Typen wie Liefers und Gottschalk
Alte Besen kehren gut. Alte männliche Prominente hingegen … puh. Da müssen wir uns hin und wieder die Augen reiben. Nicht weil ihre Kehrfunktion eingerostet ist. Es sind eher die Ansichten über Gleichberechtigung, Übergriffigkeiten, angemessene Sprache oder Selbstreflektion, die überholungsbedürftig sind. Vergangene Woche redete sich Thomas Gottschalk in verschiedenen Talkshows und Interviews um Kopf um Kragen. Stichwort: „Ich habe Frauen im TV rein dienstlich angefasst“. Gut, er muss ein Buch promoten und weiß das Triggerspiel für seine Zwecke zu nutzen. Aber mal ehrlich, es ist ein peinliches Schauspiel, bei dem es uns Menschen unter 70 fröstelt. Auch Tatort-Knallbonbon Jan Josef Liefers klingt immer mehr, als würde er den Professortitel nach Drehende unter dem Trenchcoat aus dem Studio schmuggeln, um sich damit in der Kaffeeschlange vorzudrängeln. Er lamentierte medienträchtig, dass “mancher Mann heute viermal nachdenkt, bevor er einer Frau ein Kompliment macht“. Puh … Was soll man da noch sagen?
Es ist immer dasselbe. Es war doch nur gut gemeint! Wieso wollen die Frauen das nicht verstehen? So sind wir Männer halt! Es war doch alles so schön, warum muss man jetzt alles so kompliziert machen? Menno! Gottschalk und Liefers sind zwei Männer des gleichen Typus, deren Zeit im Rampenlicht sich sichtbar dem Ende zuneigt. Aber sie sind nicht allein. Dieter Hallervorden zetert wie Ebenezer Scrooge, wenn es um Gendersternchen geht. Und dann sind da noch Tausende oder Zehntausende Menschen in den Kommentarspalten, die mit zitternder Unterlippe ihren Frust in die Tasten hämmern. Die hektisch „Cancel Culture“ schreien, statt einfach mal die Klappe zu halten und zuzuhören.
Das, was wir jetzt erleben, ist das Aufflackern patriarchalischer Strukturen einer aussterbenden Generation, die ihrem eigenen Ende beiwohnt. Alte Männer, die sich in einer Welt auf Augenhöhe nicht mehr zurechtfinden und wütend mit dem Fuß aufstampfen. Die – vermutlich zurecht – bangen, weil sie nicht die geistige Flexibilität besitzen, um sich auf moderne Zeiten einzustellen. Man möchte sie mit sanfter Entschlossenheit in ihren Lehnstuhl drücken und beruhigend ins Ohr flüstern, dass alles gut wird. Oder man liest ihnen den Thread von @KunterbuntLeben vor. Auch wenn sie vermutlich kein Wort davon verstehen.
Reaktionen und Kommentare:
Schuld sind immer die anderen, das ist ja wohl klar, oder? Genug der Häme. Auch für uns ist ist es ein bisschen schade, die alten Helden im grellen Tageslicht zu sehen, wo ihre Falten nicht von Studioschminke überdeckt werden und kein*e Assistent*in ihnen rechtzeitig ein Glas reicht, um ihren Redefluss zu unterbrechen. Vielleicht dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie eines Tages erkennen, dass sie das Problem sind und nicht die Gesellschaft, die sich gewandelt hat. Aber das sind nur unsere Gedanken. Die X-Community hatte eigene Überlegungen zum Thema!
Mimimi
Fremdscham incoming
Macht korrumpiert
Aber sie hat sich nicht gewehrt!
Thomas wer?
Er meint es doch nur gut
So schwer ist es gar nicht
Jetzt so richtig in Kopfschüttelstimmung? Dann bitte hier entlang: