Thread: Schreckliches aus den Baseballschlägerjahren (2)
Jasmina Kuhnke alias @ebonyplusirony ist Autorin und Kolumnistin. Sie stellt sich laut gegen Faschismus und Rassismus, und knöpft sich in den Sozialnetzwerken Rechtsextreme und Rassisten vor, die versuchen sie anzugreifen.
Als Christian Bangel kürzlich den Hashtag #Baseballschlaegerjahre ins Leben rief, unter dem Opfer -wie Mattias Quent– von Rassismus und Rechtsextremismus Erfahrungsberichte aus den 90er und 00er Jahren anfingen zu teilen, war auch dieser Thread von Jasmina dabei.
(1) Ich komme aus dem Freibad. Es ist ein schöner Tag. Ich setze mich in den Bus und möchte nach Hause fahren. Meine Freunde sind entweder mit dem Rad da oder müssen mit einer anderen Buslinie heimfahren. Mein Walkman plärrt „red Rain“ von Peter Gabriel, extrem uncool, aber das
— Quattromilf 🇪🇺🏳️🌈 (@ebonyplusirony) November 27, 2019
(2) ist mir egal. Ich war eh nie cool und habe mich schon längst damit abgefunden. Der Bus hält. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Gruppe junger Männer und Frauen die zusteigen. Irgendwie ist mir mulmig zumute. Als ich genauer hinsehe, verstehe ich auch warum: Jeder dieser Gruppe
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(3) ist stark alkoholisiert. Das allein ist mir schon unangenehm. Die Aufmachung, Bomberjacken, Springerstiefel, weiße Schnürriemen, löst jedoch einen Alarm aus, dem ich mich nicht erwehren kann. Und natürlich, mein Gefühl trügt nicht. Während ich versucht habe mich in meinen
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(4) Sitz zu pressen und unauffällig aus dem Fenster zu sehen, haben sie mich entdeckt. Sie stoßen einander an und machen sich auf dem Weg zu mir. Die anderen Fahrgäste gucken entweder weg oder interessiert zu. Einer, offensichtlich Rädelsführer, schlägt mir den Kopfhörer von
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(5) den Ohren. Auf mein, „ey, was soll das“ folgt „der N**** ist frech und die erste schallende Ohrfeige. Benommen stehe ich auf und versuche den Typen wegzuschubsen. Woraufhin die Gruppe sich so sehr provoziert fühlt, dass sie beginnen auf mich einzulagern und zu treten. Ich
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(6) wehre mich so gut es eben geht. Niemand außer der Gruppe, die immer wieder scheiss N**** schreit, oder mir, die zurück schreit, sagt etwas. Die Fahrgäste gucken aus dem Fenster, der Busfahrer ab und zu in den Rückspiegel. Eine Frau der Gruppe brüllt „hey, hört auf!“ und
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(7) Ich versuche zwischen den Schlägen einen Blick in ihr Gesicht zu werfen, um ihr in die Augen zu gucken und mich stumm bei ihr zu bedanken. Der Blick den sie erwidert ist kalt und voller Hass. Sie sagt, „hört auf, wir müssen an der nächsten Haltestelle eh raus“. Es ging ihr
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(8) also nicht um mich, oder darum den Überfall zu stoppen, sondern lediglich darum pünktlich anzukommen. Ich muss trotz der Situation über die deutsche Tugend Pünktlichkeit schmunzeln. Der Bus hält an, die Gruppe steigt aus. Eine anwesende Dame reicht mir, mit den Worten „dein
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(9) Nasenbluten saut die Sitze ein“ , Ei Taschentuch. Ich schlage das Angebot höflich aus und blute stur den Sitz voll. Meine Art von rebellischer Akt. Ich bin 12 Jahre alt und hatte bis gerade eben, bis anderen auffiel „die ist schwarz“, einen schönen Tag im Freibad.
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