Thread: Der Umgang mit Falschparkern in Deutschland und der Schweiz
Dass die Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland auf zahlreichen Ebenen erheblich sind, ist bekannt. Dies bedeutet an dieser Stelle jedoch nicht, dass bei unseren Eidgenossen automatisch alles besser ist. Das ist es sicherlich nicht. Aber es gibt eben immer wieder recht einfache Beispiele dafür, was in unserem Nachbarland schlicht und ergreifend besser läuft als hier bei uns.
Der Thread von @FrlHexagon handelt von genau einem solchen Negativ- bzw. Positivbeispiel. Je nachdem, aus welcher Länderperspektive man das folgende Falschparker-Szenario betrachtet.
Es folgt: Einen abenteuerliche Alltagsgeschichte zum Umgang mit Falschparkern in Deutschland.
Vor 4 Wochen war in Schweiz der LKW, der meine Baustelle Just in Time beliefern sollte, blockiert. Ein Auto parkte zu eng in der Kreuzung, so dass diese für den LKW nicht mehr…
— Fräulein Hexagon (@FrlHexagon) August 20, 2019
befahrbar war. Just in Time bedeutet, dass die Baumaterialien notwendig sind, sonst ruht die Baustelle sofort.
Also: Polizei angerufen, den Falschparker gemeldet.
Die Polizei war in 8 Minuten da, die Lage wurde sofort erkannt, binnen weiterer 24 Minuten war das Auto umgesetzt…— Fräulein Hexagon (@FrlHexagon) August 20, 2019
Wirtschaftlicher Schaden auf der Baustelle: 0 CHF
Gestern die gleiche Situation in Deutschland.
Polizei angerufen.
Lamento am Telefon, ob nicht doch das Ordnungsamt zuständig sein könnte: -> 6 MinutenOrdnungsamt angerufen. Warteschleife. -> 31 Minuten
…— Fräulein Hexagon (@FrlHexagon) August 20, 2019
Falscher Mitarbeiter. Warteschleife. -> 49 Minuten.
Richtiger Mitarbeiter am Hörer: Erklärt sich für überlastet, verweist zurück auf die Polizei. -> 50 Minuten.
Polizei im erneuten Lamento. Erklärt aber „Kommen raus“
-> 53 MinutenWarten auf die Polizei. -> 108 Minuten
— Fräulein Hexagon (@FrlHexagon) August 20, 2019
Polizisten beginnen Debatte, ob nicht doch das Ordnungsamt zuständig sei. -> 112 Minuten
Polizisten messen mit einem Maßband 3 mal nach, ob tatsächlich der 5m Kreuzungsraum unterschritten wurde.
-> 124 MinutenPolizisten machen Halterabfrage -> 128 Minuten
…
— Fräulein Hexagon (@FrlHexagon) August 20, 2019
Polizei versucht irgendwie Kontakt mit dem Halter aufzunehmen. -> 145 Minuten
Polizei gibt dem LKW-Fahrer kluge Ratschläge, wie er die Kreuzung doch noch nehmen könnte. -> 147 Minuten
(…)
— Fräulein Hexagon (@FrlHexagon) August 20, 2019
Jetzt geht´s los:
LKW-Fahrer wird pampig und erklärt, dass er sich nicht erklären lässt, wie er um die Kurve kommt.
Polizei reagiert darauf mit: Kontrolle sämtlicher Papiere, Bescheinigungen, Fahrtenschreiber, Alkoholtest.-> 180 Minuten
Polizei beschließt Umsetzung.
— Fräulein Hexagon (@FrlHexagon) August 20, 2019
Warten auf Umsetzer. -> 226 Minuten.
LKW kommt am Ende mit 4 Stunden und 25 Minuten Verspätung auf der Baustelle an.
Wirtschaftlicher Schaden: 12.809,48 EUR.
Und das alles, weil Falschparkerei hier mit aller Macht protegiert wird.
— Fräulein Hexagon (@FrlHexagon) August 20, 2019
Übrigens: Die 12.809,48 EUR bezahlt IHR. Und zwar mit eurer zukünftigen Miete.
— Fräulein Hexagon (@FrlHexagon) August 20, 2019
So kommentierten andere Twitteruser das Erlebte:
Nach dem ganzen Thread hätte ich am Ende auf “gab es ein Knöllchen über 15€” getippt …
— Carsten (@triathloncg1980) August 20, 2019
Oder: Halter kommt und fährt weg als die Polizei gerade den LKW Fahrer kontrolliert.
— Alex Kay (@AlexKay1893) August 20, 2019
Typ läuft mir bei Herford auf der Autobahn über die Spur…Konnte grade so ausweichen um den Vogel nicht zu überfahren..Polizei angerufen…Vorfall geschildert… Antwort: Ja der hatte dort vor 45 Minuten einen Unfall und sucht etwas. Sie dürfen bei der Fahrt nicht telefonieren!
— Patrik1904 (@Patrik1904) August 20, 2019
Als Bauleiter in München kann ich das nur bestätigen. Die Polizei hat mir bisher kein einziges mal geholfen. Und die Schlaumeier mit dem Argument mehr Zeitpuffer einzuplanen sollen mal eine innerstädtische Baustelle ohne Lagerflächen managen. 😉
— René Borchert (@borchert2000) August 20, 2019