suche zu mir kommt, braucht halt keine Bedenkzeit, warum akzeptieren das so wenige? Also abgesehen von paternalistischer Kacke jetzt.
— Emergency doc (@Dr_Emergencydoc) August 18, 2022
Ja, und ich hab mir auch gesagt „vor der endgültigen Entscheidung setzt mal für mindestens nen Jahr die Pille ab, bevor die Hormone da was beeinflussen“ – jetzt sinds zwei Jahre und ich würd dann gerne mal so langsam.
— Jikesch (@Jikesch) August 18, 2022
Ich wollte das auch, wir haben ein Kind! Frauenärztin stimmt nicht zu, weil wir könnten uns ja doch anders entscheiden oder „wenn K1 etwas passiert..?“ ja klar, dann mach ich einfach nochmal eines? WTF
— Eli B. (@burger_lich) August 18, 2022
Eher im vorletzten Jahrhundert. In den 1950ern waren viele schon aufgeschlossener (möglicherweise).
— Stimmchen 🐍 (@twevelopa) August 18, 2022
Geburtsanmeldung im KH, mein drittes Kind, der dritte Kaiserschnitt. Ärztin: Sie sollten danach am besten keine Kinder mehr bekommen. (Medizinische Gründe)
Ich: Wie wär’s dann, wenn wir mich bei diesem KS dann gleich mit sterilisieren?
Ä: Nein. Das machen wir nicht. Sie sind— Andi WaFi (@AndiWaFi1) August 18, 2022
Komischerweise ist die Mündigkeit plötzlich gegeben, wenn man sich Fett absaugen, die Nase operieren oder ein Nervengift unter die Haut spritzen lassen möchte 🤷🏼♀️
— AutZeit (@AutZeit) August 18, 2022
Ich bleibe recht lang höflich. Aber ja, mir wurde es dann zu blöd. Habe auch bei der Ärztin nachher noch mal gefragt, ob es üblich ist, dass Patientinnen sich für ne Sterilisation am Eingangstresen rechtfertigen müssen. Sie war not amused.
— AutZeit (@AutZeit) August 18, 2022
Bei der OP hat man ganz nebenbei dann auch noch Endometriose festgestellt. Auch zwei Jahre nach der OP bin ich immer noch sehr dankbar und glücklich die Klinik gefunden zu haben die Frauen ab 25 Jahren sterilisiert. Es ist eine wirkliche Erleichterung im Leben.
— Dunkelbuntefaro (@DunkelbunteFaro) August 18, 2022
Der Witz war hier, dass sich bei der OP vor eineinhalb Jahren rausstellte, dass ich auch ohne Sterilisation nie hätte Kinder bekommen können auf natürlichem Wege. Das Problem mit den Medikamenten kenne ich auch.
Hast du noch jemanden gefunden, der den Eingriff machte?— AutZeit (@AutZeit) August 18, 2022
Erwachsenen schon. Frauen wohl nicht. Wir lassen uns doch auch durch „Werbung“ zu Schwangerschaftsabbrüchen verleiten, wir Dummerchen. Wenn da kein Mann aufpasst, ich sag‘s dir
— AutZeit (@AutZeit) August 18, 2022
Im Gegenteil. Hormone muss man, glaube ich, eine Zeitlang nehmen, wenn die Gebärmutter komplett entfernt wird. Bei einer Sterilisation nicht, da werden nur die Eileiter durchtrennt oder verödet. Hormonell hat das keine Auswirkungen.
— AutZeit (@AutZeit) August 18, 2022
Frag mal rum. Ich hab ewig gesucht, bis ich einen Arzt fand, der es gemacht hat (obwohl ich den Eingriff selbst zahlen musste). Meist wird das erst Ü35 und nach eigenen Kindern gemacht. Wurde sicher 20 mal abgelehnt, weil noch keine Kinder.
— AutZeit (@AutZeit) August 18, 2022
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Das Thema beschäftigt uns auch hier: