Thread: Heilpraktiker – keine Ausbildung, keine Standards
Über die Gefahren von Globuli und Homöopathie haben wir hier schon häufiger berichtet. Im folgenden Thread der Ärztin und Twitteruserin @NatalieGrams geht es nun gezielt um Heilpraktiker und die damit verbundenen Fehleinschätzungen von Patientenseite.
Weil so vielen Menschen nicht bewusst ist, dass #Heilpraktiker keine ,kleinen Ärzte mit mehr Zeit und viel Natur‘ sind, dass sie letztlich über keine Ausbildung und Standards verfügen und alles dürfen, was ihnen nicht explizit verboten ist, – ein kleiner Thread.
— Natalie Grams (@NatalieGrams) August 26, 2019
Heilpraktiker dürfen ohne Ausbildung am Patienten tätig werden, wenn sie mindestens 25 Jahre alt sind, über einen Hauptschulabschluss und gute Deutschkenntnisse verfügen und keine Einträge im polizeilichen Führungszeugnis haben. That’s it.
— Natalie Grams (@NatalieGrams) August 26, 2019
Eine Prüfung vor einen Amtsarzt muss zwar abgelegt werden, jedoch nur in dem Sinne, keine „Gefahr für die Volksgesundheit“ darzustellen. Praktische Erfahrung im Umgang mit und in der Behandlung von Patienten wird nicht gefordert. Und eine Prüfung ersetzt keine Ausbildung!
— Natalie Grams (@NatalieGrams) August 26, 2019
Danach kann man praktisch im sensiblen Bereich Gesundheit tun und lassen was man möchte, außer es ist explizit verboten, wie Geburtshilfe oder Infektionskrankheiten. Selbst bei Masern erdreisten sich manche Heilpraktiker jedoch mit einer Therapieempfehlung.
— Natalie Grams (@NatalieGrams) August 26, 2019
Heilpraktikern nachzuweisen, dass sie einen Fehler gemacht haben, ist sehr schwierig und viel schwieriger als bei Ärzten, weil es keine Leitlinien, keine Standards und kaum Kontrollen gibt.
— Natalie Grams (@NatalieGrams) August 26, 2019
Klar, viele Heilpraktiker versuchen mit ehrlicher Empathie und gutem Willen, zu Werke zu gehen. Dass es wohlmeinende und engagierte HPs gibt, ist unbestritten. Was aber nützt es, wenn sich Wohlmeinen und Engagement dann an weitgehend unwirksamen Methoden und Mitteln erschöpft?
— Natalie Grams (@NatalieGrams) August 26, 2019
Nur mit gutem Willen (und viel Ideologie) ist keine gute Medizin zu machen. Selbst die Tatsache, dass einzelne Heilpraktiker durch ihre Vorbildung in gesundheitlichen Berufen (zB als Physios) durchaus gewisse Qualifikation besitzen, relativiert das Grundproblem nicht.
— Natalie Grams (@NatalieGrams) August 26, 2019
Erstaunlicherweise sehen HPs das Problem meist nicht. Während alle anderen Gesundheitsberufe sich immer mehr professionalisieren und über umfassende Ausbildungskonzepte verfügen (samt praktischer Tätigkeit am Patienten!) beinhalten, wehren sich HPs und ihre Verbände heftigst.
— Natalie Grams (@NatalieGrams) August 26, 2019
Auch Vorwürfe, ihre Verfahren seien wissenschaftlich nicht haltbar, widerlegt und tlw gefährlich, scheinen sie nicht zu beunruhigen. Im Gegenteil, man wähnt sich über allem stehend, schiebt den Fehler der Wissenschaft zu, die einfach noch nicht soweit sei. Erfahrung über Wissen.
— Natalie Grams (@NatalieGrams) August 26, 2019
Lieber bezichtigt man ,BigPharma‘ oder Ärzte der Unterdrückung des wahren Heilpotentials von Heilpraktikern. Dass es Kritikern tatsächlich echte Sorgen bereitet, wie es Patienten bei HPs ergeht und welche Risiken sie eingehen, scheint man sich dort nicht vorstellen zu können.
— Natalie Grams (@NatalieGrams) August 26, 2019
Deshalb wäre es so wichtig, dass Heilpraktiker endlich 1 geregelte Ausbildung bekommen, die sie befähigt, das zu tun, was sie tun wollen, oder den Beruf ersatzlos zu streichen. Patienten sollten dagegen noch viel mehr verstehen, was HPs wirklich (nicht) sind! #Heilpraktikalypse
— Natalie Grams (@NatalieGrams) August 26, 2019