Von Zeit zu Zeit berichten Menschen auf Twitter erbarmungslos offen von ihren ganz persönlichen Erlebnissen aus dem Privat- oder Berufsleben. Von unsäglichen und unerträglichen Zuständen, welche die betroffenen Personen Tag für Tag über sich ergehen lassen müssen. Häufig erheben unter diesen Threads zahlreiche andere Nutzer, die ähnliche Dinge erlebt haben oder weiterhin erleben, ihre Stimme. Es geht dabei um Geschichten, die aufrütteln, bewegen und den Leser manchmal einfach nachdenklich zurücklassen. Im heutigen Fall erzählt Saskia ihre Geschichte aus dem Pflegealltag im Krankenhaus. Danke & Respekt für so viel Offenheit!
https://twitter.com/Verquer0705/status/1049308404060233730
Schon während meiner Ausbildung gab es mehrere Situationen in denen ich durch Patienten belästigt worden bin.
Aussagen wie „Sie können mich ja auch mal daheim pflegen“ sind da noch harmlos.— Saskia (@Verquer0705) 8. Oktober 2018
Übergriffe können subtil sein, zum Beispiel in der Form dass ein männlicher Patient es nicht für nötig hält eine Unterhose unter sein Flügelhemd zu ziehen und dies permanent offen zu lassen, so dass man jedes Mal beim Betreten seines Zimmers „alles“ sehen kann.
— Saskia (@Verquer0705) 8. Oktober 2018
Belästigungen sind aber weitaus häufiger sehr viel offensiver. Kommentare die den Beruf herabsetzen und sexualisieren, bis hin zu körperlichen Übergriffen sind keine Seltenheit. Aber als wäre das nicht schlimm genug, kommt hier das wirkliche Problem.
— Saskia (@Verquer0705) 8. Oktober 2018
Das gesellschaftliche Bild/die allgemeine Erwartung an Pflegekräfte ist, dies zu tolerieren.
„Hab dich nicht so.“ ist nur eine von wenigen Aussagen, die ich als Reaktion auf das Aussprechen/Ansprechen solcher Taten bekam.— Saskia (@Verquer0705) 8. Oktober 2018
Ich als Pflegekraft finde mich nun in der Position wieder, Coping Mechanismen für diese Sexualisierung meiner Profession zu entwickeln. Nicht der Patient, der den eigentlichen Fehler macht, wird zur Rechenschaft gezogen.
— Saskia (@Verquer0705) 8. Oktober 2018
Wer das für übertrieben hält, ein Beispiel. Eine Bekannte von mir wurde massiv von einem Patienten belästigt. Es ging soweit, dass er sie unsittlich berührte und dies auf intimste Art und Weise. Sie berichtete dies ihren Kollegen, welche geschlossen hinter ihr standen. Es ging an
— Saskia (@Verquer0705) 8. Oktober 2018
den Chefarzt der Station, welche ihre Bekundungen nur lapidar mit „Stellen Sie sich nicht so an“ kommentierte. Als sie damit an die PDL ging, zusammen im Gespräch mit dem Chefarzt, meinte diese zu ihr sie habe ein Problem mit dem Nähe/Distanz wahren und solle sich deshalb
— Saskia (@Verquer0705) 8. Oktober 2018
Nicht wundern, dass so etwas passiere. Sie arbeitet ü5Jahre in diesem Haus, hat sich geopfert und kompensiert mit ihrem Team dort vorhandene Mängel. Als Dank dafür bekommt sie reinstes Victim Blaming und der Patient bekommt recht, für sein nicht zu
— Saskia (@Verquer0705) 8. Oktober 2018
Diskutierendes Verhalten.
Dies. Ist. Kein. Einzelfall.
Das ist die Realität vieler Pflegekräfte hier. Die Sexualisierung dieses Berufes muss aufhören.
Ich will nicht mehr beim Daten, als erste Reaktion auf meinen Beruf „Uh da kannst du mich ja auch mal pflegen“ hören.— Saskia (@Verquer0705) 8. Oktober 2018
Ich will keine verzerrte Darstellung von Krankenpflegerinnen in Lackkostümen/Kleidchen, wenn ich „Krankenschwester“ bei Google eingebe. Und ich will dass es aufhört selbstverständlich zu sein anzügliche Bemerkungen in unserem Arbeitsumfeld zu äußern.
— Saskia (@Verquer0705) 8. Oktober 2018
Krankenpflege ist nicht erotisch. Sie rettet Leben, sie ist eine Profession, sie ist die pure Verantwortung und ein Haufen voll Fachwissen. Sie ist nicht sexy und das soll sie auch nicht sein. Akzeptiert das endlich.
— Saskia (@Verquer0705) 8. Oktober 2018
Und es gibt zahlreiche ähnliche Erfahrungen. Leider!
Danke, dass Du das so ausführlich ausformuliert hast! Du hast absolut recht. Das gleiche Problem habe ich teilweise sogar zum Thema „Gewalt“. Patienten und Angehörige, die auf einen losgehen oder einen aufs ärgste verbal angreifen und von den Vorgesetzten, die einen beschützen
— Einfach_Jelly (@Einfach_Jelly) 9. Oktober 2018
sollten, kommt auch nur ein „Hab dich nicht so. „. Laut manchen darf man sich dann ja auch nicht wehren und nicht drauf eingehen. 🙄Es könnte ja noch mehr eskalieren und das wollen wir ja natürlich nicht. Ist schlimm, wenn der AG es nicht schafft, seine MA zu schützen.
— Einfach_Jelly (@Einfach_Jelly) 9. Oktober 2018
🙂 Ich lass mir sowas von Patienten nicht bieten. Es gibt klare Grenzen, die auch ein Patient nicht übergehen darf. Und bezüglich Arbeitgeber… Das sind dann die Stationen, wo in reger Mitarbeiterwechsel ist wahrscheinlich.
— Einfach_Jelly (@Einfach_Jelly) 9. Oktober 2018
In meinen ersten Berufserfahrungen als Kellnerin, als mir der Chefkoch an den Arsch gegriffen hat, wurde ich in ein 4-Augen-Gespräch mit dem Eigentümer verwickelt, dass ich ebenfalls ein Problem mit der professionellen Differenzierung zwischen Nähe und Distanz hätte.
— inner_space (@GoAnnaGrammar) 9. Oktober 2018
In meinen ersten Berufserfahrungen als Kellnerin, als mir der Chefkoch an den Arsch gegriffen hat, wurde ich in ein 4-Augen-Gespräch mit dem Eigentümer verwickelt, dass ich ebenfalls ein Problem mit der professionellen Differenzierung zwischen Nähe und Distanz hätte.
— inner_space (@GoAnnaGrammar) 9. Oktober 2018
Ich bin gelernte Hotelfachfrau. Da ist sexuelle Belästigung an der Tagesordnung. Man wird ständig begrabscht an allen intimen Stellen. Und wenn man sich wehrt, wird man als Hure abgestempelt, die mit jedem Gast in die Kiste springt. (Ich hatte damals denselben Weg zu meinem
— Nächste Generation Mensch: ADHSler (@VWimmers) 9. Oktober 2018
Zimmer wie der Gast zu seinem Zimmer.) Man kann sich alles mögliche anhören und sich kaputt arbeiten. Dafür wird man als Frau mit niedrigem Gehalt/Stundenlohn belohnt. Ich arbeite seit der Geburt meines Sohnes vor etlichen Jahren nicht mehr in dieser Branche. Habe mich lang genug
— Nächste Generation Mensch: ADHSler (@VWimmers) 9. Oktober 2018
„Der Patienten ist doch krank, was kann er Dir schon tun?“
„In den Schritt greifen zum Beispiel.“
„Dann gehst du halt aus dem Zimmer.“
„Genau! Und beim nächsten Klingeln wieder rein und noch mal begrabschen lassen oder was?“
„Ja irgendwer muss sich ja kümmern.“
WTF?
— LAD_in_GAZ (@emergencymum) 10. Oktober 2018