Drei Jungs an der Haltestelle

Die Geschichte ist schon länger her und ich weiss, dass sie Manchen sicher sauer aufstoßen wird, aber ich erzähle sie trotzdem: In der Stadt, in der ich zuerst gefahren bin, gab es Rufbusse - das waren Taxis, die die Buslinie gefahren sind, weil ein Bus damit nicht ausgelastet gewesen wäre.

Die Welt ist verrückt geworden, daran besteht in diesen Tagen kein Zweifel, oder? Da wird es mal wieder Zeit den Blick für die kleinen Dinge zu schärfen, die das Leben lebenswert machen. Manchmal reichen nämlich schon ein Song, ein Auto und die richtige Gesellschaft, um aus einer alltäglichen Fahrt ein kleines Abenteuer zu machen. Musik aufdrehen, Fenster runter, kurz mal den Alltag vergessen – und plötzlich fühlt sich eine einfache Autofahrt an wie eine Szene aus einem Musikvideo. Wer dabei ist, wird es nie vergessen, und wer es sieht, hat entweder Kopfschütteln oder ein breites Grinsen übrig. Wer selbst kein Auto hat, braucht da natürlich eine Mitfahrgelegenheit, aber dafür gibt es ja Mittel und Wege.

Und damit sind wir auch schon inmitten der nun folgenden Geschichte angekommen. Drei Jungs, ein Taxi und ein Deutschrap-Song auf voller Lautstärke – was oberflächlich nach einer chaotischen Szene klingt, ist in Wahrheit einfach pure Lebensfreude. Fenster runter, Arme raus, die Stadt als Bühne für ein kurzes, aber unvergessliches Erlebnis. Nicht jeder mag es feiern, aber für die Beteiligten ist es eine kleine Fahrt in die Coolness. Wie es dazu kam, was die Jungs mit „Tacho, beschder Taxifahrer!“ meinten und warum jemand mit ein paar grauen Haaren immer noch Spaß haben sollte – das erzählt uns Threads-User @sebastian_p_601 in seinem Thread.

Die Geschichte ist schon länger her und ich weiss, dass sie Manchen sicher sauer aufstoßen wird, aber ich erzähle sie trotzdem:  In der Stadt, in der ich zuerst gefahren bin, gab es Rufbusse - das waren Taxis, die die Buslinie gefahren sind, weil ein Bus damit nicht ausgelastet gewesen wäre. Man musste vorher anrufen, dann konnte man mit Taxis zum Busfahrpreis fahren.  Das wurde fast immer von Minderjährigen in Anspruch genommen. Eines Tages bakam ich so einen Auftrag. Die drei Jungs, die an der Haltestelle warteten, sahen aus wie Talahons - das Wort existierte da aber noch nicht. Sie stiegen ein, man kannte sich, begrüßte sich, und natürlich kam die Frage: " kann ich mich mit deinem Auto verbinden?" Na klar durfte er sein Handy mit meinem Auto verbinden. Alle berieten, welchen schlechten Deutschrap man jetzt abspielen sollte, bis einer auf AK außer Kontrolle kam. Große Begeisterung, denn das gewählte Lied passte thematisch sehr gut - "in meinem Benz". Ich fuhr einen W213 200d mit nicht mehr ganz tausfrischem Getriebe. Es war Frühsommer, ich schaltete die Klimaanlage aus und fuhr alle Fenster herunter. Wie durch ein Wunder war die Musik plötzlich auf voller Lautstärke. Meine posse und ich fuhren also mit den Armen aus den Fenstern und lautester Musik mitten durch die Innenstadt. Ganz gemütlich. Den Refrain gröhlten wir mit, auch ich natürlich. Sind wir damit bestimmt einer ganzen Reihe von Leuten auf den Zünder gegangen? - na klar! Habe ich mich völlig zum Brot gemacht? - na sicher!  Habe ich den Jungs damit eine Viertelstunde pure Coolness geschenkt? - aber sowas von! Würde ich das wieder tun? - wann immer ich kann!  Am Ziel verabschiedeten sich die Jungs mit "Tacho, beschder Taxifahrer!" "Beschde Taxifahrt ever!" "Legende, Vallah!" Hin und wieder, wenn ich mal wieder da bin, werde ich von den Jungs erkannt und euphorisch begrüßt. Ich scheine bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben - und ich hoffe, dass sie sich, wenn sie dann erwachsen und im Alltagstrott sind, hin und wieder daran erinnern, dass man auch mit den ersten grauen Haaren noch cool sein kann. Und sein sollte. 😎

Kommentare und Reaktionen:

Die Leute feiern die Story – viele sehen darin einfach eine herrlich unbeschwerte Momentaufnahme und loben die entspannte Einstellung des Fahrers. Klar, ein paar Stimmen diskutieren über Wortwahl (weswegen wir das betreffende Wort zensiert haben) und möglichen Lärm, aber am Ende überwiegt die Begeisterung für diese kleine Generationenbrücke auf vier Rädern.

Kann man so sehen

Das ist doch genau das, was wir alle brauchen: weniger Stock im Arsch! Diese 15 Minuten Fahrt waren Generationenverständigung.

So nämlich

Die Geschichte ist doch echt süß, wem sollte das Sauer aufstoßen? Alle waren glücklich 🥳

Wir sind die Coolsten

meine hip hop phase ist zwar schon ne Weile vorbei, aber ich hätte da erstmal cruisen von massive Töne angeworfen

Respekt

Geiler Move Kollege, so macht man das. Ganz einfach so….

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